Die Zusammenkunft im Saal des High-Tech-Unternehmens Arges am Rande von Wackersdorf war sehr gut und teils hochrangig besucht. Unter den mehr als hundert Gästen befand sich unter anderem die Amberger Bürgermeisterin Brigitte Netta in ihrer Eigenschaft als Leiterin von Kindertageseinrichtungen, sowie die Präsidentin der OTH Weiden-Amberg, Prof. Andrea Klug.
"Handynetz überall besser"
Nach einigen einleitenden Worten von Landrat Thomas Ebeling und einer Vorstellung des gastgebenden Unternehmens durch Betriebsleiter Hubert Süß ging es gleich "in medias res", indem Franz Pfeffer als Bildungsbeauftragter des Landkreises die Frage in den Raum stellte, was denn eigentlich unter "Digitalisierung" zu begreifen sei? Er empfahl, den Begriff weit zu fassen und die Diskussion auch im Bereich von Ethik und Moral zu führen.
Wie schon der Internet-Guru Sasha Lobo vor wenigen Tagen bei einer Veranstaltung im Raum Amberg, so wies auch der Amberger OTH-Professor Andreas Aßmuth in Wackersdorf auf die relative Rückständigkeit Deutschlands in Fragen der Digitalisierung hin: "Man hat doch das Gefühl, das Handynetz ist überall auf der Welt besser als bei uns!" Tatsächlich liegt Deutschland in diesem Bereich nur knapp über dem weltweiten Durchschnitt. "Hier gibt es definitiv Nachholbedarf", urteilte Aßmuth.
Um zu zeigen, wie leicht Experten in Netzwerke eindringen können, die mit Funktastaturen oder -mäusen angesteuert werden, machten Asmuth und der Student Ahmed Alqattaa vor den Zuschauern ein Hacking-Experiment. Es gelang gut und der Professor empfahl am Ende: "Schmeißen Sie Ihre drahtlosen Geräte weg."
Nicht glücklicher
Dass sich die Gesellschaft seit der Erfindung der Smartphones vor zwölf Jahren verändert hat, ist ein offenes Geheimnis. Aber sind die Menschen auch glücklicher mit all den digitalen Angeboten, die das Internet bietet? "Null", sagte Aßmuth, "die ganze Technik hat null Einfluss auf die Lebenszufriedenheit der Leute". Er wies auf einige Risiken hin - etwa, dass die Menschen zunehmend ihr Nachrichtenwissen aus sozialen Netzwerken wie Facebook beziehen, was Fake News Vorschub leistet. Oder dass schlecht ausgebildete und schlecht bezahlte Menschen eher Opfer der Digitalisierung werden, weil ihre Jobs wegfallen. "Und das wird auch die Schere zwischen arm und reich vergrößern."
Auch Theologe dabei
Unter den zahlreichen Experten, die bei der Bildungskonferenz sprachen oder Gruppen moderierten, befand sich auch der Zisterziensermönch Justinus Pech. Der promovierte Betriebswirtschaftler, der auch Doktor der Theologie ist, ist Gründungsdirektor des Institut für Führungsethik in Bochum, das sich im Bereich des Coaching von Führungskräften und der Konzeption und Leitung von Seminaren zu Führungsfragen beschäftigt. Sein Thema: "Anstand und Ethik auf der Datenautobahn".
Für Abwechslung sorgten Schüler der achten Klasse der Mittelschule Neunburg vorm Wald. Sie hatten einen "Menschenrechte-Rap" einstudiert, in dem es um Vielfalt und Toleranz geht. Das Lied ist auf YouTube abzurufen. Mit ihrem Lehrer Christian Schießl waren sie kürzlich in München, um einen Preis entgegenzunehmen. Die Mittelschule Neunburg vorm Wald gilt als "digitale Referenzschule", an der man sich auch offensiv mit dem Thema "Hatespeech" beschäftigt.



















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.