Vor ein paar Wochen noch, da stand der Pirzer Sepp vor seinem Haus an der Fronberger Straße, wie so oft. Wer im Dorf unterwegs war, hatte gute Chancen, den ehemaligen Stadtrat auf seinen ausgedehnten Spaziergängen zu treffen. Für einen kurzen Ratsch war immer Zeit. Das ist jetzt vorbei. Josef Pirzer ist am Samstag im Alter von 89 Jahren verstorben.
Vor über 50 Jahren, 1967, hat der Landwirt den elterlichen Hof an der Fronberger Straße übernommen. Dazu gehörte ein Geschäft - ein Tante-Emma-Laden, wie man ihn fast nur noch in Geschichtsbüchern findet: Mehl, Zucker, aber auch Waschmittel standen im Regal. Oder Schnupftabak, eingewickelt in Silberpapier. Wenn früher etwas fehlte in Fronberger Haushalten, was Bäcker und Metzger nicht anboten, hieß es: "Geh zum Pirzer". Hinter dem "Lonbudel" stand meist Pirzers 2016 verstorbene Ehefrau Elisabeth. Dort gab's alles, auch die neusten Neuigkeiten aus dem Dorf, und für ein paar Pfennige Süßigkeiten aus Bonbongläsern.
Für das Dorf hat sich Sepp Pirzer immer eingesetzt, auch politisch. Das war ihm in die Wiege gelegt: Sein Vater Ludwig Pirzer war von 1946 bis zur Eingemeindung 1972 Fronberger Bürgermeister. Als es um die Flurbereinigung ging, sorgte Josef Pirzer für einen fairen Ablauf. Für seinen Einsatz wurde er mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet. 30 Jahre lang hat er als Obmann des Bauernverbands die Interessen seines Berufsstands hoch gehalten, führte auch die Jagdgenossenschaft Schwandorf/Fronberg/Irlaching. Josef Pirzer gehörte über 20 Jahre dem Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Schwandorf-Nittenau an, war 16 Jahre lang dessen Vorsitzender. Über 50 Jahre lang war Pirzer Mitglied der CSU, davon acht Jahre im Vorstand.
Für die CSU zog Josef Pirzer 1984 in den Stadtrat ein, behielt zwölf Jahre Sitz und Stimme. Vor allem im Bauausschuss war sein Wissen gefragt. Seinen Einsatz für das Gemeinwesen würdigte der Stadtrat 1997 mit der Verleihung der Bürgermedaille. "Josef Pirzer hat uneigennützig für die Stadt und ihre Bürger gewirkt", sagte der damalige Oberbürgermeister Hans Kraus bei der Verleihung. Auch die Jahrzehnte danach war Josef Pirzer bei städtischen Veranstaltungen gerngesehener Gast, tauschte sich nicht nur mit ehemaligen und aktuellen Stadtratskollegen über das Geschehen in der Stadt aus.
Als die CSU von wenigen Wochen ihre ausscheidenden Mandatsträger verabschiedete, war Pirzer natürlich dabei. Kein Fronberger Verein, dem Josef Pirzer nicht angehört hätte, dem ASV und der Feuerwehr sogar über 70 Jahre. Bis zuletzt war er in der Koronarsportgruppe des Sportvereins aktiv. Die Freiwillige Feuerwehr ernannte ihren ehemaligen zweiten Vorsitzenden zum Ehrenmitglied. Für Pirzer über Jahrzehnte ein Ritual: Sonntags nach der Kirche traf er sich mit der Runde der "Fronberger Watterer" im "Dorf" - also in der Brauereiwirtschaft - zum Kartenspielen.
Am Samstag ist Josef Pirzer, gut zwei Wochen nach seinem 89. Geburtstag, gestorben. Das Requiem für ihn wird an diesem Dienstag, 17. November, um 14 Uhr in der Pfarrkirche St. Andreas Fronberg gefeiert. Die Beerdigung auf dem kirchlichen Friedhof im Stadtteil schließt sich an.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.