Ende vergangenen Jahres hat der EU-Ministerrat die neue Kommunalabwasserrichtlinie final beschlossen. Sie regelt unter anderem die Eliminierung von Spurenstoffen im Wasser – wie zum Rückstände von Arzneimitteln. Ende März diesen Jahres wird an der Asklepios Orthopädischen Klinik eine Pilotanlage in Betrieb gehen, die genau dies zum Ziel hat: Aus dem vorab durch das herkömmliche System gereinigten Abwasser noch mehr pharmazeutische Spurenstoffe wie zum Beispiel Röntgenkontrastmittel zu eliminieren.
Verantwortlich für die Testanlage zeichnet laut einer Mitteilung der Klinik die Abionik-Group, ein Umwelttechnologie-Anbieter für Wasser- und Luftaufbereitung als Teil der "Wilo SE" in Dortmund. "In der Pilotanlage werden – in enger Zusammenarbeit mit der Klinik und einem zertifizierten Fachlabor – gezielt Versuche durchgeführt werden", schreibt die Klinik weiter.
Auch Klinik-Geschäftsführer Felix Sasse ist gespannt auf die Ergebnisse, die nicht nur Auskunft über die aktuelle Situation und eventuellen Handlungsbedarf geben, sondern die generell für alle Kliniken und deren Abwasserbeseitigung von Bedeutung sein könnten. Man habe sich deshalb sofort bereit erklärt, seinen Teil an dem Pilotprojekt beizutragen, schließlich gehe es um sauberes Wasser als höchstes Gut. Zumal in den Industrieländern die Umweltbelastung durch Medikamente in Gewässern hauptsächlich über den „Umweg Mensch“ geschehe, der Arzneimittel einnehme und einen Teil von ihnen wieder ausscheide, womit sie ins Abwasser gelangen.
Warum die Pilotanlage, warum Lindenlohe? Die Erklärung gibt Peter Donhauser, Technischer Leiter der Klinik: Man verfüge dort bereits über eine eigene Kläranlage mit einem Membran-Bioreaktor (MBR), der sehr gut funktioniere und qualitativ hervorragendes Wasser für die folgende Entfernung von Arzneimitteln darstelle.
Durch die Kombination von MBR und granulierter Aktivkohle könnten zum Beispiel die Betriebskosten der Aktivkohlestufe deutlich reduziert werden. Das geschlossene Abwasser-Wasserkreislaufsystem sei ideal geeignet, um eine zusätzliche, vierte Klärstufe – sprich, die Pilotanlage – zu integrieren, ohne eine betriebsrechtliche Änderung der Kläranlage nötig zu machen. Zudem werde das Oberflächenwasser getrennt entwässert, was aussagekräftige Testergebnisse ermögliche.
Der Testablauf beginnt laut Mitteilung mit dem Einleiten des Klinikabwassers in das „alte“ System“, von wo aus es in die Versuchs-Klärstufe und von dort in eine GAK-Testsäule geleitet wird. Dort werden die Restbestände aus persistenten Antibiotika, Schmerzmittel, Hormone, Blutdrucksenker, Psychopharmaka etc. gemessen. Anschließend folgt die Rückspülung. Die Auswahl der zu analysierenden Spurenstoffe erfolgt auf Grundlage der in der Klink eingesetzten Medikamente. In Lindenlohe seien dies neben Röntgenkontrastmitteln Antibiotika, beziehungsweise deren Resistenzen.
Die Pilotanlage soll ein Jahr in Betrieb bleiben und in dieser Zeit kontinuierlich Testergebnisse liefern. Dabei soll parallel auch die Leistung alternativer, nachhaltiger granulierter Aktivkohlen auf Basis von Holz und Kokosnuss geprüft werden. „Ich erwarte wertvolle Erkenntnisse und in der Folge dauerhafte signifikante Verbesserungen in der Wasserreinigung und -aufbereitung von Krankenhäusern aller Fachrichtungen“, ist sich Felix Sasse sicher.
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