Schwandorf
06.03.2024 - 13:20 Uhr

In Schwandorf mit Test einer Demenz auf die Spur kommen

Helga Hoffmann (78) ist vital und eloquent. Trotzdem lässt sie ihre geistige Leistung testen. Wie fast 70 andere, die sich zu einem speziellen Stelldichein in den Räumen der Kreiscaritas treffen.

Demenz ist neben Krebs wohl der größte gesundheitliche Angstfaktor älterer Menschen. Um die Lage von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen gerade im ländlichen Raum zu verbessern, hat das bayerischen Gesundheitsministeriums eine entsprechende Studie angeregt. Dafür werden Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz und ihre pflegenden Angehörigen zu ihrer Situation systematisch befragt.

Dieser Studie dient auch ein sogenanntes Demenz-Screening. Screening meint dabei die Erfassung von noch beschwerdefreien Krankheits-Frühstadien, hier der Demenz. Es ist also eine Art Suchtest. Ziel ist, Krankheiten noch vor ihrem Ausbruch diagnostizieren und sie durch geeignete Maßnahmen ganz verhindern oder abmildern zu können.

Wissenschaftlicher Kurztest

Angeboten wurde das Schwandorfer Demenz-Screening – das erste seiner Art in der Kreisstadt – vom Digitalen Demenzregister Bayern. „Bei uns können Interessierte direkt vor Ort ihre Gedächtnisleistung überprüfen lassen – kostenfrei und mit Hilfe eines wissenschaftlichen Kurztests,“ sagt Jan Kreusel, der mit drei weiteren Kollegen das Screening vornahm. 68 Personen machten in Schwandorf von dem Angebot Gebrauch, für das Sandra Hammer von der Caritas-Fachstelle für pflegende Angehörige die Räume vorbereitet hatte.

Der Kurztest dauerte jeweils rund zehn Minuten und fand bei der Kreiscaritas in Form von Einzelinterviews statt. „Der Screeningtest ersetzt zwar keine umfassende ärztliche Diagnose, liefert aber erste Hinweise darauf, ob eine weitere Abklärung notwendig ist,“ betonte Kreusel.

„Baum, Schlüssel, Apfel“

Es ging, natürlich, unter anderem ums Einprägen können. „Baum, Schlüssel, Apfel,“ gab Kreusel beispielsweise als Merkaufgabe vor. Nach einer oder mehreren Minuten wurde man wieder nach den drei Worten gefragt. Wem das kinderleicht scheint, der kann es gerne zu Hause ausprobieren und sich in der Zeit vor der Abfrage mit seinem Gesprächspartner über etwas ganz anderes unterhalten.

„Bin gespannt, wie es mir dabei geht,“ sagte Helga Hoffmann, die von dieser speziellen Aufgabe vorab gehört hatte. Die 78-Jährige war eine der ersten, die sich am Vormittag bei der Caritas zum Screening eingefunden hatten. Hoffman unterzog sich so einem Test nicht zum ersten Mal. „Ich habe das schon vor zwei Jahren in einer Praxis gemacht, weil mir beim Reden immer wieder mal Begriffe nicht einfallen.“ Die Therapeutin habe damals erklärt, das sei nicht so schlimm, „aber jetzt will ich einfach wissen, wo ich zwischenzeitlich stehe“.

30 Punkte kann man in dem Kurztest sammeln. Für die Tester vom Digitalen Demenzregister Bayern sind jene interessant, die nur zwischen 15 und 23 Punkte schaffen. Sie will man später aufsuchen und auf die vielfältigen Angebote bei Demenz hinweisen. „Das ist oft nicht bekannt, auch nicht bei Angehörigen, was es da gibt,“ bedauerte Kreusel.

Hintergrund:

Demenz

  • Anzahl: Laut Alzheimer-Gesellschaft leben in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Demenzerkrankungen werden nach wie vor zu wenig diagnostiziert. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand.
  • Analyse: Demenz-Screenings des Digitalen Demenzregisters Bayern ((digiDEM) in verschiedenen Städten liefern erste Hinweise, ob eine weitere Abklärung nötig ist.
  • Aufgabe: Ziel des Digitalen Demenzregister Bayern ist es, die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und deren pflegenden Angehörigen nachhaltig zu verbessern, besonders in ländlichen Räumen. Die Arbeit wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert.
  • Angebot: Auch außerhalb des Demenz-Screeningtages kann man einen persönlichen Gedächtnistest vereinbaren.
  • Ansprechpartner: Jan Kreusel (digiDEM Bayern-Projektassistenz für die Oberpfalz), Telefon 0151-17861812 oder per E-Mail an jan.kreusel[at]googlemail[dot]com.
 
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