Vielleicht muss man von außen kommen, um die Vorzüge des Landkreises Schwandorf richtig zu würdigen. Immobilienexperte Michel Müllner (Remax Schwandorf), der aus dem Raum Regensburg stammt, weiß die zahlreichen Qualitäten der Region zwischen Burglengenfeld und Wernberg-Köblitz sehr wohl zu schätzen.
Wobei die Kreisstadt und andere Orte besonders entlang der Naabachse für viele Menschen auch den etwas ungewöhnlichen Pluspunkt aufweisen, "dass man mit Bahn oder Auto schnell in Regensburg" ist. Das ist laut Müllner durchaus ein Kriterium, das sich auf die Immobilienentwicklung auswirkt.
Bauwillige blicken nach Norden
Regensburg ist eine Boomtown mit fast unbezahlbaren Preisen für Grundstücke und Neubauten geworden - vor allem, wenn man eine junge Familie ist, die sich den Traum von den eigenen vier Wänden verwirklichen möchte. Also richten viele Bauwillige aus der Bezirkshauptstadt ihren Blick auch nach Norden, nicht zuletzt in den Landkreis Schwandorf.
Dort hat die zunehmende Nachfrage die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren steigen lassen; gerade im Süden des Landkreises mit den Orten Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof und Regensburg. Müllner kann auch angeben, wann sich die Situation zu verändern begonnen hat: "Vor zehn, zwölf Jahren war alles noch billiger, und dann hat es richtig angezogen."
Die Stadt Schwandorf selbst ist ebenfalls sehr begehrt. Hier zählen der Weinberg mit seiner Aussicht aufs Umland, sowie die Stadtteile Krondorf, Kronstetten und Fronberg zu den Toplagen. "In der Region entsteht viel Neubau," berichtet auch die Schwandorfer LBS-Expertin Susanne Mertha in der April-Ausgabe der Bausparer-Zeitschrift "Das Haus". Günstigere Immobilien lassen sich laut Mertha in den ländlichen Teilen des Landkreises finden, etwa nahe der tschechischen Grenze.
Niedrige Zinsen
Diese Erfahrung hat auch Remax-Geschäftsführer Michael Müllner gemacht. Er sieht die starke Nachfrage im südlichen Bereich des Landkreises durchaus kritisch. Die steigenden Preise führt er nicht nur auf die "extrem niedrigen Zinsen" zurück, die die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt anheizen, sondern auch darauf, dass neben der Investition in Immobilien derzeit "andere attraktive Anlageformen fehlen". Dazu kommt, dass der Wunsch nach dem Eigenheim noch immer groß sei, und dem die Baubranche nur schwer nachkommen könne. "Und Baufirmen, die ausgelastet sind, verlangen zwischenzeitlich Preise, die sind Wahnsinn."
Ergänzend steigen auch die Preise in den Kommunen für die Erschließung der Neubaugebiete, also für Straßen und Kanäle. Und woran kaum einer denke: Auch die Entsorgung von Aushub, etwa beim Bau eines Kellers, sei derzeit "exorbitant teuer", so dass sich die Kellerpreise verdoppelt und verdreifacht hätten: Von 30 bis 40 000 Euro früher auf 80 bis 90 000 Euro heute.
Überhaupt, die Kosten. Sich in Regensburg ein Grundstück zu kaufen und darauf einen neues Haus zu stellen, das würde aktuell locker eine Million Euro verschlingen. Das können sich viele nicht leisten, auch wenn man wegen der niedrigen Zinsen bei einem Kredit "prozentual mehr in die Tilgung stecken kann". In Orten wie Burglengenfeld und Schwandorf koste ein Grundstück hingegen 200 000 Euro und keine halbe Million, sagt Müllner, so dass der Hausbau insgesamt vielleicht auf eine halbe Million Euro komme. "Und das macht für junge Familien, die nicht viel Eigenkapital haben, durchaus einen Unterschied."
Im Osten deutlich billiger
Von "stark angestiegenen Preisen" spricht man auch bei der VR-Bank Mittlere Oberpfalz mit Sitz in Nabburg. Bereichsleiter Josef Karl hat festgestellt, dass sich "Regensburg" bis in den nördlichen Landkreis auswirkt: "Und zwar bis Pfreimd und Wernberg-Köblitz, und spätestens dort machen sich dann zusätzlich Einflüsse aus dem Norden bemerkbar." Generell gebe es zwei Preisniveaus im Landkreis - entlang der Autobahn und im östlichen Landkreis. Wenn man Richtung Oberviechtach und Schönsee fahre, würden die Grundstücke ein Drittel bis zur Hälfte weniger kosten als im Süden des Landkreises, weiß Vorstandssprecher Bernhard Werner .
Immobilienpreise laut Remax-Analyse
In der Stadt Schwandorf reicht die Preisspanne beim Neubau eines Einfamilienhauses in der Regel von 350 000 bis 800 000 Euro; Bestandsbauten kosten durchschnittlich zwischen 290 000 und 650 000 Euro. Für Eigentumswohnungen muss man neu normalerweise zwischen 2800 und 3800 Euro pro Quadratmeter aufwenden (Bestand: 1500 bis 2800 Euro/Quadratmeter). Für die Miete ist in Neubauten meistens zwischen 7,50 bis 9,50 Euro fällig, in Bestandsbauten zwischen 6 und 7,50 Euro.
Im Städtedreieck und südlichen Landkreis Schwandorf liegt die Preisspanne beim Neubau eines Einfamilienhauses zwischen 350 000 und 700 000 Euro; Bestandsbauten kosten zwischen 250 000 und 600 000 Euro. Eigentumswohnungen kommen dort neu auf 2600 bis 3700 Euro pro Quadratmeter (Bestand: 1500 bis 2700 Euro/Quadratmeter). Für die Miete sind in Neubauten zwischen 6,50 bis 9 Euro üblich, in Bestandsbauten zwischen 5,50 und 7 Euro.
Die Preisspanne im nördlichen Landkreis Schwandorf reicht beim Neubau eines Einfamilienhauses von 300 000 bis 550 000 Euro; Bestandsbauten kosten zwischen 220 000 und 500 000 Euro. Eigentumswohnungen verschlingen neu zwischen 2400 und 3200 Euro pro Quadratmeter (Bestand: 1300 bis 2400 Euro/Quadratmeter). Für die Miete werden in Neubauten üblicherweise zwischen 7 bis 8,50 Euro angerechnet, in Bestandsbauten zwischen hingegen 5 bis 6,50 Euro. (td)
Vor zehn, zwölf Jahren war alles noch billiger, und dann hat es richtig angezogen.
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