Schwandorf
02.02.2020 - 10:23 Uhr

Weniger Milchkühe, höhere Leistung

„Milchleistung, Fleischqualität und Tierwohl sind keine Gegensätze, sondern bedingen einander“, erklärt Thomas Nibler. Bei der Kreisversammlung der Rinderzuchtgenossenschaft meldet der Landwirtschaftsdirektor neue Rekordzahlen.

Der Rinderzuchtverband zeichnete die erfolgreichsten Milchbauern im Landkreis aus. Bild: Hirsch
Der Rinderzuchtverband zeichnete die erfolgreichsten Milchbauern im Landkreis aus.

Die Zahl der Milchkühe mit einer Lebensleistung von über 100 000 Litern ist erneut gestiegen. Auf zehn im vergangenen Jahr. "So viele hatten wir noch nie", versicherte Zuchtleiter Thomas Nibler am Freitag im Tierzuchtzentrum. Er sieht in diesen Erfolgen einen Beweis dafür, "dass es den Tieren in den Ställen gut geht". Denn: "Nur gesunde Kühe bringen eine hohe Milchleistung". Auch die Durchschnittsleistung pro Kuh von 8303 Litern im Jahr sei um 4,6 Prozent gestiegen.

Erlös sinkt deutlich

Gleichzeitig hat sich der Strukturwandel fortgesetzt. Die Zahl der Milchviehbetriebe im Landkreis ging um 71 auf 700 zurück. Auch die Anzahl der Kühe sank auf 25 384 (minus 611). 13 Mitglieder schieden aus der Genossenschaft aus. Damit liegt der aktuelle Stand im Landkreis Schwandorf bei 227 Mitgliedern. Auf Oberpfalzebene gehören dem Rinderzuchtverband 2183 Mitglieder an. Sie erzielten mit dem Verkauf ihrer Tiere 2019 einen Erlös von 13,4 Millionen Euro und damit 1,9 Millionen weniger als im Jahr zuvor.

Nicht mehr kostendeckend

Die Leistung und das Tierwohl sind die eine Seite, die Wirtschaftlichkeit der Betriebe die andere. Sie nahm Genossenschafts-Vorsitzender Matthias Irlbach kritisch unter die Lupe und stellte fest: "Der durchschnittliche Milchviehbetrieb im Landkreis kann seit zehn Jahren durchgehend nicht mehr kostendeckend arbeiten". Und: "Die Betriebe müssen ständig wachsen, um überleben zu können". Sein Zorn richtet sich gegen die Lebensmittel-Ketten, die den Verbraucher mit Billigprodukten lockten und die Erzeugerpreise zu drücken versuchten. Für den Verbraucher hat Matthias Irlbach durchaus Verständnis, "wenn er auf den Preis schaut".

Auf den Verbraucher will der Milchvieherzeuger aus Unteraich deshalb nicht schimpfen, "denn der Schuss könnte nach hinten losgehen". Vielmehr müsse man versuchen, die Öffentlichkeit hinter sich und die Anliegen der Bauern zu bringen. Mit dem Verbot der Anbindehaltung und der Düngeverordnung kämen weitere Auflagen auf die Landwirte zu, so Irlbach. Er ist der Meinung: "Wir können die Auflagen nur erfüllen, wenn das Einkommen stimmt". In seinen Augen gehören nicht die Bauern, sondern das System an den Pranger gestellt. Ein "weiter so" sei keine Option. Gerade in Zeiten des Klimawandels. Der Kreisvorsitzende ist überzeugt: "Die Landwirte werden einmal die Klimaretter sein."

Nicht Gülle, sondern Dünger

Oberbürgermeister Andreas Feller sieht alle Verantwortlichen in der Pflicht, zum Schutz des Grundwassers den Nitrat- und Phosphatgehalt im Boden zu verringern. "Die Nitratbelastung im Grundwasser kommt nicht von der Gülle, sondern vom Mineraldünger", antworte darauf Kreisvorsitzender Matthias Irlbach. Stellvertretender Landrat Jakob Scharf macht den Bauern Mut: "Sie sind angesehener als die Politiker." 80 Prozent der Kühe im Landkreis könnten sich im Stall bereits frei bewegen, stellte der Leiter des Landwirtschaftsamtes, Georg Mayer, zum Thema "Anbindehaltung" fest. BBV-Kreisobmann Josef Irlbacher bedauert: "Unsere Vorstellungen sind bei den Politikern und im Lebensmittelhandel noch nicht angekommen". Der Leiter des Veterinäramtes, Dr. Josef König, mahnte die Rinderzüchter zur Hygiene im Stall. Sie sei die beste Prävention gegen Krankheiten.

Preise für Spitzenbetriebe:

100000 Liter Lebensleistung

Auszeichnungen gab es für die Spitzenbetriebe Ludwig Scherr (Thanstein), Markus Piehler (Wolfsbach) und Michael Geisler (Nittenau). Im Besitz von 100 000-Liter-Kühen sind Johann Ippisch (Burglengenfeld), die GdbR Eckl (Teunz), GbR Stangl (Schwarzenfeld), Johann Rieger (Neunburg v.W.), Albert Armer (Schwarzhofen), Johann Müller (Trausnitz), Michael Raab (Pfreimd), Franz Köppl (Dieterskirchen), Johann Schmidt (Schwandorf) und Josef Maier (Neukirchen-Balbini). Den Preis "Kuhprofi" für die beste Gesamtleistung bekamen Christian Kalb (Niedermurach), Hermann Uschold (Niedermurach) und Michael Zimmermann (Guteneck). Als beste Marktbeschicker wurden Ludwig Bäuml (Schwandorf) und Johann Müller (Trausnitz) ausgezeichnet. Einen Spitzen-Betrieb im Bio-Sektor hat Peter Völkl in Teunz. (rhi)

 
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