"Stilvoll gemacht", kommentiert der Fensterbacher Bürgermeister Christian Ziegler das Festessen im Hofbräuhaus, das sich an die Preisverleihung anschloss. Er begleitete die Familie Auerbach nach München. Das Hotel und Gasthaus Wolfringmühle darf sich in die "100 besten Heimatwirtschaften" einreihen, die der bayerische Ministerpräsident auszeichnete. Der Landkreis wurde gut bedient: Auch das Gasthaus Vetterl in Guteneck und der Landgasthof "Zum Frauenstein" in Weiding gehören zu den Preisträgern. Ministerpräsident Söder hatte die Werbetrommel gerührt, wollte den Gasthäusern auf dem Dorf Anerkennung zollen. Über 600 Betriebe haben sich in ganz Bayern für den Wettbewerb beworben. Die Hauptkriterien: Lebensqualität auf dem Land schaffen. die Dorfgemeinschaft stärken und gute bayerische Küche bieten.
In Wolfringmühle wird der Betrieb in der siebten Generation geführt. Senior Anton Auerbach und seine Freunde sitzen am Kartlerstammtisch. Im Speisesaal ist schon eingedeckt. Für Hotelgäste, Urlauber, Tagungsteilnehmer. Anton Auerbach kann zufrieden sein: Sohn Josef und seine Frau Renate bauten den Betrieb aus, inzwischen sind die Enkel Katharina (28) und Thomas (33) - stets authentisch in Dirndl und Trachtenjanker - am Ruder. Sie freuen sich über die Auszeichung. "Das ist auch eine Anerkennung für unser Gewerbe". 199 Jahre gibt es den Betrieb. Katharina und Thomas Auerbach haben ihren Beruf von der Pike auf gelernt, sind den Eltern dankbar, dass sie stets am Ball geblieben sind und sie darauf weiter aufbauen können. Die Mischung macht's. Der Stammtisch und Gesellschaftskegler sind vertreten, der Bürgermeister schaut mit Sohn Luis auf eine Brotzeit vorbei. Daneben sitzen Seminarteilnehmer, Urlauber, Go-Kart-Fahrer aus England und Schweden. Franz-Josef Strauß und Rennfahrer Walter Röhrl waren schon zu Gast. Das Hotel hat sich einen Namen gemacht, gerade wurden die Räumlichkeiten für Hochzeiten saniert. Bürgermeister Ziegler hat den Breitbandausbau in der Gemeinde forciert - wichtig für die Gäste. Ziegler ist froh, diesen touristischen Anziehungspunkt in der Gemeinde zu haben. Bevölkerung und Touristen ergänzen sich. "Da sind schon Freundschaften entstanden". Und außerdem "arbeiten 25 Leute aus der Region hier". Warum alles so rund läuft, bringt Katharina Auerbach auf den Nenner: "Wir sind mit Herz und Seele dabei." Und gerade gab es die Klassifizierung von "Holyday Check": 5,7 von 6 möglichen Punkten.
Sogar noch ein Jahr länger lässt sich die Geschichte des Wirtshauses und heutigen “Landgasthof zum Frauenstein” in Weiding zurückverfolgen. In der achten Generation führen jetzt Alfons Zilk junior und seine Frau Lisa den Gasthof. “Da helfen alle zamm”, sagen die beiden. Zum Betrieb gehören Metzgerei und Fischweiher. Alfons Zilk senior hilft noch genauso mit wie seine Frau Elfriede, die nach wie vor im Metzgerladen hinter der Theke steht. Dass die beiden Töchter Annalena und Franziska in die Welt der Gastronomie nicht nur hineinschnuppern, sondern den Eltern so manchen Handgriff abnehmen, ist in der Familie selbstverständlich. Regelmäßig zwei Mal im Jahr gibt es “beim Wirt” einen selbstgebrauten Zoigl. Im achten Generationswechsel des Hauses, dessen Name von nahe gelegenen Frauenstein abgeleitet ist, wurden 1996/97 mit einem Neubau die Weichen für die Zukunft gestellt. "Man muss dem Gast schon etwas bieten", betont Alfons Zilk. Das behagliche Ambiente schätzen auch die Stammgäste: Regelmäßig trifft sich Donnerstags der “Rentnerstammtisch”. Am Freitagabend kommt eine Runde zum “Großoberln” ins Stammlokal. Und zum Mittagessen am Sonntag. betont Lisa Zilk, ist Platzreservierung ratsam.
Ganz anders verliefen die Lebenslinien von Norbert Mair und seiner Lebensgefährtin Karin, die das Gasthaus Vetterl in Guteneck betreiben. Franziska und Franz Vetterl waren Jahrzehnte die Seele des Dorfes. Nach ihrem Tod 1999 wollten die Töchter Renate Schwandner und Sonja Kalb das Wirthaus in der 800-Seelen-Gemeinde nicht sterben lassen. Häufige Pächterwechsel frustrierten, dann vor sieben Jahren ein Glücksgriff. Ein Südtiroler zog ein. Der 47-jährige Norbert Mair - in weißer Kochjacke - zapft gerade ein Bier und erzählt. Von der Brauerei bekam er den Tipp Guteneck. Nach den häufigen Pächterwechseln "war das anfangs natürlich eine Durststrecke", räumt Mair ein. Er ist Bürgermeister Hans Wilhelm dankbar, der gemeindliche Veranstaltungen hier terminierte. Nach und nach folgten die Vereine, wurden Geburtstage, Kommunion oder Leichenmahl angemeldet. Der gelernte Metzger bietet bayerische Küche, auch mal eine deftige Schlachtschüssel. Und wer mag, kann Südtiroler Käsenocken oder Speckknödel probieren. Mairs Pizza-Service hat zwar nichts mit bayerischer Küche zu tun, doch diesen Baustein braucht er, damit es wirtschaftlich rund läuft. Die Gäste schätzen die regionalen Produkte, die er vor Ort kauft. Norbert Mair jammert nicht über Vereinsheim-Gastronomie und Bauwagen-Stammtische: "Ich versteh mich mit den Vereinen, hab der Feuerwehr beim Bau geholfen. Sie kommen auch zu mir, bestellen Essen für Veranstaltungen. Das ist alles ein Geben und Nehmen."
Das Wirtshaus ist nicht "chic", hat kein durchgestyltes Landhaus-Ambiente. Es ist eine Dorfwirtschaft, hat noch die alte Holzverkleidung. Susanne Köppl-Rötzer half, das Wirtshaus mit Farbe, Vorhängen und Spruchbändern freundlich zu gestalten. Norbert Mair ist im Dorf akzeptiert. Die Bürger danken es ihm, dass das Dorfwirtshaus erhalten geblieben ist, Platz für Geselligkeit und Feiern bietet. An der Wand steht ein Spruch von Demokrit: "Ein Leben ohne Feste ist wie ein langer Weg ohne Einkehr".

















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