Zehn Fragen an sechs Kandidaten

Schwandorf
05.03.2020 - 17:22 Uhr
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Thomas Ebeling (CSU) wurde 2014 zum Schwandorfer Landrat gewählt. Damals gab es vier Bewerber, heuer wollen sechs Kandidaten den Chefsessel im Landratsamt erobern. Im Vorfeld der Wahl beantworteten sie zehn Fragen von Oberpfalz-Medien.

Sechs Kandidaten bewerben sich bei der Kommunalwahl am 15. März um das Amt des Landrats.

Landrat Thomas Ebeling (CSU) strebt eine zweite Amtszeit an. Der 44-jährige Jurist setzte sich im März 2014 in der Stichwahl mit 51,03 Prozent gegen die Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder (SPD/48,97 Prozent) durch. Er trat die Nachfolge von Volker Liedtke (SPD) an. Damit gelang es Thomas Ebeling erstmals seit der Gründung des Landkreises 1972, den Chefsessel im Landratsamt für die CSU zu erobern.

Bei der Kommunalwahl 2014 traten vier Bewerber an. Am 15. März wollen nun fünf Herausforderer Thomas Ebeling das Amt des Landrats streitig machen: Rudi Sommer (Grüne), Dieter Jäger (Freie Wähler), Klaus Schuhmacher (AfD), Peter Wein (SPD) und Eva Kappl (Die Linke). Die einzige Frau steht für eine gemeinsame Liste von Linke, Piraten und "Die Partei".

Thomas Ebeling (CSU) bewirbt sich für eine weitere Amtszeit als Landrat.

 

ONETZ: Name, Alter, Familienstand, Beruf

Ebeling: Thomas Ebeling, 44 Jahre, verheiratet, Landrat

Sommer: Rudi Sommer, 64 Jahre, geschieden, Finanzwirt

Jäger: Dieter Jäger, 55 Jahre, verheiratet, Polizeihauptkommissar

Schuhmacher: Klaus Schuhmacher, 59 Jahre, verheiratet, selbstständiger Unternehmer

Wein: Peter Wein, 32 Jahre, ledig, Diplom-Finanzwirt (FH)

Kappl: Eva Kappl, 21 Jahre, ledig, Studentin der Geschichte, Politik und Soziologie
 

ONETZ: Braucht der Landkreis einen neuen Mann an der Spitze?

Ebeling: Nein

Sommer: Ja! Als Mann, der viele Jahre Teilzeit gearbeitet hat und 1995 für zwei Jahre mit zwei kleinen Kindern Elternzeit nahm, kenne ich auch die typischen Erziehungs- und Hausarbeiten vieler Frauen.

Jäger: Gute Frage, grundsätzlich sind wir ja gut aufgestellt, wobei unsere gesellschaftliche Pluralität es gerade in diesen Zeiten zwingend notwendig macht, einen eigenen Kandidaten zu stellen.

Schuhmacher: Die Antwort darauf kann nur der Bürger geben – und er wird sich bei der kommenden Wahl entscheiden.

Wein: Ich will Landrat werden! Dafür kandidiere ich!

Kappl: Nein, der Landkreis braucht keinen neuen Mann, sondern eine Frau an der Spitze.

Rudi Sommer möchte für die Partei Bündnis90/Die Grünen das Landratsamt erobern.

ONETZ: Warum kandidieren Sie?

Ebeling: Die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre fortzusetzen, ist mir ein großes Anliegen. Es gilt, viele Projekte abzuschließen. Und natürlich warten viele Ideen darauf, umgesetzt zu werden.

Sommer: Der Erhalt der Lebensgrundlagen ist für mich seit rund 40 Jahren die Antriebsfeder meines politischen Engagements. Als Vater und Opa fühle ich mich zudem verantwortlich für die kommenden Generationen.

Jäger: Gerne kandidiere ich als Kreisvorsitzender für meine Freien Wähler, deren Gesicht ich sein möchte. Wichtig ist uns, dass die nötigen Ränder, die eine Demokratie dringend braucht, auch bei Randgröße bleiben.

Schuhmacher: Jeder wahlberechtigte Bürger kann sich um das Amt des Landrats bewerben. Ich tue das im Namen der AfD, weil alle anderen Parteien nicht mehr die Interessen der Bürger vertreten.

Wein: Weil mir unsere Heimat am Herzen liegt. Und weil ich gerade als junger Mann sage: Demokratie lebt vom Mitmachen und von der Auswahl. Und sie braucht Menschen, die sich engagieren.

Kappl: Weil soziale Gerechtigkeit vor Ort beginnt und der Landkreis hier Nachholbedarf hat. Es braucht eine Stimme, die klar eintritt für bessere Löhne sowie bezahlbare Mieten und eine, die die Armut nicht weiter hinnimmt.

ONETZ: Was unterscheidet Sie von Ihren Gegenkandidaten?

Ebeling: Ich konzentriere mich auf meine Arbeit und ziehe von daher keine Vergleiche mit anderen.

Sommer: Seit 40 Jahren setze ich konsequent auf eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise – und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich das auch persönlich lebe und nicht nur fordere.

