Schwandorf
18.12.2019 - 10:04 Uhr

Der Schlachtplan ist zurecht gelegt

Das Stadtmuseum Schwandorf wird umgebaut, das Konzept für die neue Dauerausstellung steht. Wohin mit den Exponaten, bevor die Bauarbeiter kommen? Museumsleiterin Eva Maria Keil und ihr Team haben gut zu tun.

Die ersten Umzugskartons sind schon da: Leiterin Eva Maria Keil bereitet mit ihrem Team derzeit das Stadtmuseum für den Umbau vor. Da ist einiges einzupacken. Bild: Hösamer
Die ersten Umzugskartons sind schon da: Leiterin Eva Maria Keil bereitet mit ihrem Team derzeit das Stadtmuseum für den Umbau vor. Da ist einiges einzupacken.

Wer schon einmal umgezogen ist weiß, wie wichtig Planung ist, damit die Kartons im neuen Heim auch da landen, wo sie hin sollen. Wie läuft das im Stadtmuseum? Die Kultur-Institution wechselt zwar nicht das Domizil, aber vor dem Umbau muss dennoch allerhand eingepackt und eingelagert werden. Das Museumsteam um Leiterin Eva Maria Keil und Heidi Staudacher ist also gut eingespannt. Auch wenn jetzt über ein Jahr geschlossen ist.

Jahre der Planung und Konzeption liegen hinter Keil und dem Hochbauamt im Rathaus mit Leiterin Barbara Hellerbrand. Mit der Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Vogl und dem Museumsgestalter Tido Brussig wurde das Konzept erstellt, das die innenarchitektonische und inhaltliche Neugestaltung umfasst. "Die Zusammenarbeit klappt hervorragend", betont Keil.

Was soll bleiben?

2010 gab es den ersten Beschluss im Stadtrat für eine Neuausrichtung. Im Juli 2017 hat das Gremium dann endgültig den Umbau auf den Weg gebracht, mit dem Ziel der Barrierefreiheit. Gut eine halbe Million Euro wird das kosten, rund ein Drittel davon dürfte aus Zuschüssen fließen.

Was soll in der neuen Ausstellung bleiben, was soll aus den Depots neu dazukommen, auf was kann künftig verzichtet werden? Alles mit dem Ziel, einen logischen Besucherweg zu gestalten, die Räume großzügiger wirken zu lassen, "obwohl gleich viel drin steht", sagt Keil. Schnell war klar, dass schicksalhaften Tagen der Stadtgeschichte mehr Platz eingeräumt werden soll. Etwa dem Stadtbrand Anfang des 16. Jahrhunderts und dem Bombenangriff 1945. "Das waren die größten Umbrüche im Stadtbild", weiß Keil. Das Konzept steht. Jetzt beginnt die Umsetzung.

Die Geschichte an Persönlichkeiten festzumachen, ist ein zentrales Anliegen des Konzepts. Etwa mit dem Pfleger-Ehepaar Quentel aus dem 16. Jahrhundert. Bilder des Paars sind im Bestand. Die erste gemalte Ansicht Schwandorfs dagegen liegt im Reisealbum des Pfalzgrafen Ottheinrich in der Universitätsbibliothek Würzburg. Da heißt es, sich Abbildungsrechte zu organisieren. Genauso wie zum Bild von Caroline von Spiering. Das Original-Gemälde der 1815 in Fronberg geborenen Freifrau hängt in der "Schönheitsgalerie" von König Ludwig I. im Schloss Nymphenburg. "Ich würde auch gern wissen, wie der Mönch aussah, der um 1006 die erste Erwähnung Schwandorfs als Suainicondorf in eine Urkunde schrieb", scherzt Keil. Von ihm gibt's aber natürlich keine Bild. Die Stadtgeschichte bis Mitte des 19. Jahrhunderts wird wieder im Erdgeschoss Platz finden, dann geht's im Obergeschoss weiter. Etwa mit dem Steinzeug-Geschirr der Tonwarenfabrik über die Eisenbahn-Geschichte bis zum Bayernwerk. Letzteres ist eine Herausforderung, denn das große Modell des Kraftwerks soll in einen anderen Raum verfrachtet werden.

