1. Juni kurz vor 9 Uhr. Der Pendler-Parkplatz ist zu etwa drei Viertel belegt. Am Tag 1 des 9-Euro-Tickets herrscht auf dem Schwandorfer Bahnhof business as usual. Züge aus Ost, West, Nord und Süd treffen zum Stundenwechsel ein. Es wird aus-, ein- und umgestiegen - an diesem Mittwoch nicht mehr als sonst. Ein Ehepaar fährt zum Wandern in die Alpen.
Das 9-Euro-Ticket nehmen die Beiden gerne dafür in Anspruch. Allerdings wären sie auch mit dem Bayern-Ticket zu ihrem Freizeitvergnügen gefahren. In etwa das Gleiche erzählt eine Frau aus Freising Oberpfalz-Medien. Sie besucht ihre Tochter, die Geburtstag feiert. Sie fährt üblicherweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Nicht nur die Preisersparnis findet sie gut, sondern auch die Tatsache, "dass ich nicht an einen Zug oder eine bestimmte Zeit, wie beim Bayern-Ticket, gebunden bin". Eine ältere Dame, die zum Einkaufen fährt und weder Auto noch Führerschein besitzt, ist glücklich über die Ersparnis, "weil ich wenig Geld habe".
Einzige echte Neu-Pendlerin und Umsteigerin von Auto auf Zug ist eine Nabburgerin. Das nächste Vierteljahr wird sie mit der Bahn zu ihrer Arbeitsstelle nach Amberg fahren. Für eine verlässliche Auskunft, ob viele Pendler diesem Beispiel folgen, ist es einer Mitteilung der Länderbahn zufolge noch zu früh. Für die Nabburgerin - Benzin und Parkhaus gerechnet- zahlt sich das günstige Monatsticket mehr als aus, auch wenn sie in Zeit für Hin- und Rückfahrt investieren muss.
Billige Ausflugsfahrten
Auf dem Land wird ihrer Meinung nach das 9-Euro-Ticket nicht den gewünschten Effekt bringen. Wer erst mit dem Auto zum nächstgelegenen Bahnhof fahren müsse, werde weiterhin ausschließlich das Auto nutzen. Ein anderer Fahrgast pflichtet ihr bei. Das Hauptziel, Arbeitnehmer zu entlasten und sie für öffentliche Verkehrsmittel zu gewinnen, werde verfehlt, wenn das Angebot primär für Ausflugsfahrten genutzt werde. Zum Vergleich: Ein Bayern-Ticket, einen Tag gültig, kostet bei fünf Personen 11,60 Euro pro Person. Das 9-Euro-Ticket gilt einen Monat in allen Nahverkehrszügen.
"Das war schon anders"
Im DB-Reisezentrum sind die Schlangen am Mittwochvormittag ebenfalls überschaubar. "Das war schon anders", heißt es auf Nachfrage am Schalter. In den vergangenen Tagen sei enorm viel los gewesen. Gemessen an dem, was er verkauft habe, laufe der Betrieb normal. "Gefühlt etwas mehr", sagt ein Zugbegleiter und verweist für Auskünfte an DB Regio und die Länderbahn. "Heute war das Fahrgastaufkommen bei Oberpfalzbahn und alex weitestgehend normal", heißt es vonseiten der Länderbahn, die unter anderem die Strecken zwischen Weiden, Schwandorf und München, aber auch zwischen München und Prag sowie Schwandorf und Furth im Wald bedient. Auch eine Sprecherin der Bahn spricht "von einem ruhigen Betriebstart".
Allerdings rechnen Bahn und Länderbahn mit einem punktuell erhöhten Fahrgastaufkommen, zum Beispiel an den Pfingstfeiertagen oder auch an Wochenenden, vor allem zu touristischen Zielen. "Das wird aber auch wetterabhängig sein", teilt die Bahn-Sprecherin mit. Ein- und Ausstiege würden in den Sommermonaten über 700 zusätzliche Service- und Sicherheitskräfte unterstützen. Bei Bedarf werde verstärkt. Die Länderbahn will ebenfalls im Rahmen der verfügbaren knappen Ressourcen versuchen Züge in den späten Abendstunden etwa zu verstärken. Die Länderbahn geht zu Hauptverkehrszeiten und an Wochenenden von einer starken Auslastung, insbesondere der Alex-Züge aus. Auf Anfrage von Oberpfalz-Medien empfiehlt die Länderbahn Ausflugsfahrgästen "Zeiten und Ziele zu wählen, die außerhalb der Hauptverkehrszeiten und -verkehrsrouten liegen".
Radl daheim lassen
Ebenso rät sie "Fahrräder zu Hause zu lassen und sich lieber am Zielort welche zu mieten. Eine Mitnahme von Fahrrädern kann aufgrund der begrenzten Kapazitäten in den Zügen nicht garantiert werden und Kinderwägen und Rollstuhlfahrer haben Vorrang". Es sei davon auszugehen, dass an und vor Wochenenden nicht nur Alex-Züge stark nachgefragt seien, sondern "auf allen anderen Verbindungen mehr Fahrgäste in den Zügen anzutreffen sein werden".
9-Euro-Ticket
- Gültig in allen Nahverkehrszügen, nicht gültig in IC, ICE und EC.
- Gültigkeitsdauer ein Monat.
- Auf der Fahrkarte muss der Vor- und Zuname eingetragen werden.
- Dauer des Angebots drei Monate: Juni, Juli und August.
- Kinder unter 6 Jahren reisen kostenfrei, 6-14-Jährige brauchen ein eigenes 9-Euro-Ticket..
- Kauf am Fahrkartenschalter, in Kundenzentren und Verkaufsstellen der jeweiligen Verkehrsunternehmen und Verbünde oder über die "9-Euro-Ticket-App" der DB.
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