Schwandorf
06.09.2025 - 13:46 Uhr

Wolfgang Krebs zeigt, warum "Bavaria First" ein Märchen bleibt

Wolfgang Krebs sagt, warum Bayern ein Königreich werden sollte. Das Programm des bayerischen Kabarettisten endet allerdings mit einer ganz anderen Erkenntnis. Zwischendurch gibt es für die Besucher beim ZKF in Schwandorf viel zu lachen.

"Bavaria First" heißt das Programm, mit dem Kabarettist Wolfgang Krebs derzeit durch die Lande zieht. Eine Station macht er dabei am Freitagabend auf der Theaterbühne beim Zelt- und Kultur-Festival (ZKF) in Schwandorf. Ein paar hundert Besucher sehen den 59-jährigen gebürtigen Oberbayern zwar ganz alleine auf der Bühne. Doch er schlüpft dabei immer wieder in die Rolle namhafter Politiker.

Als Erster ist der Bayerische Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber an der Reihe. Ihn lässt Krebs erzählen, warum es endlich an der Zeit wäre, dass sich Bayern vom Bund abspaltet und als eigenes Königreich weitermacht. Die tollen Wirtschaftsleistungen, der unbändige Fließ der bayerischen Bevölkerung und nicht zuletzt die ständigen Zahlungen, die Bayern im Zuge des Finanzausgleichs an weniger gut situierte Bundesländer zu zahlen hat, kommen da als gute Argumente vor. Dabei bedient sich der Kaberettist auch ein ums andere Mal bei Wortspielen, die das Publikum zum Lachen bringen. Da kann schnell aus einem politischen Erdbeben eine "polnische Erdbeere" und aufgezählt werden, was die Ampel in ihrer Regierungszeit so alles "ver-baerbockt" hat.

Nach Stoiber lässt er andere Fürsprecher eines Königreichs Bayern aufmarschieren. Zunächst kommt auch Ministerpräsident Markus Söder dran, wobei es Krebs geschickt versteht, dessen aktuelle Aussagen einzubauen, die erst in dieser Woche bei einem Besuch Söders bei Markus Lanz gefallen sind. Mit Horst Seehofer parodiert er einen weiteren Ex-Landeschef. Aber nicht nur CSU-Politiker lässt er sprechen, auch Freie-Wähler-Boss Hubert Aiwanger darf sich artikulieren und Bayern in den schönsten, besten Farben darstellen.

Nach der Pause wird der Rückzug angetreten. Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist der Erste, der von der Trennung abrät und feststellt, dass Bayern doch immer gerne innerhalb der Republik gesehen wird - und es sei es nur, um für Andere die Rechnungen zu bezahlen. Kunstfigur Schorsch Scheberl bleibt es vorbehalten, dem Publikum vor Augen zu halten, wozu Abspaltungen führen können. Dabei nimmt er keine Anleihe in der Politik sondern beim Klerus. In einem Wettlauf zweier Pfarrer der katholischen und der evangelischen Konfession zeigt er, dass Trennungen zu zwar lustigen, aber letztlich doch nur wenig hilfreichen Turbulenzen führen können.

Ein Anruf ändert dann plötzlich die Sachlage. "Fritze" Merz stellt Söder in Aussicht, dass er Bundespräsident werden könnte - unter der einen Bedingung, dass er seine Abspaltungsbestrebungen aufgibt. Und schon schaut alles ganz anders aus: Das Ego geht vor, und Söder gibt "ein Königreich für das Amt des Bundespräsidenten".

In dem Märchen, das mit "Es war einmal..." begonnen hatte, gibt es am Ende die Moral aus der Geschicht', die besagt: Es bringt nichts, sich gegenseitig anzufeinden, mit Hass und Neid zu überziehen und die Konfrontation zu suchen. Denn, was gestern war, kann man eh nicht mehr beeinflussen - was morgen wird, weiß keiner, weil man ja nicht einmal weiß, ob man am Morgen nochmal aufwacht. Also gilt es, im Jetzt und Heute zu leben, die Welt anzulächeln und für sich und die Gesellschaft aus jedem einzelnen Tag das Schönste und Beste zu machen. Krebs erntet schließlich viel Beifall und darf sich beim Hinausgehen von einer Besucherin sagen lassen: "Ich hab' schon lange nicht mehr soviel gelacht." Reaktion des Akteurs: "Das freut mich" - Mission von "Bavaria First" erfüllt.

 
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