Schwandorf
12.04.2024 - 16:35 Uhr

Volks- und Raiffeisenbanken schließen weitere Fusionen in der Oberpfalz nicht aus

Die Oberpfälzer Volks- und Raiffeisenbanken haben ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Ihr Fokus liegt weiter auf der Präsenz vor Ort – obwohl die Zahl der Filialen und Geldautomaten weiterhin abnimmt. Und auch weitere Fusionen sind möglich.

Auf dem Wandkalender in seinem Büro steht ein Spruch, und den müsse er jetzt unbedingt zitieren, sagt Joachim Geyer. "Digital ist das Normal", beginnt der Vorstandssprecher der Raiffeisenbank Oberpfalz NordWest, um dann aber auf den Punkt zu kommen: "Persönlich ist das Besondere."

Und genau das zeichne die Volks- und Raiffeisenbanken in der gesamten Oberpfalz aus, so Geyer, der auch stellvertretender Oberpfälzer Bezirkspräsident des Genossenschaftsverband Bayern (GVB) ist. "Bei uns treffen die Leute ihren Bankberater beim Bäcker", sagt er bei einem Pressegespräch der GVB am Freitag in Schwandorf. Bei anderen Banken sei das nicht so, da sitze der Berater in Nürnberg oder in München.

"Das ist unser Pfund", sagt Wolfgang Völkl, Oberpfälzer GVB-Bezirkspräsident und Vorstandssprecher der VR-Bank Regensburg-Schwandorf. Er betont aber auch, dass die Oberpfälzer Genossenschaftsbanken alles anbieten müssen: Vor Ort und online. Völkl nennt es das "komplette Paket". Bernhard Werner, Vorstandssprecher der VR-Bank Mittlere Oberpfalz und ebenfalls stellvertretender GVB-Bezirkspräsident, sagt, dass der "Fokus klar auf Präsenzberatung" liegt. "Solange wir nachgefragt werden, werden wir in der Fläche bleiben."

Unterschiedliche Gründe

Wo genau und in welchen Filialen, das können die Banker für die Zukunft nicht exakt sagen. Auch weitere Fusionen werden nicht ausgeschlossen. "Das Thema ist nie abgeschlossen", sagt Werner. "Wir haben schon erkannt, dass man eine bestimmte Größe braucht." Kleineren Banken fehle es oft an bestimmten Mitarbeitern wie Controller oder Revisoren, ergänzt Geyer. "So was treibt sie dann in eine Fusion." Aber, so Werner, die Entscheidung müsse jede Bank für sich treffen, die Lage könne überall anders sein. Aber, so seine Einschätzung, die Tendenz ist, dass die Banken immer größer werden.

Aktuell gibt es in der Oberpfalz 20 Volks- und Raiffeisenbanken, vor einem Jahr war es eine mehr – dann kam aber eine Fusion. Vor vier Jahren waren es 23 Banken. Damals gab es noch 209 mit Menschen besetzte Geschäftsstellen, heute sind es 178. Auch die Zahl der Geldautomaten hat in dieser Zeit abgenommen – von 305 auf 267.

Das habe unterschiedliche Gründe, erklären die Banker bei dem Pressegespräch im Schwandorfer Beratungs- und Betreuungszentrum der Volksbank Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf. Das Gebäude steht erst seit ein paar Jahren, und es ersetzt drei frühere Standorte in Schwandorf und Umgebung. Auch deswegen nehme die Zahl der Filialen und Automaten ab. Manchmal, so Völkl, zeige sich aber auch, dass eine Filiale unwirtschaftlich ist. So geschehen zum Beispiel in Bodenwöhr, erklärt er. "Das ist dann immer ein harter Schnitt."

In vielen Filialen gibt es mehrere Geldautomaten, und manchmal falle da einer weg, weil er nicht mehr gebraucht werde. "Wir stellen schon den Trend fest, dass weniger Bargeld im Umlauf ist", sagt Werner. Es werde mehr mit Karte bezahlt, vielleicht auch eine Folge der Corona-Pandemie. Und, auch das ist ein Grund, manchmal gehe man eben Kooperationen mit der Sparkasse ein, so Geyer. Dann würden Geldautomaten gemeinsam benutzt.

Erfolgreiches Jahr

Hinter den Volks- und Raiffeisenbanken in der Oberpfalz liegt trotz aller Herausforderungen ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023. Man habe es mit leichtem Wachstum abgeschlossen, erklärt Völkl. Das Betriebsergebnis sei nach vorläufigen Zahlen von 137 Millionen Euro auf 168 Millionen Euro gestiegen.

Die ausgegebenen Kredite stiegen im Vergleich zum Vorjahr leicht, um 2,7 Prozent auf 10,9 Milliarden Euro. "Die Banken spüren die Zurückhaltung bei Privathaushalten und Wirtschaft", sagt GVB-Bezirkspräsident Völkl. Auch das Geschäft mit den Immobilienkrediten – ein wichtiges Geschäftsfeld der Volks- und Raiffeisenbanken – habe sich abgekühlt.

Das, erklärt Werner, liege aber nicht nur an den gestiegenen Zinsen, die im Vergleich zu früher ja weiterhin niedrig seien. Kern des Problems sei die Unsicherheit bei den Firmen und Verbrauchern. Man brauche nachhaltige Rahmenbedingungen, eine verlässliche Politik." Nicht heute so, morgen so." Zudem führten immer mehr Regulierungen zu mehr Zurückhaltung, weil die ganzen Anforderungen das Bauen immer teurer machen würden.

Trotzdem ist Völkl für die Zukunft der Oberpfälzer Genossenschaftsbanken "sehr optimistisch". Auch der Fachkräftemangel könne aktuell noch bewältigt werden. Künftig solle da auch Künstliche Intelligenz helfen.

Schwandorf12.04.2024
Hintergrund:

GVB Oberpfalz in Zahlen

  • 20 Volks- und Raiffeisenbanken
  • 267 Geldautomaten
  • 178 mit Personen besetzte Geschäftsstellen
  • 2.764 Mitarbeiter
  • 223.500 Mitglieder
  • 18,2 Milliarden Euro Bilanzsumme
 
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