Schwandorf
22.05.2018 - 13:12 Uhr

Müllwerker an der Leistungsgrenze

Sperrmüllaufkommen mehr als doppelt so hoch wie vor vier Jahren

<p>Das nächste Metallteil landet im Fahrzeug. Die Müllwerker der Firma Hofmann waren am Dienstag in Kreith unterwegs.</p>
 Clemens Hösamer

Das nächste Metallteil landet im Fahrzeug. Die Müllwerker der Firma Hofmann waren am Dienstag in Kreith unterwegs.

(ch) "Beim letzten Mal sind wir vielleicht zweimal am Tag zum Ausleeren ans Müllkraftwerk gefahren. Diesmal waren Tage dabei, an denen wir sechsmal gefahren sind," sagt Georg Hofmann. Der Geschäftsführer der gleichnamigen Firma in Burglengenfeld, die die Sperrmüllabfuhr unter anderem in den Schwandorfer Stadtteilen übernommen hatte, war von der Menge genauso überrascht wie Pressesprecher Hans Prechtl vom Landratsamt. "Wir haben Puffertage eingeplant. Die haben aber nicht gereicht," bekräftigen beide. In den Dörfern westlich von Schwandorf wurden die letzten Sperrmüllmengen am Mittwoch entsorgt. Parallel läuft die Abfuhr in Schwarzenfeld durch die Firma Veolia (Nabburg). Schon Anfang des Monats hatte sich abgezeichnet, dass sich die Termine nicht halten lassen.
"In der vergangenen Woche haben wir 83 Tonnen Sperrmüll und 71 Tonnen Holz abgefahren," berichtet Hofmann den Oberpfalz-Medien. "Vor vier Jahren waren es in der gleichen Woche jeweils 27 Tonnen Sperrmüll und Holz." Viel Arbeit für die Müllwerker, dazu kam, dass sich entsorgte Polstermöbel bei Regenschauern vollsaugten und bleischwer wurden. Die Abfuhr in Krondorf wurde wegen des beginnenden Volksfests vorgezogen, deshalb habe sich die Reihenfolge nochmals geändert, sagte Hofmann. Am Mittwoch war die Tour geschafft. Seine Leute seien an ihre Leistungsgrenze gegangen, sagte Hofmann.
"Wir gehen gegenüber 2014 von mindestens der doppelten Menge aus", wagte Prechtl gegenüber der Redaktion eine Prognose. Vor vier Jahren waren im Landkreis 873 Tonnen Sperrmüll, 839 Tonnen Altholz und 16 Tonnen Schrott gesammelt worden. Trotz des "flächendeckenden Netzes an gut funktionierenden Recyclinghöfen" habe sich offenbar bei den Bürgern einiges angesammelt, sagte Prechtl, "weit mehr, als zu erwarten war." Die gute Konjunktur habe eben auch auf das Konsumverhalten durchgeschlagen, gerade Möbel wurden offenbar neu angeschafft. Was ausrangiert wurde, lässt sich nun an den Straßenrändern besichtigen. Die Kosten für die Sperrmüll-Entsorgung lagen für den Landkreis vor vier Jahren noch im fünfstelligen Bereich.Das wird in diesem Jahr nicht reichen. Ein "niedriger sechsstelliger Betrag" werde diesmal wohl fällig werden, sagte Prechtl. Die Kosten fließen in die Kalkulation für die Müllgebühren ein.
Auch wenn das Aufkommen hoch ist: Im Müllkraftwerk bereitet das kein Kopfzerbrechen, wie ZMS-Verbandsdirektor Thomas Knoll der Redaktion berichtete. Holz und Schrott werden ohnehin ausgesondert, beim Müllkraftwerk landet der Rest. Bei einem Durchsatz von rund einer Tonne Brennstoff pro Minute gehen diese zusätzlichen Mengen beinahe unter.
Sorgenfalten bereiten dem ZMS eher die Privatanlieferer, die ans Müllkraftwerk oder die Umladestationen kommen. Sie haben bis Mitte Mai bereits 4000 Tonnen mehr Müll in die Bunker gekippt, als kalkuliert. Aufs Jahr gerechnet wäre das ein Plus von 10000 Tonnen - und das angesichts der Tatsache, dass das MKW schon im vergangenen Jahr beinahe voll ausgelastet war. Dazu kommt, dass der Heizwert des angelieferten Mülls sehr hoch ist, was die Durchsatzmenge reduziert. "Immer mehr Plastik" komme an, sagte Knoll, vor allem auch von Firmen. Das chinesische Einfuhrverbot auf bestimmte Kunststoffabfälle schlage durch, sagte der Verbandsdirektor. Der Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS) setzt auf die neue Sortieranlage in Bodenwöhr, die derzeit die ersten Testläufe absolviert. In zwei Wochen, hofft Knoll, könnte dort der Betrieb starten.

 
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