Müde klingt der Schwarzenbacher Bürgermeister Thorsten Hallmann am Dienstagvormittag, er entschuldigt sich: "Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht." Erst um 7 Uhr morgens ist er vom Brandort nach Hause gekommen. Nun ist er wieder am Sprung - Hallmann, lange Jahre Mitglied der Schwarzenbacher Feuerwehr, rückt erneut aus zur Lagerhalle. Es stehen Aufräumarbeiten an nach dem Brand, den mehr als 300 Einsatzkräfte bis in die frühen Morgenstunden bekämpft haben. Von dem Gebäude stehen mittlerweile nur noch die Grundmauern.
Am Montag gegen 11:56 Uhr ging der Alarm ein, dass die Halle in der kleinen Gemeinde in Vollbrand steht. Dichte Rauchsäulen waren bis Weiden-Ost zu sehen, massiver Plastikgeruch durchsetzte die Luft. "Ich war im Auto unterwegs, in der Nähe von Neustadt, als der Funkwecker losging", sagt Hallmann. 10 Minuten später war er am Ort des Geschehens und sah die Halle, ein Gebäude mit langjähriger Industriegeschichte, in Flammen stehen.
Brand wegen Funkenflug
Werner Stopfer, Dienststellenleiter der Polizei Eschenbach, teilt mit, dass eine erste Bilanz "ernüchternd" sei. Der genaue Schaden könne noch nicht beziffert werden, da die Polizei noch keine genaue Übersicht über sämtliche dort gelagerte Gegenstände haben. "Jedoch kann nach einer vorsichtigen Schätzung von etwa zwei Millionen Euro ausgegangen werden." Noch am Dienstag unterstützt ein Brandermittler der Kripo Weiden vor Ort, die Polizei Eschenbach geht von fahrlässiger Brandstiftung aus, wie Stopfer sagt.
Zwei Handwerker haben laut Stopfer im Auftrag einer in dort ansässigen Firma Demontagearbeiten an einer seit längerer Zeit stillgelegten Farbfilteranlage vorgenommen. "Unter anderem erfolgten Arbeiten mit einem Trennschleifer." Es sei "nicht auszuschließen", dass dabei ein Funkenflug Staubpartikel in Brand gesetzt hat. Die beiden Handwerker hätten anfänglich selbst versucht, das noch eher kleine Feuer unter Kontrolle zu bringen. "Wenig später kam es dann zu einer Verpuffung", sagt Stopfer. Das Feuer griff schnell um sich und setzte letztendlich den relativ großen Gebäudekomplex nach und nach in Brand.
Es dehnte sich draufhin auf mehrere Gebäudeteile aus. Die Bedachung sei durchgebrannt, wie Kreisbrandmeister Marco Saller mitteilt. Umfangreiche Nachalarmierungen liefen an. "Ein Gebäudeabschnitt sowie ein angrenzendes Wohnhaus konnten gehalten werden, die Lagerhalle in einer L-Form-Bauweise brannte aus", so Saller.
Vier Drehleitern waren im Einsatz. Zwischenzeitlich mussten Tanklöschfahrzeuge aus nahegelegenen Hydranten Löschwasser nachliefern und dieses in Pufferbehälter einspeisen. Gegen 23.30 Uhr war das Feuer einigermaßen unter Kontrolle.
Drei Personen sind leicht verletzt worden, teilt der Eschenbacher Polizeidienststellenleiter Stopfer mit. Eine 25-Jährige musste wegen einer Rauchvergiftung behandelt werden, als sie versuchte, aus einem Anbau ihre Kleintiere in Sicherheit zu bringen. Zudem verletzte sich ein Lkw-Fahrer, als er wegen der Verpuffung aus dem Führerhaus sprang. "Einsatzkräfte kamen nicht zu Schaden." Mit einer Ausnahme: Ein Feuerwehrmann habe sich im Einsatz eine Handgelenksverletzung zugezogen.
Bis zur Erschöpfung
Alle Feuerwehren kämpften nahezu bis zur Erschöpfung, sagt Bürgermeister Thorsten Hallmann im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. "Der Schaden ist immens, das tut unserer Gemeinde natürlich auch finanziell weh aufgrund der wegfallenden Gewerbesteuer." Aber: "Viel schlimmer ist die Tatsache, dass viele Existenzen an diesem Unglück hängen." Hallmann spricht vom "schwersten Brandereignis in der Gemeindegeschichte", was Alexander Kleber, Kreisbrandmeister für Öffentlichkeitsarbeit, bestätigt. "Einen Brand in diesem Ausmaß mit einem solchen Kräfte-Einsatz hat es in den vergangenen Jahren in der Region definitiv nicht gegeben."
Der Schock sitzt tief, so Hallmann. "Ich glaube, das dauert noch, bis alle realisiert haben, was da passiert ist." Extrem mitgenommen sei einer der Mieter des Objekts, der Inhaber einer Eventfirma. Mit diesem habe Hallmann gestern gesprochen.
Eines hebt er hervor: "Die Einsatzleitung hat tolle Arbeit geleistet und die zig Wehren aus der gesamten Region koordiniert." Die Zusammenarbeit habe reibungslos funktioniert. Am Dienstagvormittag sind seine Schwarzenbacher Kameraden vor Ort, um das Gröbste zu beseitigen, nachts hatten sie Brandwache gehalten und immer wieder kleinere Feuer gelöscht, die aufloderten. "Dieser Zusammenhalt bei solch einem großen Unglück ist ein kleiner Lichtblick."
So verlief der Einsatz
- Zeitpunkt: Alarm ab 11:56 Uhr, Brand gegen 23:30 Uhr unter Kontrolle, Abrücken der Wehren laut Kreisbrandmeister Marco Saller gegen 1 Uhr nachts, Brandwache durch die Feuerwehr Schwarzenbach
- Wehren vor Ort: Feuerwehren Schwarzenbach, Dießfurt, Pressath, Troschelhammer, Zintlhammer, Riggau, Neustadt/WN, Altenstadt/WN, Parkstein, Grafenwöhr, Gmünd, Hütten, Eschenbach, Kaltenbrunn, Weiherhammer, Mantel, Neustadt/WN, Neunkirchen, Weiden, Vohenstrauß, Waldthurn, Störnstein, Moosbach, US Lagerfeuerwehr Grafenwöhr
- Einsatzstärke: Insgesamt 365 Einsatzkräfte; 40 Feuerwehrfahrzeuge, 289 Kameraden, davon 55 Atemschutzgeräteträger, 47 Einsatzkräfte des Rettungsdienstes, 15 Fachberater des Technischen Hilfswerks, 2 Beamte der Polizei Eschenbach, 12 sonstige Helfer
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