Schwandorf
08.12.2020 - 17:40 Uhr

Neuer Partner für Entsorgung: Schlamm für Franken

Für die Verbrennung von getrocknetem Klärschlamm aus Schwandorf verhandelt der ZTKS mit einem neuen Partner. Straubing ist "out", Franken dafür im Blick.

Die Klärschlammtrocknungsanlage des ZTKS soll im kommenden Jahr 30000 Tonnen durchsetzen. 2020 waren es lediglich 8000 Tonnen. Bild: Hösamer
Die Klärschlammtrocknungsanlage des ZTKS soll im kommenden Jahr 30000 Tonnen durchsetzen. 2020 waren es lediglich 8000 Tonnen.

Der Zweckverband thermische Klärschlammverwertung, ZTKS, streckt seine Fühler nach Franken aus: Wie Verbandsvorsitzender Oberbürgermeister Andreas Feller am Dienstag bekanntgab, laufen Verhandlungen mit der Stadtentwässerung Nürnberg (SUN). Das Mitbringsel: 12500 Tonnen hochgetrockneter Schlamm pro Jahr.

In der neuen Anlage des ZTKS in Schwandorf wird Klärschlamm der Mitgliedskommunen getrocknet. Das Trockengut - rund 12500 Tonnen im Jahr - wird verbrannt. Bis zum Jahr 2029 muss Phosphat - ein wertvoller und endlicher Dünger - aus dem Schlamm rückgewonnen werden. Zunächst wollte sich der Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS) an einer in Straubing geplanten Monoverbrennungsanlage beteiligen. Der ZTKS kann über das Verbandsmitglied ZMS entsorgen. Die Verhandlungen platzten aber im letzten Moment.

Nun plant die Nürnberger SUN eine Monoverbrennungsanlage mit Phosphatrückgewinnung. Sie soll den Schlamm aus der Frankenmetropole und den umliegenden Orten entsorgen. Wie aus den Ausschreibungsunterlagen hervorgeht, wird aber auch mit 12500 Tonnen Anlieferung von "externen" Partner gerechnet. Das ist kein Zufall, wie ZTKS-Geschäftsführer und ZMS-Verbandsdirektor Thomas Knoll den Oberpfalz-Medien bestätigte. Je nach Standort - in Nürnberg sind zwei in der Diskussion - könnte das Material per Bahn angeliefert werden.

In der ZTKS-Sitzung äußerte sich OB Feller nicht näher zu den laufenden Verhandlungen. Die genaue Ausgestaltung der künftigen Geschäftsbeziehung ist noch unklar, angestrebt wird eine interkommunale Zusammenarbeit – also möglicherweise ein Beitritt des ZTKS zu einem Nürnberger Zweckverband.

Diese interkommunale Zusammenarbeit für die gesicherte Klärschlammentsorgung werde für immer mehr Kläranlagenbetreiber interessant, sagte Feller in seinem Bericht. Entsprechend großes Interesse herrsche an der Arbeit des ZTKS. "Wir sind da in einer Vorreiterrolle", sagte Feller.

Die Probleme mit der hohen Stickstoffbelastung des Brüdenwassers der Trocknunganlage würden momentan bearbeitet, sagte Feller. Über ein "Einspeisemanagement" werde geregelt, dass keine zu hohe Stickstofflast in der Schwandorfer Kläranlage ankommt. Der ZTKS müsse noch eine technische Lösung erarbeiten. "Das bekommen wir hin", sagte Feller. Wegen der Probleme kalkuliert der ZTKS aber nur mit etwa 60 Prozent Leistung (30000 Tonnen) der Trocknungsanlage, 50000 Tonnen wären theoretisch möglich.

Der ZTKS macht hohe Schadenersatzansprüche gegen Unternehmen geltend, die am Bau der Trocknungsanlage beteiligt waren und verspätete oder mangelhafte Arbeit abgeliefert haben. Im öffentlichen Teil der Sitzung wurden keine Summen genannt. Die verspätete Fertigstellung der Anlage sorgte dafür, dass der ZTKS den Klärschlamm seiner Mitglieder nicht selbst trocknen und Entsorgen konnte, sondern abgeben musste – zu teils horrenden Kosten. Die schlagen auf die Entgelte der Mitglieder zurück. Diese Mehrkosten will sich der ZTKS auf juristischem Wege über Schadenersatz zurückholen.

Kämmerer Markus Decker stellte den Wirtschaftsplan des ZTKS vor. Nach seiner Kalkulation wird das Entsorgungsentgelt, das die Mitglieder je Tonne angelieferten Klärschlamms zu bezahlen haben, in den kommenden Jahren sinken. 2022 liegt es laut Finanzplan bei 127,40 Euro (alles netto); für 2023 sind 119, für 2024 pro Tonne 113 Euro kalkuliert. Diese Kosten sind wichtig für die Kommunen: Sie fließen mit in die Berechnung der Abwassergebühren ein, und stehen letztlich bei den Bürgern und Unternehmen mit auf dem Gebührenbescheid.

Schwandorf07.12.2020
Hintergrund:

Wirtschaftsplan des ZTKS

Die Eckdaten des Wirtschaftsplans 2021 des Zweckverbands thermische Klärschlammverwertung Schwandorf, ZTKS (Zahlen in Euro)

  • Erfolgsplan (laufendes Geschäft): Erträge 5,35 Millionen; Aufwendungen 5 Millionen; Überschuss: 348700.
  • 42000 Tonnen Klärschlamm sollen angenommen, 30000 Tonnen davon in Schwandorf getrocknet werden.
  • Entsorgungsentgelt je Tonne (netto):127,40 (2020: 146,00).
  • Größter Aufwand: Umleitung Schlamm in andere Anlagen: 1,62 Millionen; Transporte und Entsorgung Trockenschlamm: 1,06 Millionen; Dampf und Strom für Trocknungsanlage: 630000.
  • Vermögensplan (Investitionen): 4,2 Millionen in Einnahmen und Ausgaben; Einnahmen: Kredite aus Vorjahr 2,785 Millionen, Abschreibungen 880000; Ausgaben: Bau Trocknungsanlage 3,08 Millionen; Tilgung 1,01 Millionen.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.