Eng verbunden mit dem Ende des Königtums in Bayern ist Kurt Eisner, der durch seine friedliche Revolution die Monarchie abschaffte, sich am 7. November 1918 zum ersten Ministerpräsidenten Bayerns ausrief und den Freistaat Bayern gründete. Die Geschichte seiner kurzen Revolution wird derzeit immer wieder erzählt. Schon am 21. Februar 1919 wurde Eisner durch den Studenten Graf Arco von Valley ermordet, als er gerade auf dem Weg in den Landtag war, wo er wegen der für seine Partei verlorenen Landtagswahl seinen Rücktritt erklären wollte.
Zweimal musste der damalige bayerische König wegen der Geschehnisse um Eisner fliehen, weil die Getreuen des Monarchen in den unruhigen Zeiten Angst um den regierenden Wittelsbacher und dessen Familie hatten. Gerade einmal fünf Jahre war Ludwig III. Herrscher, als ihn der verlorene Erste Weltkrieg und der darauf folgende politische Umsturz in Bayern der Thron kostete.
Immer an der Seite des Königs war zu jener Zeit dessen Vertrauter und Flügeladjutant Ludwig Graf von Holnstein aus Bayern (1873-1950). Er sorgte mit dafür, dass die Herrscherfamilie im November 1918 wegen der Revolution München verließ, und nach Schloss Anif bei Salzburg flüchtete. Ludwig III. hat dort schließlich die Initiative ergriffen und am 12. November 1918 Minister Otto von Dandl zu sich nach Anif bestellt. Während Dandl vom König einen Thronverzicht verlangte, fand sich dieser nur bereit, die Beamten, Offiziere und Soldaten von ihrem Eid auf ihn zu entbinden, da er nicht mehr in der Lage sei, die Regierung weiter zu führen.
Schließlich verfasste der König in der Nacht von 12. auf 13. November 1918 eine Entbindung vom Treueid. Die Regierung Eisner publizierte diese Erklärung am 13. November 1918 zusammen mit einer Erläuterung, in der sie vom „Thronverzicht“ des Königs Kenntnis nahm. Tatsächlich aber haben weder der König, der bereits 1921 verstarb, noch Kronprinz Rupprecht (1869-1955) jemals auf ihren Thron verzichtet.
Das Originaldokument der „Anifer Kundgebung“ ist heute verschollen. Laut Bericht des bayerischen Monarchisten Erwein von Aretin hatte der damalige Innenminister Erhard Auer (MSPD) aus Misstrauen gegenüber Eisner die Erklärung Ludwigs bei sich behalten. Bei der Verwüstung seiner Wohnung während des Hitlerputsches ging das Original verloren. Im Bestand „Außenministerium“ des Bayerischen Hauptstaatsarchivs befindet sich lediglich eine maschinenschriftliche Abschrift mit der von Kurt Eisner handschriftlich ergänzten Interpretation als Thronverzicht.
Umso wichtiger ist der Entwurf der sogenannten „Anifer Kundgebung“, den Martin Irl in seinem renommierten Holnstein-Archiv aufbewahrt. Es ist ein unscheinbarer Zettel mit vielen Durchstreichungen und Neuformulierungen, auf dem der Versuch unternommen wurde, die Eidesentbindung in eine formal richtige und juristisch passende Form zu gießen. Ludwig Graf von Holnstein aus Bayern musste die Formulierungen notieren, „weil er die schönste Schrift dieser Herren hatte“, weiß Irl und schmunzelt. Das Haus der Bayerischen Geschichte hat an diesem und anderen Dokumenten sowie an Fotografien aus Irls Besitz zwischenzeitlich Interesse signalisiert.
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