"25 Jahre Tierzuchtzentrum Schwandorf" ist ein Gedenken, das der Rinderzuchtverband Oberpfalz RZO nicht ignorieren wollte. So wird es am 7. November, einem Mittwoch, einen Jubiläumsmarkt geben, dessen Besonderheit die Ehrung langjähriger Mitglieder und Kälberfahrer des RZO ist.
Mit mehr als 92 000 Herdbuchkühen ist der Rinderzuchtverband Oberpfalz einer der größten Fleckviehzuchtverbände in Bayern. Eine der Hauptaufgaben des Verbandes ist es, den Mitgliedsbetrieben eine effiziente Vermarktungsmöglichkeit für ihre Tiere zu bieten. Eine wichtige Vermarktungsplattform sind dabei die monatlich in Schwandorf stattfindenden Zuchtviehversteigerungen.
Häufig Spitzenergebnisse
Dabei werden Zuchttiere von bester Qualität (Bullen, Kalbinnen, Jungkühe und weibliche Zuchtkälber) angeboten. "Eine ganze Reihe von Top-Züchtern der Rasse Fleckvieh ist bei uns im Verband organisiert", sagt RZO-Geschäftsführer Franz Weidinger. So belegten Züchter aus der Oberpfalz bei der Wahl zum "Fleckviehzüchter des Jahres" bei insgesamt 20 Auswertungen achtmal den Spitzenplatz.
Bereits Ende der 1980er Jahre reiften Gedanken, ein neues Tierzuchtzentrum zu erbauen. In Schwandorf gab es damals die sogenannte "Bummelhalle" als Auktionsstätte, am Rande der Altstadt. Heute stehen dort moderne Wohngebäude, nachdem die alte Halle im Zuge des Neubaus an der Hoher-Bogen-Straße im Stadtosten abgerissen wurde. "Das neue Areal, das uns die Stadt damals gegeben hat, war grüne Wiese", erinnert sich Weidinger. Heute ist dort alles überbaut.
Parallel zur Neubauplanung fand 1991 die Gründung des Rinderzuchtverbandes Oberpfalz w.V. statt, zu dem sich die beiden Fleckviehzuchtverbände Regensburg und Weiden sowie die Kälbererzeugergemeinschaft Nordoberpfalz vereinigten. Dann ging es Schlag auf Schlag: Am 7. Mai 1992 erfolgte die Grundsteinlegung für das Großprojekt, am 8. Juli 1993 fand bereits der erste Zuchtviehmarkt in der neuen Halle statt. Auch die ehemaligen Tierzuchtämter Regensburg und Weiden konnten sich dem Zentralisierungsdrang nicht widersetzen und zogen ebenfalls nach Schwandorf um. Auch das war im Juli 1993.
Drei Jahre später wurde erneut gebaut. In das neue Gebäude gleich nebenan zogen der Tiergesundheitsdienst und der Bayerische Bauernverband. Dann war erst einmal Ruhe, zumindest was das Bauen anbelangt - und zwar bis 2015. Da entstand nämlich ein weiteres Raumangebot, als ein Sitzungssaal geschaffen und Büros für Tochtergesellschaften des Bauernverbands (Steuerberater) eingerichtet wurden.
Tiere nicht angebunden
Der nächste Schritt erfolgte 2017. Da wurde die Großviehstallung neu konzipiert, so dass anbindelose Versteigerungen möglich wurden. "Diese Aufstellungsform ist eine große Arbeitserleichterung für Landwirte", versichert RZO-Vorsitzender Erich Pilhofer. Er muss es wissen, denn er steht der großen Vereinigung nicht nur vor, er ist selbst Rinderzüchter mit zahlreichen Tieren. Als Funktionär sieht er noch einen weiteren Vorteil der anbindelosen Versteigerungen: "Wir bieten damit eine zukunftsfähige Vermarktung."
