Schwandorf
14.10.2018 - 23:00 Uhr

"Wahlparty" ohne Kandidat

"Kommen da noch mehr?", fragt der Wirt: Gerade mal zwei Tische sind besetzt, als die "Wahlparty" der AfD beginnen soll. Der Jubel hält sich in Grenzen, Schadenfreude überwiegt.

Reinhard Mixl. Bild: Hirsch
Reinhard Mixl.

30 bis 40 Personen waren angemeldet für die Wahlparty der AfD. Sie wollten sich am Wahlabend nach der "Wahlhilfe und Wahlbeobachtung" ab 19 Uhr im Gasthof Schmidbauer im Nittenauer Ortsteil Muckenbach treffen, die Kandidaten sollten dann ab etwa 20 Uhr vollzählig sein. Kurz vor 20 Uhr läuft der Fernseher mit Wahlberichterstattung in der Gaststube. Drei Personen sitzen am Stammtisch und verfolgen die Berichterstattung. Die AfD scheint sich so bei elf Prozent einzupendeln. Die Zuschauer zeigen sich weder begeistert noch empört.

Von null auf elf

Am Nebentisch wird gekartelt, da nimmt man die Wahl nur so nebenbei zur Kenntnis. Und im Saal, der für die AfD reserviert ist, sitzen ein Mann und eine Frau vor ihren Gläsern und versuchen dem Handy nach Möglichkeit die aktuellsten Wahlergebnisse zu entlocken. Für die Zeitung gibt das Paar aus Neunburg offen Auskunft über das, was AfD-Mitglieder und -Sympathisanten an diesem Tag bewegt.

"Von null auf elf Prozent, das ist doch gut", sagt der Neunburger, der schon seit einiger Zeit AfD-Mitglied ist zu der Hochrechnung auf Landesebene. "Da brauchen wir uns nicht zu verstecken". Außerdem fällt ihm auf, dass doch die Freien Wähler "schon ganz lang dabei sind" und auch nicht viel mehr Stimmen haben. Völlig unverständlich ist ihm der Erfolg der Grünen. Möglicherweise seien da die Protestwähler der SPD zu den Grünen umgeschwenkt, mutmaßt er. Groß ist aber vor allem die Schadenfreude über die Verluste der SPD. Das bewegt auch eine junge Frau, die etwas später am anderen Ende des Saals mit weiteren AfD-Anhängern Platz genommen hat. Sie mokiert sich darüber, dass jetzt wieder Worte statt Taten dominieren: "Wie lange muss man denn noch analysieren?", klagt sie und berichtet von eingefahrenen CSU-Wählern. Die Bayern hierzulande seien doch seit eh und je schwarz, "die muss man erst einmal umstimmen".

Das "kalte Grausen"

"Wenn ich mir die Politiker so anschaue, dann krieg ich das kalte Grausen", sagt der Neunburger AfD-Anhänger, der die etablierten Parteien allesamt satt hat. Nach und nach trudeln doch noch weitere AfD-Mitglieder ein, darunter auch der Kreisverbandsvorsitzende für Schwandorf-Cham, Felix Börner. Nur der Schwandorfer Direktkandidat Reinhard Mixl ist kurz vor 21 Uhr immer noch nicht da. Mixl, der auf der Oberpfalz-Liste der AfD auf Platz fünf ist, sei an diesem Abend als Wahlbeobachter in der Schwandorfer Oberpfalzhalle zu erreichen, teilt Börner nach einem Anruf von Mixl mit.

Doch dort ist der 57-jährige Diplom-Betriebswirt auch nicht aufzufinden. Ein Anruf bei den Partygästen im Gasthaus Schmidbauer macht deutlich, dass es vergebliche Liebesmüh ist, von ihm aktuell noch eine Einschätzung des Wahlergebnisses zu bekommen. "Er ist schon nach Hause gefahren und kommt nicht mehr zu uns", teilt man der Presse mit. Der Grund: einfach "zu müde".

 
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