Unter dem Titel „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer“ greift Autor und Verleger Wolfgang Proske ein Tabuthema auf, indem er die Vergangenheit von Personen veröffentlicht, die während des Nazi-Regimes Angst und Schrecken verbreitet haben. Einer der Sammelbände hat die Oberpfälzer Kreis- und Gauleiter im Visier.
Anlässlich der Tagung der Kreis- und Ortsheimatpfleger am Dienstag in der Schwandorfer Spitalkirche stellte der Herausgeber seine 17-bändige Reihe vor. In der 14. Ausgabe geht es um „Personen mit NS-Vergangenheit“ in der Oberpfalz. „Alle Angaben sind historisch belegt“, erklärte der pensionierte Geschichtslehrer. Er habe in den Archiven geforscht und die Fakten zusammengetragen, versicherte Wolfgang Proske.
Zu seinen Mitarbeitern gehört der Regensburger Historiker und Studiendirektor Erich Zweck. Der ehemalige Geschichtslehrer am Schwandorfer Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium schrieb für den 14. Band einen Artikel mit dem Titel „Die Bürgermeister von Schwandorf von 1929 bis 1946 unter Einbeziehung der Kreisleiter der NSDAP“. Darin befasst er sich mit der Hetze und dem Antisemitismus, "die die damaligen Bürgermeister und Kreisleiter in die Bevölkerung getragen haben". Altlandrat Hans Schuierer schrieb zu diesem Band ein Vorwort und betonte bei der Veranstaltung in der Spitalkirche, wie wichtig die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit gerade in der jetzigen Zeit sei, "in der die Hetze von links und rechts wieder zunehmen“.
Wolfgang Proske musste zur Herausgabe seiner Werke einen eigenen Verlag gründen. „Ich habe für dieses Thema keinen Verleger gefunden“, so der Autor. Und er versichert im Nachhinein: „Das war die beste Entscheidung meines Lebens“. Denn jetzt stehe es ihm frei, Tabuthemen aus der Nazi-Vergangenheit aufzugreifen und zu publizieren. Er sehe sich zwar hin und wieder Anfeindungen von Angehörigen ausgesetzt, doch zu juristischen Auseinandersetzungen sei es bisher noch nicht gekommen. Warum auch: „Die Fakten sind alle historisch belegt“.
Historiker Erich Zweck arbeitet derzeit an einer weiteren Abhandlung. Unter dem Titel „Neues aus dem Stadtarchiv, Band 6“ stellt er im Dezember einen Aufsatz vor, in dem er über die jüdische Gemeinde „Cheruth“ und deren Synagoge in Schwandorf in den Jahren 1945 bis 1949 schreibt. „Von der weiß praktisch niemand etwas“, so der pensionierte Studiendirektor, der bei seinen Nachforschungen auf überraschende Entdeckungen gestoßen ist.
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