(ihl) "Vielleicht ist es eine Abfallgrube der Slawen, die im Frühmittelalter hier gelebt haben", mutmaßt Felix Lettner. Die beiden gehören zur Lehrgrabung von Professor Dr. Erik Szameit aus Wien. Dieser sitzt derweil mit Ortsheimatpfleger Heinrich Schwarz auf einer Bierbank, vor ihnen ausgebreitet auf dem Biertisch, die bisherigen Funde. Zweiter Bürgermeister Franz Grabinger ist da, um sich über die "Ausbeute" seit dem 6. August zu informieren.
"Wir haben keine Sensationen zu vermelden", sagt Szameit gleich zur Begrüßung. Was nicht ist, kann noch werden. Eine Woche, bis 1. September, sind die Studenten noch am Graben und vielleicht findet sich endlich diese eine Spur. Eine Spur von dem Platz, an dem das Gräberfeld angelegt war. "Ein Gräberfeld muss da sein", ist sich Szameit sicher und blickt auf die Hügel vor und hinter sich, so als suche er sie nach einem Hinweis ab. "Man braucht das berühmte Quäntchen Glück in der Archäologie."
Ein Slawenfriedhof würde archäologisch Dietstätt nach vorne katapultieren, denn eine Siedlung samt Gräberfeld wurde bisher noch nicht entdeckt. "Aber wir brauchen die Starthilfe-Rakete." Also das Indiz für den Friedhof, der in Sichtweite zur Siedlung und zwischen 600 und 1000 Meter entfernt liegen müsste.
Als Marker, wo der Boden etwas preisgeben könnte, dienen die Lesefunde von Heinrich Schwarz. Dieser hadert noch immer damit, dass 1985 die Dietstätter Fundgrube entdeckt wurde und dann 17 Jahre bis zu ersten Grabung vergangen sind. 17 wertvolle Jahre, in denen seiner Ansicht nach vieles unwiederbringlich verloren gegangen ist, weil sich die landwirtschaftliche Bodenbearbeitung zum Nachteil der Archäologie verändert hat.
Um auf das unentdeckte Gräberfeld zurückzukommen: Vom späten 6. bis zum frühen 9. Jahrhundert haben die Slawen hier in einer großen Streusiedlung gelebt. Schwarz rechnet nach: "Das sind acht Generationen, wenn man eine Generation mit rund 30 Jahren ansetzt." Szameit nickt zustimmend. Bestattet wurden hier Menschen, aber wo? Das ist auch so etwas wie Szameits Vermächtnis an die junge Generation, diesen Ort zu finden. Hintergrund
Münze nicht echt
Bei der Lehrgrabung vor zwei Jahren wurde ein blau-grün schimmerndes rundes Metall entdeckt. Gesäubert zeigt sich: Es ist eine Münze. Sie stellt Kaiser Trajanus dar, der von 98 bis 117 nach Christus regiert hat. Die Freude ist groß. Doch einer genaue Untersuchung ergibt: Die Münze aus einem Kupferkern mit dünnem Silberüberzug ist gefälscht. Eine Frage bleibt dennoch. Wie kommt die Fälschung in den Ackerboden von Dietstätt? (ihl)




















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