Ihr Outfit erinnerte eher an einen Clown, denn an eine echte Raumpflegerin, und tatsächlich brachte sie schon vor Beginn des Auftritts Stimmung in die überwiegend weibliche Zuschauerriege, die immer wieder in die Darbietung eingebunden wurde. Am härtesten traf es einen der drei anwesenden Männer, der zu einem Experiment nach vorn kommen sollte. "Kennen Sie Yoga?", war da die Frage, wobei sich der Ratgeber in der Hand der hellgrün bekittelten Abstauberin als einer für Tantra-Yoga aus dem Stapel mit dem Kamasutra entpuppte. Neuer Zwerchfellkitzel war da zu erwarten, als beide eine der Übungen zu probieren versuchten und beinahe umkippten.
Wie „Ilona“ zu verstehen gab, sei es nicht ihr erster Job. Als „Bibliotheks-Fußbodenkosmetikerin“ erfüllte sie nämlich ihre Aufgabe nicht ganz zur Zufriedenheit ihres früheren Arbeitgebers. Sie habe bei der Arbeit etwas zu oft Bücher gelesen. Nur die verschiedenen Formate gefielen ihr nicht, gerne hätte sie die Bände mit der Handkreissäge auf eine Größe gestutzt. Darum hat sie schließlich nicht nur die Bibliothek, sondern auch Stadt und Land verlassen, um ihr Wissen über Bücher anderen Menschen zu vermitteln.
Die Zehn Gebote, die Gott Moses auf eine Steintafel schreiben ließ, hält sie für das älteste Buch. Die darin enthaltenen Gebote ergänzt sie auf ihre ganz eigene komödiantische Art, wie "du sollst deine Putzfrau nicht töten" oder, wie man den Kindern angeraten hat, "du sollst nicht eher brechen, bis der Eimer da ist". Keiner lese wohl heutzutage die Bibel ganz und diese werde immer kleiner, wie sie in einigen Beispielen verdeutlichte.
Nach den Steintafeln wurde auf Ton geritzt, dann kam Papyrus und Schriften auf Tierhäuten, wie man sie in den Höhlen von Qumran gefunden hat. Dann folgte Pergament, auf das Mönche, die weder Lesen noch Schreiben konnten, in den Klöstern heilige Schriften abschrieben, weil deren Inhalte nur dem Klerus zugänglich sein sollten. Beschrieben wurden die Folgen im Buch "Der Name der Rose".
Waren Bücher in früheren Zeiten nur einem kleinen Kreis von lesekundigen Menschen zugänglich, sorgte Luther mit seiner Bibelübersetzung in Verbindung mit der Erfindung der Buchdruckerkunst dafür, dass der Inhalt der Bibel allen Menschen zugänglich wurde. Heute kann man sich ein Leben ohne Bücher nicht mehr vorstellen. Schon Kinder bekommen von ihren Omas Märchen vorgelesen, doch sind diese nicht immer so harmlos, wie man denkt, was sie an einem deftigen Beispiel deutlich machte. Nach den Märchen kommen die Sachbücher, die großen Romane aber auch Liebesbücher. So mancher Leser verzweifelt, wenn nichts mehr zum Lesen da ist. Doch da gibt es ja heutzutage noch das E-Book, das man sich aus dem Internet holen kann. Vor allem haben diese den Vorteil, dass sie keinen Platz wegnehmen und Schränke füllen.
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