Im südlichen Teil von Minnesota, 145 Kilometer südwestlich von den Zwillingsstädten Saint Paul und Minneapolis liegt die Stadt New Ulm. Die rund 13 600 Einwohner sind ganz besonders stolz auf ihre deutsche beziehungsweise deutsch-böhmische Tradition. Viele Menschen aus dem westböhmischen Kreis Bischofteinitz emigrierten in den Jahren 1850 bis 1900 nach Amerika. Die Emigranten aus dem Kreis Bischofteinitz blieben nach der Ankunft in der neuen Heimat oft zusammen und viele bildeten eine Gemeinschaft.
Erbe wird gepflegt
Es ist dann oft Zufall, wenn bei Zusammenkünften von Nachkommen deutscher oder deutsch-böhmischer Einwanderer der alte Dialekt zu hören ist. Leider, so Angehörige der "German Bohemian Heritage Society" (GBHS) bei einem Aufenthalt in Schwarzach, ist das heutzutage bereits ein sehr seltenes Ereignis und wird in der Zukunft wohl leider ganz verloren gehen. Dagegen kämpft die GBHS an. In dieser Gruppierung wird von den Nachfahren der früheren Einwanderer das böhmische Erbe ganz besonders mit regelmäßigen Treffen der Vereinsmitglieder gehegt und gepflegt. Ergänzt wird das Ganze mit viel Literatur über das "Old Homeland" und auch mit Reisen in die alte Heimat. So suchten kürzlich 17 Personen aus dem amerikanischen Bundesstaat Minnesota ihre Wurzeln an der deutsch-böhmischen Grenze. Auf den Spuren ihrer Vorfahren wurden die verschwundenen Orte Böhmisch-Schwarzach, Rindl und Friedrichshof angewandert, erzählt Hans Vogl, der im vergangen Jahr mit dem Oragnisator der Reise diesen Besuch in Schwarzach und Umgebung vereinbarte. "Aber nur alte Bilder und Ansichtskarten von den Orten, wo Ur- und Urgroßeltern lebten", konnten den Gästen gezeigt werden, sagt der Schwarzacher zum Aufenthalt der Amerikaner.
Schwierige Suche
Nur über alte Ortspläne mit Hausnummern und Hausbesitzerlisten seien die Standorte der Häuser zwischen den Bäumen und Sträuchern noch zu finden. Ein besonderes Erlebnis war für die Gäste die in der Anna-Kapelle angebrachte Tafel mit 312 Porzellanbildern von den Gefallenen im Zweiten Weltkrieg, die aus 22 böhmischen Ortschaften stammten. Ins Gespräch kam auch das Spitzenklöppeln, das in der damaligen Zeit für die Bestreitung des Lebensunterhalts mit eine notwendige Beschäftigung war. Dazu waren auch die Musterbücher mit den Klöppelbriefen aus dem Jahr 1888 von der Spitzen-Manufaktur Wartha im ehemaligen Böhmisch-Schwarzach von großem Interesse, die Hans und Marianne Vogl den Besuchern Seite für Seite erklärten. Dabei überraschten die beiden mit Schmierkuchen nach böhmischer Art, die für die Mitglieder der Gruppe bei ihrem Deutschlandaufenthalt etwas Einmaliges war.
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