Schwandorf
09.10.2022 - 19:14 Uhr

Schwieriges Kartoffeljahr: Erhebliche Ernte-Einbußen für die Landwirte

Seit 52 Jahren steht Rosa Wifling auf der Erntemaschine. Ihr Mann Josef fährt den High-Tech-Schlepper und hat seine Frau auf dem Monitor im Blick. Sohn Josef vermarktet die Kartoffeln. Heuer muss er mit erheblichen Abstrichen rechnen.

Die Landwirtsfamilie Wifling ist in Schwandorf-Lindenlohe zu Hause. Auf 45 Hektar baut sie Kartoffeln an. 80 Prozent davon sind Pflanzgut, der Rest geht in die Veredelung. „Heuer ist ein schwieriges Jahr“, sagt Josef Wifling. Er rechnet nur mit der Hälfte des durchschnittlichen Ertrages und macht dafür die extreme Hitze und Trockenheit verantwortlich. Mit seinen Abnehmern hat er aber langfristige Verträge mit stabilen Preisen ausgehandelt.

Auch der Geschäftsführer des Bayerischen, Josef Wittmann, weist auf die „mehrfache Betroffenheit“ der Landwirte hin, die unter der Klimaveränderung, der Trockenheit und Hitze, der Preisexplosion bei Energie und Dünger sowie den Folgen des Krieges zu leiden hätten. Wittmann richtete einen Appell an die Handelsketten, den Erzeugern „deutlich mehr“ zu zahlen, „sonst werden immer mehr Landwirte die Produktion reduzieren oder gar einstellen“. Der BBV-Geschäftsführer weist auf die Leistung der Bauern bei der Erzeugung regionaler Lebensmittel hin.

Auch die Bundestagsabgeordnete Martina Englhardt-Kopf stammt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und weiß um die Nöte der Bauern. Sie machte sich auf dem Wifling-Hof ein Bild von der Lage und versprach, sich für die bäuerlichen Familienbetriebe einzusetzen. Der Bund müsse die Landwirte für die Ernteausfälle entschädigen, so ihr Vorschlag.

Bis zum 20. Oktober dauert die Kartoffelernte der Familie Wifling noch an. Um sieben Uhr früh geht es los, erst bei Einbruch der Dunkelheit ist Feierabend. Trotz High-Tech geht es nicht ohne Handarbeit. Josef Wifling heuert regelmäßig Erntehelfer an, die seine Mutter bei der Arbeit auf der Vollerntemaschine unterstützen. „Wenn es zu schnell geht, drück ich auf den Knopf“, lacht die 75-jährige. Dann bekommt ihr Mann auf dem Bulldog das Kommando, die Geschwindigkeit zu drosseln.

20 Prozent der Erträge liefert der Betrieb an Veredelungsfirmen in der Region. 80 Prozent sind Saatkartoffel. Abnehmer sind hier vor allem Kartoffelanbauer in Norddeutschland, die die Knollen zu reinen Sorten veredeln. Auf 1000 Hektar werden im Landkreis Schwandorf momentan noch Kartoffeln angebaut. „Das sind alles Spezialisten, die viel Arbeit und Herzblut in die Erzeugung stecken“, weiß Josef Wittmann. Dies bestätigt auch Josef Wifling: „Der Kartoffelanbau ist sehr arbeitsintensiv und witterungsabhängig“. Ab Temperaturen von 28 Grad stelle die Kartoffel ihr Wachstum ein. Eine Bewässerung komme bei den riesigen Flächen nicht in Frage, so Wifling, zumal eine Wasserentnahme aus den Gewässern verboten sei.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.