Mit "old school" wäre neudeutsch die Unterauerbacher Kegelbahn kurz und knapp beschrieben. Doch dies würde dem Charme und der Besonderheit dieser über 50-jährigen Anlage neben Kirche und Pfarrheim nicht gerecht. Es gibt keine Anzeige und keinen Automat, dafür gibt es Kinder, Kegelkinder. Mädchen und Buben, die die neun Holzkeile wieder exakt aufstellen und die Hartplastikkugeln zurückrollen.
Aufstieg geschafft
Anna, Florian und Marie Scheuerer zeigen, was sie alles zu tun haben. Das ist Knochenarbeit. Wer zwei bis drei Stunden an der Kegelbahn schuftet, spart sich ein Fitness-Studio. Die achtjährige Marie hat ihren ersten Aufstieg geschafft, vom Aushilfskegel-Moidl 2018 zum vollwertigen Kegelmoidl vom 3. bis 10. Juli dieses Jahres. "Das ist schon ganz lustig", sagt die 13-jährige Anna. "Die Kegler sind meistens gut drauf" und ein Trinkgeld gibt es für die Kinder und Jugendlichen, ohne die nun wirklich nichts ginge, obendrein.
Franz Grabinger, Feuerwehr-Vorsitzender, Mitorganisator und -kegler, hat auch einmal so klein angefangen wie Marie, als Kegelkind, und bei einem Turnier mit seiner Mannschaft bereits einmal gewonnen. Kein Wunder. Anna hat's durchschaut: "Wenn man Kegel aufstellt, weiß man auch wie man kegeln muss." Die drei Kegelkinder sind natürlich selber auch aktiv, bei den Ministranten- oder Blaskapellenteams. Mehreren Mannschaften mit so fantasievollen Namen wie "Fasslschwenker", "Andachtsjodler" oder "Böllerpulver-Taschenträger" anzugehören, ist nicht verboten.
"Das Ganze steht und fällt mit den Kegelkindern", sprechen Franz Grabinger und Siegfried Held, der im Ablaufteam der Feuerwehr die Turniertermine mitkoordiniert, dem Nachwuchs ein dickes Lob aus. So händisch dessen Arbeit ist, so virtuell ist die Absprache der Kegelkinder. Wer wann Dienst auf der Bahn schiebt, verabredet die Gruppe von 15 bis 20 Leuten über WhatsApp. Dem zehnjährigen Florian fällt noch ein wichtiger Job ein. Geht die Kugel an die Bande, muss sie aus dem Spiel genommen werden. Wer macht das? Die Kegelkinder. Sie stoppen die Kugel, bevor sie einen Keil trifft, gekonnt mit dem Fuß.
Wach geküsst
Entstanden ist diese versteckte Bahn eher per Zufall, weiß Franz Grabinger aus Erzählungen. Vom Pfarrhausbau blieben gegen Ende der 60er Jahre Steine übrig. Die Unterauerbacher entschieden, sie für eine Kegelbahn zu verwenden. Diese lag einige Jahre im Dornröschenschlaf als die Feuerwehr sie mit dem Turnier der besonderen Art vor sechs Jahren wach küsste. Der Wettbewerb wurde zum Selbstläufer, auch für die Dorfbewohner, die gerne mal beim Kegeln vorbeischauen. 2018 kämpften 100 Teams um die essbaren Preise. Zum Jubiläum wären 150 nicht schlecht.
Fantasievolle Team-Namen Pflicht
Das Turnier läuft vom 3. bis 10. Juli in Unterauerbach. Mitmachen können Vereine, Familienteams, Freunde, Schulkameraden, Kollegen, Kumpels, egal welchen Alters oder welcher Fitness. Einzige Vorgabe: Ein Team muss aus vier Personen bestehen und sollte einen möglichst kreativen Mannschaftsnamen haben.
Gespielt werden zum 150. Geburtstag der Feuerwehr von jedem Mitspieler drei Wettbewerbe – In die Vollen, Spekulieren, Zufallsgenerator – und ein Jubiläumsschub. In die Wertung kommt jeweils das Gesamtergebnis einer Mannschaft pro Wettbewerb. Darüber hinaus gibt es bei „In die Vollen“ auch eine Einzelwertung. Pro Mannschaft ist eine Spielzeit von etwa 30 Minuten vorgesehen. Die Teilnahme kostet jedem Team 5 Euro. Zu gewinnen gibt es essbare Preise sowie Erinnerungsurkunden für die Mannschaften.
Die Kegelzeiten erfolgen nach Absprache vom 3. bis 10. Juli, nachmittags und abends. Die Abschlussveranstaltung beginnt am Freitag, 12. Juli, um 19.30 Uhr im Pfarrgarten, bei Biergartenatmosphäre. Für das Jubiläumsturnier ist eine musikalische Überraschung in Planung. Bei schlechtem Wetter wird die Siegerehrung ins Pfarrheim verlegt.
Anmeldungen sind bereits bei Franz Grabinger, Telefon 09675/1346 oder E-Mail franz.grabinger[at]web[dot]de, möglich.
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