Schwandorf
21.01.2021 - 10:50 Uhr

Schatten auf der Erfolgsbilanz der Arbeitsagentur

Die Zeit der Vorzeigezahlen ist vorbei. Corona hat der Agentur für Arbeit in Schwandorf gehörig in die Suppe gespuckt, der Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt wird 2020 gestoppt. Agentur-Chef Markus Nitsch sagt, wo es hakt.

Wie die Geschäftsführung der Agentur für Arbeit bei ihrem Blick auf das Jahr 2020 bilanziert hat, war Im Agenturbezirk zeitweise jeder dritte Betrieb in Kurzarbeit. Anders als in früheren Krisen waren Unternehmen jeder Branche und Größe betroffen. Bild: Hartl
Wie die Geschäftsführung der Agentur für Arbeit bei ihrem Blick auf das Jahr 2020 bilanziert hat, war Im Agenturbezirk zeitweise jeder dritte Betrieb in Kurzarbeit. Anders als in früheren Krisen waren Unternehmen jeder Branche und Größe betroffen.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf hat in diesen Tagen zusammen mit seinem Geschäftsführer Operativ Bernhard Lang eine Bilanz des Jahres 2020 gezogen, die mit dem Schlagwort "Corona bestimmt die Arbeitsmarktentwicklung" überschrieben war. Und auch wenn der Wind der Zeitläufte derzeit der jährlichen Bilanzstatistik arg ins Gesicht bläst, so steht die Mittlere Oberpfalz trotzdem nicht besorgniserregend schlecht da, im Gegenteil. Im Reich der Zahlen sieht es sogar ziemlich gut aus: Nitsch wies darauf hin, dass sich die Arbeitslosenquote 2020 auf dem Niveau der Jahre 2015 und 2016 bewege und mit 3,4 Prozent sogar noch um 0,2 Prozentpunkte besser sei als die bayerische Quote. "Und drei Prozent, das bedeutet Vollbeschäftigung."

Die Pandemie warf aber im vergangenen Jahr ihren dunklen Schatten besonders auf jene Unternehmen der Region, die mit ihren Beschäftigten einen Weg durch die Absatz-Krise finden mussten. Dass das vergleichsweise gut gelungen ist, führt Markus Nitsch auch auf die Möglichkeit zur Kurzarbeit zurück. "Das ist ein Instrument, dass es den Unternehmen erlaubt, nach der Krise wieder durchzustarten," zeigt er sich überzeugt. So stabilisierte sich die Lage in den Sommermonaten, der Arbeitsmarkt taute wieder auf; die gebeutelte Hotel- und Gastronomiebranche erlebte im Sommer einige rentable Wochen.

Im Agenturbezirk war zeitweise jeder dritte Betrieb in Kurzarbeit. Bernhard Lang sprach von insgesamt 33 300 Menschen, die in die Kurzarbeit geschickt wurden. Anders als in früheren Krisen waren Unternehmen jeder Branche und Größe betroffen. Teils mussten sie aufgrund behördlicher Anordnungen schließen, teils aufgrund von fehlenden Aufträgen oder weil unter den Bedingungen des Infektionsschutzes nicht mehr wirtschaftlich rentabel gearbeitet werden konnte. Als besonders sinnvoll hat sich erwiesen, die Zeit der Kurzarbeit für Qualifizierungen zu nutzen.

Aber eines ist klar: Die Zahl der arbeitslosen Menschen liegt im Bereich der Agentur für Arbeit Schwandorf erstmals wieder deutlich über dem Vorjahresniveau. Dieser Bereich umfasst die drei Landkreise Schwandorf, Amberg-Sulzbach und Cham und dazu die Stadt Amberg. Sie weisen zusammen 8308 Menschen ohne Beschäftigung auf. Das war zuletzt vor acht Jahren soviel, 2013. Von da an ging es bergauf mit dem Optimismus und bergab mit den Arbeitslosenzahlen. Jetzt sind es auf einmal wieder 25 Prozent mehr.

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Schwandorf13.01.2021

Wie die Analyse in der Behörde ergeben hat, trifft die Coronakrise sowohl jüngere als auch ältere Arbeitnehmer im Agenturbezirk, und zwar gleichermaßen. Eine weitere Folge der angespannten Situation ist, dass die Langzeitarbeitslosigkeit erstmals seit vier Jahren wieder gestiegen ist, und zwar ebenfalls um knapp 25 Prozent auf 1480. Das ist das alte Lied, dass in der Krise fast nur Fachkräfte gute Chancen haben, andere hingegen in den Beschäftigungszug erst gar nicht einsteigen können. Hier sieht natürlich die Agentur besonderen Handlungsbedarf und gibt Millionen für Fortbildung und Qualifizierung aus, "Aktive Arbeitsförderung" heißt das und laut Nitsch betrugen im letzten Jahr die Aufwendungen dafür 28,6 Millionen Euro.

Es gibt noch zwei weitere Messwerte, die am Bild mitmalen: Die Kräftenachfrage der Arbeitgeber in der Region und der Beschäftigungsaufbau im Agenturbezirk. Die Nachfrage nach Arbeitskräften hat sich im Coronajahr spürbar abgeschwächt. Insgesamt meldeten die Betriebe und Verwaltungen knapp 9680 Stellen zur Besetzung, also 23 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Stellenpool befanden sich knapp 4380 Offerten und somit 15 Prozent weniger. Wie tief die Coronakrise ins Wirtschaftsleben eingeschnitten hat, zeigt sich unter anderem anhand der Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Gerade dieser Wert hat regelmäßig nicht nur den Statistikern ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Denn die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist seit über zehn Jahren gestiegen und gestiegen, von 137 000 auf über 167 000. Ein deutliches Zeichen, dass der Agenturbezirk prosperierte, eine, wie Nitsch sagte "ungeheurere Erfolgsgschichte". Jetzt sind es rund 1200 Beschäftigte weniger.

"Corona bestimmt die Arbeitsmarktentwicklung"

Markus Nitsch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf

Markus Nitsch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf

Hintergrund:

Blick in die Region

  • Im Landkreis Schwandorf waren im Jahr 2020 durchschnittlich knapp 2.960 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg von 2,8 Prozent im Vorjahr auf 3,4 Prozent an.
  • Im Landkreis Amberg-Sulzbach waren im Jahr 2020 durchschnittlich zirka 1.750 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg von 2,3 Prozent im Vorjahr auf 2,9 Prozent an.
  • In der kreisfreien Stadt Amberg waren im Jahr 2020 durchschnittlich 1.270 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,2 Prozent im Vorjahr auf 5,3 Prozent an.
 
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