Natürlich hat das Angebot des Landwirts aus Pretzabruck mit dem Volksbegehren zu tun, das bayernweit Rekordergebnisse eingefahren hat. "Nicht jeder hat die Gelegenheit, seinen Beitrag zu leisten", sagt Beer. Auf der Internetplattform "Ebay" bietet er an, auf einem bisher intensiv genutzten Acker eine spezielle Blühmischung anzusäen. 100 Quadratmeter "Patenschaft" kosten 50 Euro pro Jahr, Laufzeit zwei Jahre. Dazu gibt's eine Bescheinigung mit der Flur- und Flächennummer, samt Foto. Und wenn der Pate es will, stellt Beer ein Schild mit dessen Namen dazu. "Wenn jemand eine größere Fläche will, können wir auch über den Preis reden", gibt sich der Bauer verhandlungsbereit. Die Fläche wird natürlich nicht gespritzt. "Für ein Hektar brauche ich 100 Leute", rechnet er vor, "das ist auch bürokratischer Aufwand." Die Arbeit könne er nicht kostenlos erledigen. Auf mögliche staatliche Zuschüsse aus Förderprogrammen für die Blühflächen würde Beer verzichten. "Das will ich nicht."
Zwei Jahre würde die Blumenwiese sprießen, dann möchte Beer die Äcker wieder für Feldfrüchte nutzen. Besteht länger Interesse, würde er Flächen tauschen. "Ich möchte das schon in meine Fruchtfolge einbauen", sagt der 58-Jährige, der den Hof als sehr junger Mann nach einem Tod eines Verwandten vor gut 40 Jahren übernommen hat.
Diese lange Erfahrung steckt auch dahinter, wenn er über das Artenschutz-Volksbegehren spricht. Natürlich habe die Landwirtschaft ihren Anteil am Verlust der Artenvielfalt. "Aber vieles andere auch. Mir stinkt, dass man nur auf die Landwirtschaft losgeht". Beer erinnert an die Lichtverschmutzung, der besonders im Sommer jede Nacht Millionen Insekten zum Opfer fallen; an den wachsenden Verkehr, auch in der Luft; an die Mähroboter in Gärten, die kein Blümchen mehr sprießen lassen. Ein bisschen sei es wie im Fußball: "In Deutschland gibt's 60 Millionen Bundestrainer. Und auch 60 Millionen Bauern, die wissen, wie es geht." Sein Sohn habe da einen Spruch geprägt: "Sie säen nicht, sie ernten nicht, und wissen trotzdem alles besser."
Vor allem aber liegt ihm eins am Herzen. Die Landwirtschaft produziere seit Jahrzehnten so, wie es die Gesellschaft verlangt. Die Erzeugerpreise seien beständig eher gesunken als gestiegen, Lebensmittel sind sehr günstig. "Wir müssen intensiver arbeiten, um über die Runden zu kommen", sagt Beer. Damit eine Kuh 10 000 Liter Milch im Jahr gibt, muss sie gesund sein und entsprechend gefüttert werden. Dafür brauche er den mehrfachen Schnitt der Wiesen. "Alle profitieren davon, dass Lebensmittel günstig sind. Es ist doch auch gut, dass ein Volk satt ist", sagt der Landwirt. Den Teufelskreis aus Preisdruck und immer intensiverer Produktion zu durchbrechen, dazu sieht er wenig Chancen. Er befürchtet, dass bei einem Ausbau der Bio-Landwirtschaft auch die Kollegen vermehrt unter diese Fuchtel geraten.
Wenn die Bauern auf die Nutzung von Flächen verzichten sollen, gehe das nur über Entschädigungen, fordert Beer. Er sieht da allerdings Gefahren, auch wenn die Politik jetzt großzügige Zuschüsse beschließen würde: Spätestens wenn das Geld knapp wird, könnten auch die Entschädigungen schmelzen.
Bis etwa April läuft das Angebot. Finden sich bis dann keine Paten, werden übliche Feldfrüchte angebaut. Mais, Weizen, Gerste, Kleegras fürs Milchvieh sät Beer auf seinen Feldern. 1000 Klicks zählte seine Anzeige in einer Woche, 40 Nutzer haben sich das Angebot virtuell gemerkt, eine paar eine Mail geschickt, auch angerufen. Darunter auch Kollegen, die sich nach dem Angebot erkundigen wollten. "Auftrag: Null", zuckt Beer die Schultern. Das sieht er aber gelassen. "Wenn's was wird, ist's recht. Wenn nicht, auch."
Pate für ein Stück Blumenwiese
Wer Interesse hat, die Patenschaft für eine Blühfläche zu übernehmen, kann sich in Pretzabruck melden. Manfred Beer und seine Familie sind unter Telefon 09435/2689 oder Handy 0176/ 76080558 zu erreichen. Die Mailadresse lautet beer34[at]gmx[dot]de
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