Dass das keine leeren Hoffnungen sind, belegen die Auftriebszahlen. Sie haben sich seither fast verdoppelt, von 421 auf über 700 Jungkühe im Jahr. Weichen musste dafür der Oberpfälzer Bauernmarkt, der über viele Jahre in der Versteigerungshalle und den Stallungen über die Bühne ging und jetzt in Schwarzenfeld eine neue Heimat gefunden hat.
Umsätze
15,3 Millionen Euro beträgt beim Rinderzuchtverband Oberpfalz der Wert der 28 183 vermarkteten Tiere eines Jahres. Gehandelt wird ausschließlich mit Simmentaler Fleckvieh. Diese Tiere kann man doppelt nutzen – für die Milch- und für die Fleischproduktion. 90 Prozent Rinderhalter in der Oberpfalz haben Fleckvieh im Stall stehen.
Den größten Anteil am Umsatz des Verbands hat die wöchentliche Kälber-Festvermarktung, die in der Sammelstelle in Seibertshof bei Luhe (Lkr. Neustadt) über die Bühne geht. 21 000 Kälber wechseln dabei jährlich den Besitzer, also etwa 400 pro Markttag.
Viele Geld spülen auch die Großviehauktionen in die Taschen der Landwirte. 857 Zuchtbullen, Jungkühe und Kalbinnen brachten dem Zuchtverband einen Umsatz von 1,75 Millionen Euro. Bei Kälberauktionen wechselten 3531 Jungtiere den Besitzer, was mit einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro zu Buche schlug.
Die gleiche Summe brachten Großvieh-Exporte ins Ausland – vor allem nach Polen und Kroatien. Früher wurden viele Tiere in die Türkei verkauft, aber das Türkei-Geschäft des Rinderzuchtverbandes ist wegen der Wirtschaftskrise am Bosporus komplett eingebrochen. Insgesamt gingen im letzten Jahr 1020 Tiere über die deutschen Grenzen.
Beim Verkauf ab Stall wurden 991 Stück Großvieh an den Mann gebracht, was einem Umsatz von einer Million Euro entspricht. Der Kälber-ab-Stall-Verkauft brachte eine halbe Million Euro. 700 männliche Zuchtkälber wechselten auf dieses Weise den Eigentümer.
Wer ist der Schönste
Die VFR-Rinderschau, die zuletzt 2015 in Wertingen stattgefunden hat, wird im Oktober 2019 in Schwandorf ausgerichtet. Daran beteiligen sich Rinderzuchtverbände aus ganz Nordbayern.
Die anderen Mieter
Vor einem Vierteljahrhundert wurde mit staatlichen Fördergeldern das Tierzuchtzentrum in Schwandorf gebaut. Hausherr ist der Rinderzuchtverband Oberpfalz (13 Angestellte), der weiteren Organisationen und Ämtern Räume im Haus anbot.
So findet sich im Tierzuchtzentrum das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (19 Beschäftigte) mit seinen fünf Fachzentren Rinderzucht, Mutterkuhhaltung, Schweinezucht und -haltung, Kleintierzucht und -haltung, sowie Forst.
Ansässig ist auch die LKV-Verwaltungsstelle, die für die Leistungsprüfungen Milch, Fleisch und Fisch zuständig ist (5 in der Geschäftsstelle und zahlreiche externe Berater). Büros hat überdies die Geschäftsstelle Oberpfalz des Tiergesundheitsdienstes Bayern (9 Bedienstete) – und last but not least der Bayerische Bauernverband mit seiner Kreisgeschäftsstelle, dem Beratungsdienst, der Buchstelle, der Landsiedlung und einer Steuerberatungsgesellschaft sowie insgesamt knapp 40 Beschäftigten.
Der Rinderzuchtverband Oberpfalz hat 2212 Mitgliedsbetriebe, davon sind die meisten, nämlich 1745, sogenannte Herdbuchbetriebe, in deren Ställen 92 630 Zuchttiere mit Nachweisen stehen. Über 28 000 Tiere werden in einem Jahr über die RZO vermarktet, was einem Umsatz von 15,3 Millionen Euro entspricht. Um diese Arbeit zu stemmen, beschäftigt der Zuchtverband 13 Angestellte.
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