Sollten Senioren ab einem gewissen Alter auf ihre Fahrtauglichkeit geprüft werden? Wenn es nach der EU geht, ja. Es gibt Pläne für eine Führerscheinreform, laut der Menschen ab 70 alle fünf Jahre zu einer Überprüfung sollen.
Das Unfallrisiko älterer Autofahrer ist allerdings nicht wesentlich höher als bei anderen Verkehrsteilnehmern. "Eine signifikante Häufung sehe ich nicht", sagt zum Beispiel Marion Zenger von der Polizeiinspektion Nabburg. "Senioren sind hier im Gegensatz zu anderen Altersgruppen nicht auffallend."
Meldung bei Auffälligkeiten
Sollten sich nach einem Unfall oder bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle allerdings Zweifel ergeben, ob eine Person ihr Fahrzeug noch sicher führen kann, werde das an die zuständige Führerscheinstelle gemeldet. Laut Reinhold Strobl, Bezirksvorsitzender der SPD-Senioren in der Oberpfalz, hätten ältere Menschen im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil gar eine unterproportionale Unfallbeteiligung. Eine verpflichtende Überprüfung und die verallgemeinernde Unterstellung, Senioren seien ein Risiko für die Verkehrssicherheit, lehnen er und die SPD-Senioren daher ab.
Es müsse ja nicht unbedingt eine gesetzliche Verpflichtung oder gleich ein Führerscheinentzug sein, findet Reinhold Ziermeier, Vorsitzender der Verkehrswacht Schwarzenfeld. "Fakt ist: Bei uns auf dem Land brauchen Senioren ihren Führerschein, um möglichst lange selbstbestimmt leben zu können." Seine Idee ist, dass Senioren den ersten Schritt machen sollten, bevor ihnen etwas verboten wird. Auch er betont, dass Senioren nicht überproportional viele Unfälle verursachen. "In Summe sind Senioren eher nicht das Problem. Junge Verkehrsteilnehmer verursachen eigentlich mehr Unfälle." Dass es mit zunehmendem Alter zu immer mehr Einschränkungen und Unsicherheit komme, stimme allerdings dennoch, so Ziermeier. Dass Senioren in absoluten Zahlen weniger Unfälle verursachen, würde zudem auch dadurch beeinflusst, dass sie in der Regel insgesamt weniger fahren, heißt es außerdem in einem Bericht der dpa.
Deshalb sollten Senioren die Initiative ergreifen und freiwillig das Autofahren üben. Solche Fahrtrainings bietet zum Beispiel die Verkehrswacht an. Es gebe die Möglichkeit von Trainings auf geschützten Übungsplätzen oder begleiteten Sichtfahrten im Straßenverkehr. "So kann man schauen: Was kann ich denn noch, wo sind meine Grenzen?", erklärt Reinhold Ziermeier. Denn auch wenn man Probleme habe, müsse die Konsequenz ja nicht sofort sein, den Führerschein ganz abzugeben. Wer sich zum Beispiel nicht mehr so gut umdrehen kann, dem kann ein dritter Spiegel Abhilfe schaffen.
Von April bis Oktober bietet die Verkehrswacht Schwarzenfeld jeden Samstag ein Training an – für junge Kraftfahrer bis hin zu Senioren. Gerade Senioren wären ein interessantes Publikum, findet Ziermeier, jedoch seien diese schwer zu erreichen. Nur wenige ältere Menschen würden in die Fahrtrainings kommen. Er vermutet, dass sie Angst haben könnten, ihnen wird der Führerschein entzogen, wenn sich bei der Übungseinheit Probleme zeigen. Das passiere jedoch keinesfalls.
Fahrtraining nach Zielgruppe
Je nach Zielgruppe schaut ein solches Fahrtraining anders aus. Während es bei jungen Fahrern eher darum geht, zu lernen, wie man sein Fahrzeug bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten kontrolliert, liege der Fokus bei Senioren anderswo. "Der Senior fährt ja von Haus aus vorsichtig. Der weiß in der Regel, dass er Einschränkungen hat, und fährt langsam", so Ziermeier. Senioren müssten eher die Abmessungen ihres Autos einschätzen lernen, Parkübungen machen oder Techniken lernen, die ihnen das Fahren erleichtern können.
Generell gelte: "Das Geburtsdatum sagt nichts darüber aus, ob eine Person fahrtüchtig ist. Es gibt auch kein Verfallsdatum für den Führerschein. Bis zu welchem Alter man ohne Leistungseinbuße Auto fahren kann, ist individuell verschieden", so Reinhold Ziermeier. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat empfehle einen jährlichen Sehcheck ab 40 Jahren, einen Hörcheck alle zwei Jahre ab 60. Dazu zähle auch die Überprüfung von Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen. "Unabhängig vom Alter können aber auch Krankheiten und Medikation die Fahrtüchtigkeit beeinflussen." Seine Kenntnisse regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und in Übung zu bleiben würde die Sicherheit im Straßenverkehr ebenso bereichern.
Unfallzahlen im Landkreis Schwandorf
- Junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre): Beteiligung an insgesamt 296 Verkehrsunfällen im Jahr 2022; davon 176 durch die jungen Erwachsenen verursacht
- Senioren (ab 65 Jahre): Beteiligung an insgesamt 260 Verkehrsunfällen; davon 164 durch die Senioren verursacht
- (Quelle: Polizeipräsidium Oberpfalz)
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.