Der Begriff "Nigeria Connection" fiel nicht in dem Verfahren vor der Schwandorfer Richterin Bücherl. Doch diese kriminelle Vereinigung steckt in fast allen Fällen als Drahtzieher dahinter, wenn es um Transaktionen der Geldwäsche geht. Mitunter findet dieses Delikt auch bei Sachwerten statt, die betrügerisch erlangt und dann über willfährige Opfer nach Afrika transferiert werden.
Der Mann im Internet nannte sich James Rockson. Über ein sogenanntes Dating-Portal geriet eine 54-Jährige aus dem südlichen Kreis Schwandorf mit ihm in Kontakt. Sie fasste Zutrauen zu dem Herrn mit graumelierten Schläfen, der sich als Brite mit Arbeitsplatz im afrikanischen Staat Ghana ausgab. Erst wurde geflirtet, dann kam der Mann zur Sache.
Ergaunerte Telefone
Eigentlich nur ein Gefallen: Es würden Handys bei ihr abgegeben, erfuhr die Mutter mehrerer Kinder. Die sollte sie dann bitte nach Afrika weiterleiten. Die mobilen Telefone, darunter auch Smartphones, trafen per Post ein und wurden unverzüglich mit Adressaufklebern, die James Rockson an seine Internet-Datingpartnerin geschickt hatte, nach Ghana versandt.
Was die Frau nicht wusste, war: Die Geräte stammten aus zuvor betrügerisch eingegangenen Verträgen, die mit europäischen Anbietern abgeschlossen worden waren. Skurril dabei: Aus Stuttgart reiste ein Polizist als Zeuge an, der einen Handyvertrag erhalten hatte, obwohl er wissentlich nie einen solchen abgeschlossen hatte. Das für den Kontrakt angebotene Smartphone ging an die Anschrift der angeheuerten Frau im Landkreis Schwandorf.
Als Geldwäsche angeklagt
Die 54-Jährige kam den Bitten von James Rockson mehrfach nach. Erst als dann 2018 ein Paket mit 13 mobilen Telefonen bei ihr eintraf und die Empfängerin weit über 1000 Euro zahlen sollte, wies sie die Sendung zurück. Zusammen mit ihr saß jetzt ihr 29 Jahre alter Sohn auf der Anklagebank. Er hatte Päckchen mit Handys entgegengenommen und sie an seine Mutter weitergeleitet.
Die 54-Jährige beteuerte vor der Richterin trotz deren massiven Vorhalts: "Heute weiß ich, dass das falsch gewesen ist. Aber ich war verliebt in James Rockson." Ihr Sohn versicherte: "Mir war nicht bewusst, um was es ging." Die Geschichte, bei der die Anklage auf leichtfertige Geldwäsche lautete, endete mit einer Verfahrenseinstellung. Mutter und Sohn, finanziell nicht auf Rosen gebettet, müssen jeweils 240 Euro als Auflage zahlen.
Was zurück blieb, war die Erkenntnis: Äußerste Vorsicht ist dann geboten, wenn sich auf Dating-Portalen im Internet vermeintlich seriöse Menschen einklinken, die nach dem Kennenlernen um Dienste bitten, die einen finanziellen Hintergrund haben. Es könnten Kriminelle sein, die irgendwo auf der Welt einen Briefkasten besitzen. Wie James Rockson in Ghana, der vertrauenserweckende Herr mit den graumelierten Schläfen. Ob es ihn wirklich gibt, weiß keiner.













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