Die Ehefrau des Pianisten, Carla Fernandez, begrüßt die vielen Anwesenden beim ersten Konzert der „Stefan Mickisch Musikferstspiele 2019“ herzlich. Stefan Mickisch tritt dann zu seinem Konzertflügel und erzählt einige wichtige Punkte seiner musikalischen Entwicklung. Eine besondere Rolle spielt dabei seine Vorliebe für Musik von Richard Wagner. Sein Klavierlehrer meinte damals: „Was wollen Sie als Klavierspieler mit Richard Wagner?“ Jedoch beschäftigte sich der junge Pianist immer intensiver mit der Umsetzung der Opern dieses Komponisten auf das Klavier. Und so gelingt es ihm auch an diesem Freitagabend, die musikalischen Absichten des Komponisten auf dem Klavier überzeugend darzustellen. Es geht dabei um „Die Meistersinger von Nürnberg“. Mickischs Hauptanliegen ist, die Handlung in ihrer musikalischen Umsetzung zu charakterisieren. Das schafft er tadellos. Das Publikum lauscht fasziniert und bedankt sich mit riesigem Beifall für die überzeugende Darlegung. Am nächsten Tag, dem Samstag, finden gleich zwei Veranstaltungen statt. Zuerst hält Professor Rudolf Taschner aus Wien einen Vortrag zum Thema „Musik und Mathematik“. Taschner geht davon aus, dass man nicht nur einen Ton, sondern auch etliche Frequenzen davon mithört. Es gibt demnach verschiedene Gesetzmäßigkeiten beim Hören von Intervallen, die es notwendig machten, die Stimmung eines „Wohltemperierten Klaviers“ zu praktizieren, damit ein Gis nicht höher klingt wie ein As. So ist das Hören immer der Kompromiss zwischen mathematisch exakten Tonhöhen und toleranten Tonhöhen, die uns noch exakt genug ins Ohr gehen. An diese fundamentale Erkenntnis erinnert Rudolf Taschner in engagiertem Vortrag. An frühen Abend folgt ein Kammerkonzert. Tianwa Yang, Violine, und Prof. Markus Becker, Klavier, spielen jeweils ein Solostück und zwei Werke zusammen. Die Geigerin eröffnet das Programm mit der „3. Sonate für Solovioline d-moll“ op 27/3 von Eugene Ysaye, die als Ballade im tempo „Lento molto sostenuto“ konzipiert ist und von Tianwa Yang aus Peking mit unfassbar grandioser Virtuosität und schöner Darstellung der musikalischen Gedanken vorgetragen wird. Markus Becker kommt dann dazu und beide spielen die „4. Sonate für Violine und Klavier C-Dur“ op 72 von Max Reger. Besondere Bewandtnis, meint Becker, hat ein Thema, das sich durch alle vier Sätze zieht. Es lautet a – f – f – e und bezieht sich auf einige Kritiker, die an Regers Werken stets etwas auszusetzen hatten. In den drei Sätzen Allegro – Largo – Finale finden sich – typisch für Reger – jede Menge Stimmungen, die zueinander konträr oder passend erscheinen und sein kompliziertes Bild von Musik vermitteln. Nach der Pause spielt Markus Becker das „Scherzo es-moll“ op 4, ein Frühwerk von Johannes Brahms, das rasant seine Melodien im Hauptteil und den beiden Trios vorbringt. Der Pianist interpretiert entsprechend und damit angemessen. Es folgt der Höhepunkt des Programms, die „3. Sonate für Violine und Klavier d-moll“ op 108 von Johannes Brahms. Das melodiöse wie dramatische Allegro, wie das verhaltene Adagio, das nur scheinbar tänzerische Scherzo und das rasante finale Presto agitato werden von beiden Interpreten in einer totalen Intensität dargeboten, welche die Zuhörer schließlich zu riesigem Beifall anregt. Am Sonntag findet um die Mittagszeit ein weiteres Konzert statt. Die Pianistin Julia Goldstein ist mit fünf ihrer Klavierschüler gekommen und diese stellen sich nun die etlichen Klavierwerken vor. Raffael Christ beginnt mit Schuberts „Moment musicaux f-moll“ D 780 op 94/3 setzt fort mit dem Prelude „La Colombe“ von Olivier Messiaen und schließt mit der Jugendetüde op 1/4 von Franz Liszt. Alles interpretiert der 11-jährige tadellos. Die 13-jährige Julie Yazici schließt sich an mit dem „Ständchen“ aus dem „Schwanengesang“ von Franz Schubert, das Franz Liszt transponiert hat. Bei ihr fällt die faszinierende eindringliche Spielweise auf! Kolja Hölscher setzt fort mit einer „Etüde“ aus op 2 von Alexander Scriabin, der Jugendetüde op 1/9 von Franz Liszt und „Etincelles“ op 36/6 von Moritz Moszkowski. Mit tadelloser Virtuosität stellt er technische Raffinessen dar, verknüpft sie mit passender musikalischer Gestaltung. Nach der Pause spielt die 15-jährige Hemma Wenzler von Johann Sebastian Bach „Chromatische Fantasie und Fuge d-moll“ BWV 903 und von Franz Liszt aus den „Etudes d´exécution transcendante“ S 139 die Nummer 8 „Chasse sauvage“ (Wilde Jagd) c-moll. Bachsche Strenge und Liszts virtuose Klangfreiheiten ertönen überzeugend nacheinander. Als letzte Interpretin tritt die 25-jährige Juliane Margolf an den Steinway und spielt die „Suite für Cembalo/Klavier F-Dur“ HV 427 von Georg Friedrich Händel, „Une barque sur l´océan“ aus „Miroirs“ von Maurice Ravel und das „Allegro Appassionato cis-moll“ op 70 von Camille Saint-Saens. Sie interpretiert diese Stücke in stets angemessener und musikalisch hochwertiger Weise. Nach zwei Zugaben der kleinen Meister geht eine faszinierende Klaviermatinee zu Ende. Am frühen Sonntagabend kommt Brigitte Fassbaender zur Lesung aus ihren Memoiren „Komm aus dem Staunen nicht heraus“. „Das Schreiben war immer mein Leben“ meint sie und stellt zunächst Stationen ihrer Kindheit in Berlin und Dresden während des 2. Weltkriegs vor. Als „Russenzeit“ bleiben ihr die frühen Nachkriegsjahre in Erinnerung. Jedoch entdeckt sie ihre Freude am Singen und studiert schließlich Gesang an der Nürnberger Hochschule. Ihre Laufbahn als Sängerin stellt sie eindringlich dar. „Vernunft, Geduld und die Kenntnis der eigenen Grenzen“ empfindet sie als grundlegende Einstellung zum künstlerischen Leben. Mit etlichen Erlebnissen aus ihrem Bühnenleben bringt sie die Welt der Opernproben und -aufführungen den Zuhörern nahe. Auf jeden Fall hochinteressant, diese Schilderungen aus dem Leben der Mezzosopranistin Brigitte Fassbaender. Damit geht das erste Wochenende dieser Musikfestspiele zu Ende. Das zweite mit zwei Konzerten am frühen Abend des Samstags und Sonntags findet am nächsten Wochenende statt.
Service
Das zweite Festivalwochenende findet von 22. bis 24. November statt. Tickets gibt es per E-Mail an festspiele[at]mickisch[dot]de und telefonisch unter 0176-3060-1444.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.