Schwandorf
14.06.2023 - 11:33 Uhr

Ein „N“ aus Kupfer, aber keine Bilder bei Ausstellung im Oberpfälzer Künstlerhaus

Seine Bilder bestücken derzeit eine Retrospektive in Madrid. Für die zeitgleiche Ausstellung im Oberpfälzer Künstlerhaus zu Ehren seines 50. Geburtstages hat sich André Butzer etwas anderes überlegt. Mit- und Nachdenken ist gefragt.

"N" wie "NASAHEIM": André Butzer zu Gast in der Kebbel-Villa - ganz ohne Bilder. Bild: Gerhard Goetz/exb
"N" wie "NASAHEIM": André Butzer zu Gast in der Kebbel-Villa - ganz ohne Bilder.

Das aktuell so geballte Interesse an seinen Arbeiten empfinde er als Freude, lässt André Butzer auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien wissen. Während nun also seine seit 1994 entstandenen, farbmächtigen Bilder des selbst deklarierten „Science-Fiction-Expressionismus“ im spanischen Museo Nacional Thyssen-Bornemisza und im übrigen auch noch in der Miettinen Collection in Berlin Eindruck machen, besticht in der Kebbel-Villa ein völlig anderes Butzer-Konzept.

Keine Bilder an Wänden. Nicht einmal Bilder. Stattdessen dominiert ein großes, N aus Kupfer das Erdgeschoss, Lack-beschriftet mit „Wiedergeburt“ auf der Vorderseite und dem griechischen „auch hier nämlich sind anwesend Götter“. Mehrere kleine Ableger aus Karton, versehen mit griechischen Worten und Sentenzen, bevölkern die beiden Stockwerke. Die umgebenden Bücher über Künstler und Kunst laden zum Betrachten, aber nicht zum Schmökern ein. Drei Stockwerke, „ein Denkraum“, so die Beschreibung des künstlerischen Leiters des Oberpfälzer Künstlerhauses, Jürgen Dehm. „Man muss sich die Bilder vorstellen“, ergänzt Butzer.

Ein ganz eigener Kosmos

Das „N“ hat allerdings durchaus Tradition bei Butzer, erschuf er doch das fiktionale „NASAHEIM“, das er als Lokalisation des Bildes an sich deklariert: "Wir können nicht hin. Aber wir stehen in Resonanz.“

„Es ist ein eigener Kosmos, den Butzer entwickelt und für den er den Terminus "NASAHEIM" imaginiert hat. In dieser Wortschöpfung entwickelt sich mit NASA, was auf Ferne, Technologie etc. verweist und HEIM, was Nähe und Geborgenheit konnotiert, ein Spannungsverhältnis zwischen zwei weit entgegengesetzten Polen“, konkretisiert Dehm. Eine Wanderung mit dem Künstler im Stubaital in Tirol – bei strömendem Regen – gab ihm die Gelegenheit, mehr über Butzers Gedankenwelt und die philosophischen Grundlagen seiner künstlerischen Praxis zu erfahren.

Verhältnis zwischen nah und fern

Dass sich nun gleich zwei Ausstellungen André Butzers Œuvre widmen, ist keineswegs Zufall: Die Schau in der Kebbel-Villa versteht sich als Gegenstück zur Madrider Retrospektive: „Beide Ausstellungen sind unterschiedlich angelegt, ergeben jedoch zusammen ein Ganzes, das den künstlerischen Kosmos André Butzers in bislang einzigartiger Form umfasst“, konstatiert Dehm. Das Verhältnis „Nah und Fern“ werde durch die unterschiedlichen Orte wieder aufgegriffen – zum einen Madrid, eine Metropole, die Hauptstadt Spaniens, zum anderen Schwandorf in der Oberpfälzer Peripherie. Beide Präsentationen stünden sich aber in nichts nach, es bleibe vielmehr den Besucherinnen und Besuchern überlassen, wo sie den Schwerpunkt setzen möchten.

Der Künstler sagt: Er liebt die Oberpfalz

André Butzer, der nach eigenen Angaben die Oberpfalz liebt und mit dem Publikum nur die besten Erfahrungen macht, wünscht sich von den Betrachterinnen und Betrachtern „Besinnung. Aufenthalt. Präsenz. Nähe“. Sich und sein Werk beschreibt er übrigens so: „Ich bin Diener der Tradition. Ich trage fort, was man mir in die Hände gegeben hat“. In der Jugend habe er Musiker werden wollen, aber es seien zu viele Kabel und Geräte gewesen, die er nicht habe bedienen können. Poet sei er auch.

Bereits kurz nach der Eröffnung scheint die Rechnung des künstlerischen Leiters aufzugehen, begrüßt er doch viele Gäste, die aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland anreisen. Er freut sich zudem über „ein breitgefächertes Publikum, über Kunstinteressierte genauso wie über Kunstexperten aller Altersstufen. Unsere Ausstellungen sind seit einigen Monaten kostenfrei, auch wenn man wenig Zeit hat, kann man kurz vorbeischauen und sich in ein paar Minuten einen Eindruck verschaffen“. Für die aktuelle Schau sollte man sich aber vielleicht doch ein wenig Zeit nehmen, da sie Denkprozesse anrege und auch Fragen zum eigenen Selbst aufwerfe.

Und für alle, denen der Besuch in der Kebbel-Villa Lust auf mehr Hintergrund macht: Es liegen zahlreiche Publikationen des Künstlers bereit. Der Katalog zur Ausstellung im Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid natürlich auch.

Hintergrund:

Zu Person und Ausstellung

  • André Butzer, bildender Künstler, geboren 1973 in Stuttgart, bekannt durch seinen "Science-Fiction-Expressionismus", seine Werke finden sich den Sammlungen bedeutender Museen. André Butzer lebt in Berlin.
  • Einzel-Ausstellung André Butzer, noch bis 23. Juli in der Kebbel-Villa/Oberpfälzer Künstlerhaus, Schwandorf, Dienstag bis Donnerstag 13 bis 17 Uhr, Sonntag 11.30 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Eintritt frei
  • Führung durch die Ausstellung am Sonntag, 16. Juli um 14.45 Uhr
 
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