Inventarisierung läuft

Zum Thema "Geschirr" hat das Museum kürzlich eine größere Schenkung erhalten. Die wird gerade inventarisiert, von Mitarbeiter Simon Steiner. "Diese Arbeit geht parallel weiter", erklärt Keil. Sammeln, bewahren, präsentieren und vermitteln sind schließlich die Hauptaufgabe eines Museums. Rund 6000 Stücke sind derzeit digital inventarisiert.

Jetzt werden erst einmal Umzugskartons und geeignetes Verpackungsmaterial organisiert. "Wir haben uns schon einen Schlachtplan zurechtgelegt", sagt Keil. Alles, was derzeit im Erdgeschoss ausgestellt ist, wird in den Raum für Sonderausstellungen gepackt. Der bleibt unverändert. Im ersten Stock gibt's Platz in der Museums-Aktiv-Werkstatt. Dorthin werden die Exponate gelagert, die auch künftig im Obergeschoss bleiben. Die Museumspädagogik liegt Eva Maria Keil sehr am Herzen, deshalb schmerzt sie es durchaus, dass gut ein Jahr lang keine Aktionen stattfinden können.

Ab Januar wird nach und nach alles vorsichtig eingepackt, sauber beschriftet und so eingelagert, dass die Exponate keinen Schaden nehmen . Was später nicht mehr ausgestellt werden soll, landet in den Depots. Die stabilen Vitrinen, in denen seit dem letzten Umbau 1989 viele Exponate ausgestellt waren, landen natürlich nicht auf dem Müll. Die Landesstelle für nichtstaatliche Museen bietet in ihrem Internetangebot eine Börse für Ausstattung. "Wir bieten die Vitrinen dort an", erklärt Keil. Andere öffentliche Museen erhalten die Teile kostenlos - wenn sie sie selbst abbauen und abholen.

Eine besondere Vitrine bleibt aber natürlich. Sie stammt aus der Gründerzeit des Museums vor gut 100 Jahren und bekommt einen besonderen Platz in der neuen Ausstellung. Wo genau, das können die Gäste erleben, wenn das Stadtmuseum wieder eröffnet. Im späten Frühjahr 2021 soll es soweit sein.

Die große Vitrine rechts stammt noch aus der Gründungszeit des Museums vor über 100 Jahren. Sie bleibt natürlich im Haus, kommt aber an eine andere Stelle. Bild: Gerhard Götz
Die große Vitrine rechts stammt noch aus der Gründungszeit des Museums vor über 100 Jahren. Sie bleibt natürlich im Haus, kommt aber an eine andere Stelle.
Die Pläne für die Neugestaltung sind schon angepinnt. Im Erdgeschoss und im ersten Stock wird das Museum barrierefrei. Eva Maria Keil zeigt, wie im Obergeschoss der Besucherweg geführt wird. Bild: Gerhard Götz
Die Pläne für die Neugestaltung sind schon angepinnt. Im Erdgeschoss und im ersten Stock wird das Museum barrierefrei. Eva Maria Keil zeigt, wie im Obergeschoss der Besucherweg geführt wird.
Der Bereich "Wohnen" wird auch im neu gestalteten Museum eine wichtige Rolle spielen. Insgesamt soll die Dauerausstellung nicht nur barrierefrei, sondern auch luftiger werden. Bild: Gerhard Götz
Der Bereich "Wohnen" wird auch im neu gestalteten Museum eine wichtige Rolle spielen. Insgesamt soll die Dauerausstellung nicht nur barrierefrei, sondern auch luftiger werden.
Info-Zentrum offen:

Zugang trotz Umbau

Das Stadtmuseum Schwandorf bleibt bis Anfang 2021 wegen des Umbaus geschlossen - mit einer Ausnahme: Das Natur-Informations-Zentrum (NIZ) im zweiten Obergeschoss bleibt auch während dieser Zeit nutzbar. Allerdings nur nach vorheriger Anmeldung, wie Museumsleiterin Eva Maria Keil erläutert. Wenn also Schulklassen, Gruppen oder Einzelpersonen ins NIZ wollen, können Termine vereinbart werden. Das Stadtmuseum ist auch während der Umgestaltung unter Telefon 09 43 14 15 53 oder per E-Mail stadtmuseum[at]schwandorf[dot]de zu erreichen.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.