Kunst und Kirche: Für den Klardorfer Geistlichen Markus Meier sind das zwei Begriffe, die zusammengehören - und die er immer wieder zusammenführt. Sei es durch eigene künstlerische Werke, sei es durch großformatige Installationen anderer Kreativer, sei es durch eine komplette Ausstellung, wie jetzt. Sie heißt "Schöpfungszyklus".
Mit Evi Schötz, einer mittlerweile 73-jährigen Künstlerin aus Viechtach (Landkreis Regen), ist Meier schon länger bekannt. Schötz' acht großformatige Gemälde umfassender Zyklus "Schöpfung" entstand in engem intellektuellen Austausch mit dem rund drei Jahrzehnte jüngeren Theologen, der in Viechtach Seelsorger gewesen ist. Dem Prozess des Malens seien viele Gespräche mit Pfarrer Meier vorausgegangen, sagte Evi Schötz einmal bei anderer Gelegenheit. Sie nannte den Seelsorger ihren Spiritus Rector. "Seine Spiritualität, mit Tiefgang, aber nicht abgehoben, ist auch meine", versicherte die Künstlerin. Der Austausch mit dem Geistlichen, seine Gedanken, die er sich zu spirituellen Themen macht, würden in ihr etwas auslösen, das sie schließlich auf die Leinwand bringe: "Er schubst mich und meine Kreativität an."
Überregional bekannt wurde Evi Schötz mit ihren künstlerischen Kerzenkreationen. Sie verwandelt schlichte weiße Kerzen in wahre Hingucker, unter ihren Händen werden sie zu Kunstwerken. Ihr guter Ruf wurde inzwischen auch in der Abtei Münsterschwarzach vernommen, der unter anderem Pater Anselm Grün angehört. Für die Abtei hat Evi Schötz die Osterkerze 2019 entworfen. Eine weitere ihrer meisterlichen Kerzenkreationen ist in der Kirche in Klardorf zu bewundern. "150 Stunden Arbeit stecken darin," berichtete Pfarrer Meier bewundernd.
Den in der Pfarrkirche Klardorf zu sehenden Schöpfungszyklus hat Meier an den beiden Längsseiten des Gotteshauses aufgehängt, immer paarweise gegenüber. Sie reflektieren die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel. Diese beginnt mit den Worten "Die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser" und endet mit Sätzen wie diesem: "Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild! Gott erschuf den Menschen als sein Bild und segnete sie."
Der Erzählung des Schöpfungsmythos ist in Tage aufgeteilt, in denen der Prozess voranschreitet und sich ausdifferenziert. Evi Schötz hat für jeden dieser Tage ein eigenes Werk geschaffen und dabei immer wieder den künstlerischen Stil variiert. Eine fast monochrom schwarze Fläche mit einem kleinen goldenen Halbkreis, der auf den Regenbogen als göttliches Symbol verweist, macht den Auftakt. Am Ende steht ein Gemälde, das ein abstrakt gehaltenes Paar zeigt, das in einem golden-leuchtenden Kreis steht. "Umfangen von Gottes Liebe," interpretierte Meier die Situation.
"Was ist Schöpfung?" ist für Meier als Ausstellungsmacher eine erkenntnisleitende Frage. "Sie beschäftigt mich gerade in den Zeiten von Krieg, Gewalt, Tod, Inflation, Klimawandel und vielem mehr," betont er. Kirchlich gesehen bezieht er das Zyklusthema auch auf das Erntedankfest, der am Sonntag gefeiert wurde - in Klardorf allerdings schon eine Woche vorher. "Die Kirche war bei diesem Gottesdienst so voll, dass manche draußen stehen mussten," berichtet der Pfarrer, der immer wieder ungewöhnliche Wege geht, um die Menschen seiner Pfarrei zu motivieren. Die Ausstellung in der Kirche ist einer davon. Die Bilderserie ist noch den ganzen Oktober über in Klardorf zu sehen.
Acht Bilder und ein Flyer
- Der Gemäldezyklus "Schöpfung" von Evi Schötz entstand 2020. Er umfasst acht Gemälde.
- Seine theologischen Reflexionen zu den Bildern hat Pfarrer Markus Meier in einem Flyer niedergelegt, der in diesen Tagen aufgelegt wird.
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