Schwandorfer Bauunternehmen Scheffer meldet nach Millionen-Verlust Insolvenz an

Schwandorf
25.08.2023 - 09:59 Uhr
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Lange sieht alles nach rasantem Wachstum aus beim Bauunternehmen Scheffer in Schwandorf. Dann wendet sich mit Corona das Blatt. Jetzt hat die GmbH Insolvenz angemeldet. Ein Projekt in Neunburg steht schon vorher auf dem Spiel.

Mit den Plänen für die in den Hang gebauten Garagen in dem Neunburger Projekt konnte das Bauunternehmen Scheffer bei den Kunden nicht punkten. Schon vor der Insolvenz ging die Tendenz in Richtung geförderter Wohnungsbau.

Die Verantwortlichen der Scheffer Bauunternehmen GmbH aus Schwandorf haben am Freitag, 18. August, beim Amtsgericht Amberg Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das Gericht hat Rechtsanwalt Michael Burkert zum vorläufigen Insolvenzverwalter für das Unternehmen mit 25 Mitarbeiter bestellt. Die Löhne und Gehälter der 25 Beschäftigten sind laut einer Pressemeldung der mit der Kommunikation beauftragen RW Konzept GmbH in Köln über das Insolvenzgeld gesichert, laufende Bauprojekte sollen uneingeschränkt fortgeführt werden. In Neunburg allerdings existiert ein Acht-Parteien-Haus bislang nur auf Papier. Oberpfalz-Medien hat nachgefragt, wie es nun weitergeht.

"Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren durch zahlreiche erfolgreiche Projekte Respekt und einen seriösen Namen in der Branche erarbeitet", sagt Michael Burkert, vorläufiger Insolvenzverwalter über das Vermögen der Scheffer Bauunternehmen GmbH. Er will in den kommenden Wochen verschiedene Sanierungsoptionen prüfen. Laut Presse-Info sieht er Chancen, eine gute Lösung für Scheffer zu erzielen. "Er hat bereits erste Interessenbekundungen potenzieller Investoren erhalten", so Burkerts Sprecher Holger Voskuhl, der das als gutes Zeichen sieht. "Das ist aufgrund der schwierigen Situation der gesamten Baubranche ein positives Signal für Scheffer, äußert sich auch Burkert selbst in einer Pressemitteilung.

Optionen auf dem Prüfstand

Der vorläufige Insolvenzverwalter wird mit seinem Team in den kommenden Wochen verschiedene Sanierungsoptionen prüfen, mit denen Scheffer dann wieder wettbewerbsfähig agieren könnte. "Erste Ideen werden bereits grob skizziert, konkrete Aussagen zu einem möglichen Konzept können zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht getroffen werden", heißt es in der Pressemitteilung. Das gilt auch für das Projekt in Neunburg, wo in der Johann-Sebastian-Bach-Straße ein Acht-Parteien-Haus entstehen sollte. In diesem Fall seien neue Überlegungen nicht einmal der Insolvenz geschuldet, stellt Voskuhl klar: Für die anvisierten Wohnungen habe es bereits im Vorfeld an Investoren gemangelt. "Es gab Interessenten, aber keine Käufer", so Voskuhl, "das zeigt, was in der Immobilienbranche gerade los ist". Aus diesem Grund habe es schon bei Scheffer Bestrebungen gegeben, in Richtung "geförderter Wohnungsbau" umzuplanen.

Nicht die letzte Pleite

"Der Baubranche geht es echt dreckig", räumt der Neunburger Bürgermeister Martin Birner ein, der die Lage der Scheffer GmbH als "kompromissbereites, freundliches und zuverlässiges Unternehmen" sehr bedauert. "Das wird nicht das letzte Unternehmen in der Baubranche sein, das von einer Insolvenz betroffen ist", prophezeit er und verweist auf die hohen Zinsen, gepaart mit gestiegenen Baupreisen und Inflation. Das Gebäude in der Johann-Sebastian-Bach-Straße würde zur gewünschten Innenverdichtung beitragen. "Wir brauchen nach wie vor Wohnraum, vor allem kleinere Wohnungen", so der Bürgermeister. Immerhin hatte die Kommune in den vergangenen fünf Jahren ein Plus von 200 Einwohner zu verzeichnen. "Es wird weitergehen, die Frage ist nur wie", so seine feste Überzeugung.

Aktuell ist Betriebsurlaub bei der Scheffer GmbH, weshalb auch keine Auskunft von dem Unternehmen zu erhalten war. Nach Angaben der Geschäftsführung gegenüber dem vorläufigen Insolvenzverwalter ist der Antrag vor allem notwendig geworden, nachdem die GmbH in einem Projekt einen Verlust in niedriger Millionenhöhe erwirtschaftet hat. "Grund dafür waren vor allem Zeitverzögerungen, die wegen des Lockdowns durch die Covid-19-Pandemie unvermeidbar waren, sowie deutliche Kostensteigerungen, die aufgrund bestehender Verträge nicht weitergegeben werden konnten", so die Bilanz.

Hintergrund:

Scheffer und die Zukunft

  • Die Bauunternehmen GmbH: Firma mit Schwerpunkt Hochbau in Schwandorf, Sanierung sowie Rohbau bis schlüsselfertiges Bauen, 25 Beschäftigte, Kunden überwiegend im Großraum Schwandorf (im Umkreis 50 Kilometer), 2001 von Alexander Scheffer gegründet, 2014 Übergabe der Geschäftsführung an Tochter Ina und Sohn Paul
  • Projekte: Mehrparteienhäuser in Schwandorf, Klardorf und Dachelhofen; aktuell: Acht-Parteienhaus in Neunburg, Hofmark Raigering Mitte mit fünf Einfamilienhäusern, zwei Doppelhäusern und einem Geschosswohnungsbau mit neun Wohneinheiten
  • Vorläufiger Insolvenzverwalter: Michael Burkert mit Rechtsanwaltskanzlei in Kötzting, hat diverse Sanierungsverfahren nationaler und internationaler Unternehmen begleitet und unter anderem bei Kanzleien in London und Frankfurt Erfahrungen gesammelt
 
 

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