Jäger: Ich kenne nicht alle Mitbewerber, aber von meiner Vita her kann ich sagen, dass ich seit mittlerweile 39 Jahren mit meiner Ehefrau Ingeborg zusammen bin und vier erwachsene Kinder habe.

Schuhmacher: Das Grundsatzprogramm und die Philosophie der AfD. Es ist Zeit, dass sich die jeweiligen Parteien aus ihren Komfortzonen bewegen und sich klar machen, dass es nur ein Miteinander geben kann – es geht um uns, den Souverän.

Wein: Ich bin jung und gleichzeitig erfahren. Seit 10 Jahren mache ich aktiv Kommunalpolitik, seit 6 Jahren im Stadtrat. Ebenso bringe ich als Diplom-Finanzwirt und Politikwissenschaftler das „Rüstzeug“ aus Verwaltung und Politik mit.

Kappl: Ich stehe für eine Politik, die den Menschen und nicht den Markt in den Mittelpunkt stellt und die sich dafür einsetzt, dass Kernbereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge in der öffentlichen Hand bleiben.

Auf der Liste der Freien Wähler kandidiert Dieter Jäger als Landrat.

ONETZ: Wie wollen Sie den Landkreis weiterentwickeln?

Ebeling: Das investitionsfreundliche Klima muss beibehalten und die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden. Unseren Kindern müssen beste Bildungs- und Ausbildungschancen ermöglicht werden.

Sommer: Wir brauchen qualitatives Wachstum, statt immer mehr Konsum. Jede Entscheidung und jede Weichenstellung muss klimaschonend und auf ihre langfristige Wirkung geprüft sein.

Jäger: Vor allem sehe ich Handlungsbedarf im Bereich EU-Fördergelder. Hier gilt es, mehr Power in Form von Mitarbeitern mit fundierten Kenntnissen in Wirtschaftsenglisch ins Amt zu bringen, um mehr Fördertöpfe anzapfen zu können.

Schuhmacher: Ich werde mich für eine solide und transparente Ausgabenpolitik einsetzen und bei wichtigen Themen beziehungsweise Projekten den Bürger in diese Entscheidungsprozesse mit einbinden.

Wein: Die Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimaschutz, Digitalisierung oder Globalisierung auf kommunaler Ebene anzupacken. Und selbstverständlich: Investitionen in Bildung auf höchstem Niveau gewährleisten.

Kappl: Mit einer Politik, die nah am Menschen ist, die die Menschen mitnimmt und sie ermächtigt, ihren Landkreis selbst zu gestalten. Denn Politik darf niemanden zurücklassen!

ONETZ: Wo besteht der dringendste Handlungsbedarf?

Ebeling: Der Breitbandausbau im Landkreis Schwandorf muss abgeschlossen werden. Ziel ist eine möglichst vollständige Abdeckung des Landkreises mit schnellem Internet.

Sommer: Den anstehenden Strukturwandel, den die Politik seit dem Wissen um den Klimawandel – also seit mehreren Jahrzehnten – versäumt hat, jetzt schnellstmöglich und gut überlegt gestalten.

Jäger: Sicherlich sind die wichtigsten Aufgaben der weitere massive Schuldenabbau, das Vorantreiben des 20-Minuten-Taktes der Bahn von Nabburg nach Regensburg und der vierspurige Ausbau der B 85.

Schuhmacher: Ich denke, das wird das Vorantreiben des Breitbandausbaues sein, den Missbrauch von Asyl und Migration zu stoppen, den sozialen Wohnungsbau voranzubringen, Anreize für junge Familien und das Gewerbe zu schaffen.

Wein: Beim ÖPNV: Alle Regionen unseres Landkreises müssen angebunden sein. Bei der Digitalisierung: Mein Ziel ist überall schnelles Internet, sobald wie möglich. Dazu: Innerorts-Leerstände angehen.

Kappl: Die wirtschaftliche Situation im Landkreis ist gut, aber bei den Menschen kommt davon wenig an. So arbeitet jede dritte Frau im Niedriglohnsektor, das führt zu Altersarmut. Hier muss sich etwas ändern!

Die AfD hat Klaus Schuhmacher in das Rennen um den Chefsessel im Landratsamt geschickt.

ONETZ: Nennen Sie Ziele, die Sie in Ihrer Amtszeit gerne verwirklichen würden.

Ebeling: Gerne würde ich die Position des Landkreises weiter stärken und ausbauen. Alle Menschen jeden Alters sollen sich bei uns wohlfühlen können.

Sommer: Alle Menschen im Landkreis mitnehmen beim großen gemeinsamen Projekt: Klima- und Umweltschutz. Nach dem Motto: Weil wir hier leben! Wir schaffen das, wenn alle anpacken!

Jäger: Bei dieser Frage kann man eigentlich auf die Antworten der beiden Vorgängerfragen verweisen.

Schuhmacher: Das Spalten der Gesellschaft beenden. Wir müssen uns schleunigst wieder angewöhnen, den politischen Mitbewerbern auf Augenhöhe zu begegnen und den politischen Diskurs zu suchen. Alles Weitere wird sich lösen lassen.

