"Wir vermissen einen Masterplan", sind sich führende Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes einig. Kreisobmann Josef Irlbacher, stellvertretende Kreisbäuerin Manuela Pronath und Geschäftsführer Josef Wittmann wissen, warum die Stimmung auf den Höfen so schlecht wie selten zuvor ist. Sie nennen im Gespräch mit den Oberpfalz-Medien die Gründe.
Zum Beispiel die Düngeverordnung: Da werde mit Vorgaben gearbeitet, ohne die Auswirkungen zu kennen und einen echten Lösungsansatz zu bieten. Das Gebot der Stunde, 20 Prozent weniger Stickstoff auszubringen, schlage auf Fruchtanbau, Bodenerosion und CO2-Bindung durch. Ein messbarer positiver Effekt lasse sich dadurch jedenfalls nicht erzielen. Beim Verbot von Pflanzenschutzmitteln scheine man sich zwischen 50 Prozent Reduzierung und Komplettausstieg innerhalb der EU überbieten zu wollen.
Grundsätzlich würden die Bauern die Problematik schon sehen und auch wissen, eventuell zu intensiv gewirtschaftet zu haben. Aber: Ohne Hilfsmittel werde keine sinnvolle Weiterentwicklung möglich sein. Josef Irlbacher spricht da beispielsweise die Kartoffelkäferbekämpfung an. Es gebe sehr gute Mittel. Wenn sie vom Markt genommen werden müssen, sinke der Bekämpfungserfolg deutlich, was automatisch Konsequenzen für die Zukunftsfähigkeit des Kartoffelanbaus nach sich ziehen werde. Über einen Ausgleich des wirtschaftlichen Schadens mache sich jedoch niemand Gedanken.
Daran werde deutlich: Auf die Landwirtschaft kommen immer mehr Regulierungen zu, die mit sinkenden Erträgen oder hohen finanziellen Aufwendungen einhergehen. Möglichkeiten der Gegenfinanzierung würden allerdings nicht aufgezeigt. "Wir brauchen einen Gesellschaftsvertrag, an den sich alle halten", lautet deshalb der Appell. Da müsse auch der Lebensmittelhandel einbezogen werden. Denn er könne über die Werbung durchaus steuern, was zu welchen Preisen gekauft wird. Nur Preisdruck auf Kosten der Urproduzenten auf den Feldern und in den Höfen auszuüben, sei sicherlich der falsche Weg.
Der momentan eingeschlagene politische Weg, die Landwirte zum Sündenbock für ökologische Fehlentwicklungen zu machen, wirke demotivierend, auch für den Berufsnachwuchs. Das werde schon bald zu Strukturveränderungen führen, die nicht im Sinne einer bäuerlichen Landwirtschaft sein können. Der Bauernverband sei bestrebt, da nach Kräften entgegen zu steuern. Bei seinem anstehenden Sebastiani-Bauerntag in Nabburg wolle er zeigen, dass die Landwirtschaft sehr wohl eine gute Zukunft haben könnte - wenn nur die politischen Weichen jetzt richtig gestellt würden.
Bauerntage
Beim Tag des ländlichen Raums, dem traditionsreichen „Sebastiani-Bauerntag“ in Nabburg, spricht in diesem Jahr der BBV-Generalsekretär Georg Wimmer. Sein Thema: „Landwirtschaft hat Zukunft!“ Die Kundgebung beginnt am Samstag, 11. Januar, um 10 Uhr im katholischen Jugendwerk. Vorausgeht um 9 Uhr ein Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche. Der Landfrauentag wartet heuer mit einer Neuerung auf: Er beginnt am Freitag, 7. Februar, erstmals schon am Vormittag mit einer Talk-Runde in der Oberpfalzhalle in Schwandorf. Dazu wird Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) erwartet.
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