Wein: Unseren Landkreis wirtschaftlich stark erhalten und sozial gestalten. Ehrenamt stärken. Zukunftsfragen angehen. Und dafür sorgen, dass wir ein lebens- und liebenswerter Landkreis für alle bleiben.

Kappl: Die Rekommunalisierung der Kliniken des Landkreises, die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft und die Einführung von Tariftreuerichtlinien bei der Vergabe öffentlicher Aufträge.

ONETZ: Was wollen Sie für den Klimaschutz tun? Soll der Landkreis klimaneutral werden?

Ebeling: Der Klimaschutz ist eines der großen Themen unserer Zeit. Die energetische Sanierung der Landkreisgebäude mit Bau von Photovoltaikanlagen auf allen Dächern soll weiter vorangetrieben werden.

Sommer: Energetische Sanierung mit umweltverträglichen Baustoffen! Lärm und Abgase verringern durch ÖPNV und E-Mobilität! Innenbereiche beleben, Versiegelungen eindämmen und vieles mehr.

Jäger: Klimaneutral ist ein großes Wort. Stellen sie sich vor, wir bekämen ein Gaskraftwerk für die Spitzenabdeckung der Industrie und dafür etwas weniger Wald. Klimaneutralität auf einen Kreis herunterzubrechen, ist Polemik.

Schuhmacher: Im Ländervergleich als Industrienation stehen wir gut da. Die oft zitierte Klimahysterie hat meines Erachtens nur einen Zweck, dem Bürger ein schlechtes Gewissen einzureden und ihn mit neuen Steuern zu schröpfen.

Wein: Bewusstsein schaffen, Windkraft und Photovoltaik voranbringen, am besten über Bürgerenergiegenossenschaften. Unser Ziel ist ein klimaneutraler Landkreis – sobald wie möglich!

Kappl: Ja, soll er. Aber kleine und mittlere Einkommensschichten dürfen nicht übermäßig belastet werden. Es kann nicht sein, dass diejenigen die Zeche zahlen, die bei der Party nicht mitfeiern durften.

Peter Wein möchte nach Hans Schuierer und Volker Liedtke dritter SPD-Landrat werden.

ONETZ: Wie kann der ÖPNV verbessert werden?

Ebeling: Mit dem Anrufbussystem Baxi wurde erst kürzlich ein wesentlicher Baustein im ÖPNV verwirklicht. Ziel ist und bleibt die Integration des gesamten Landkreises in einen Verkehrsverbund.

Sommer: Die größeren Pendlerströme (zum Beispiel Städtedreieck-Regensburg) mit bestmöglichen Angeboten auf den ÖPNV umleiten. Dazu muss der Takt erhöht, das Angebot aufgestockt und preisgünstig gestaltet werden.

Jäger: Wir arbeiten ja gerade an einem flächendeckenden ÖPNV-Ticket. Auch brauchen wir in unserem Flächenlandkreis weiterhin den Individualverkehr. In größeren Städten bin ich für ein 0-Euro-Ticket.

Schuhmacher: Um Ressourcen und Zeit zu schonen hat der ÖPNV einen hohen Stellenwert. Zu prüfen seien ehemalige Bahnstrecken und Bahnhöfe auf Wiederbelebung. Das Luxemburger-Modell finde ich sehr interessant.

Wein: Durch viele Maßnahmen: Wir wollen unter anderem ein 365-Euro-Ticket einführen, die Taktungen der Busse erhöhen und einen S-Bahn-ähnlichen Anschluss an Regensburg. ÖPNV darf nicht an der Landkreisgrenze enden!

Kappl: Wir setzen auf einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Mehr Verbindungen, eine Verdichtung des Netzes und des Taktes. Perspektivisch wollen wir den öffentlichen Nahverkehr zum Nulltarif.

ONETZ: Was sind Ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen?

Ebeling: In meiner Freizeit spiele ich gerne Gitarre und treibe Sport mit meinem Hund.

Sommer: Radfahren mit Muskelkraft, Schwimmen im See, Wandern in der Natur, Reparieren alter Sachen, um ein Lagerfeuer sitzen, Livemusik hören, Theater, Kunst und Kultur und meine Enkelkinder.

Jäger: Meine große Liebe gehört meiner Frau, unseren Kindern und dem Enkel, wobei ich nebenbei weiterhin dem Fußball im Landkreis treu bin. Im Sommer Schwammerlsuchen, im Winter eine Briefmarkensammlung.

Schuhmacher: Mit Freunden zusammensitzen und gute Gespräche führen. Weiterhin arbeite ich gerne im Garten und bin ein leidenschaftlicher Tennisspieler.

Wein: Fußball und Musik: Ich bin schon lange Stadionsprecher beim ASV Burglengenfeld und leidenschaftlicher Klavierspieler. Daneben bin ich Mitglied in vielen weiteren Vereinen, wie etwa Feuerwehr oder Wasserwacht.

Kappl: Sollte neben der Politik noch Zeit bleiben, gehe ich gerne Reiten oder verbringe freie Zeit mit meinen Freunden.

Eva Kappl kandidiert auf der Liste der Linken für das Amt der Landrätin.
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