Einen Auftritt mit scheinbar schwer philosophischem Einschlag gleich zu Beginn der Vorstellung in der Rathausbücherei in Schwarzenfeld, mussten die Besucher über sich "ergehen" lassen, nachdem Hubert Treml das Podium betrat. Dabei hatte der wortfindige Oberpfälzer gezielt mit geradezu genialer Wortakrobatik und Ironie die Lacher bereits auf seiner Seite. "Endle amal a gscheide Bühne", lobte Treml die Veranstalter, die Büchereikräfte und fühlte sich auf der "Drachenbühne" sichtlich wohl. Eine "Lesung" war angesagt, deren Charakter aber schnell durch Manuela Irlbacher noch aufpoliert wurde. "Keine Angst, der doud a singa, niad bloß les'n", steckte die Leiterin der Bücherei für die Zuhörer in der vollbesetzten Bücherei den Verlauf des kurzweiligen Abends aus.
Bunt gemischt das Publikum, das von Jugendlichen über echte Büchereifans, bis hin zu "Politprominenz" mit drei Bürgermeistern und einem Pfarrer eine breite Palette aufgeboten hat. Was hat ein Schmetterling mit der Stadt Dingolfing zu tun? Beide Begriffe enden auf –ing, was das Publikum schnell zu poetischer Höchstleistung mit zahlreichen Reimen veranlasste. Die typischen Annehmlichkeiten eines "Schlafanzugdochs", also eines verregneten Tages im "Homedress" wurden ebenso thematisiert, wie das absolute Gegenteil in Form eines bewegungsintensiven Zirkeltrainings, das den Liedermacher angesichts von Winterspeck und traumhaften Vorstellungen bis zum Traualtar verfolgt.
"Ich dichte seit meiner frühesten Kindheit", blickt Treml auf seine Jugend zurück und stellt dies mit spiritusgeschwängerten Matrizenabzügen von damals unter Beweis. "Was hatten Sie für Schallplatten zu Hause?", lautet eine Frage in die Runde und ein Schwall von Antworten prasselt auf den Nordoberpfälzer ein. La Montanara, James Last, Heintje und vieles mehr, so die Gedanken an alte Zeiten. Und da war noch der "Binner Michl", oder kurz "Mike", wie er von seinen Freunden genannt wurde. Er, Tremls Jugendfreund, stand für wildes und buntes Lebensgefühl mit Beatles-Stickern am Jackett. "Da Mike, der woar halt wer."
Egal ob es sich um humorvolle Kurzgedichte mit "Es war einmal ein Mobiliar in einer Stripteasebar" oder dem "Zoiglwirt, der auf sei Zoigl stiert" handelt, es war andauernd beste Unterhaltung geboten. Selbst verfasste Lieder und Texte, etwa vom "Zoiglmoidl" oder vom "Schlampermapperlreißverschluss" versprühten wahrliche Begeisterung unter den Gästen.
Zur Freude der Zuhörer wurden umfangreich Alltagsthemen und fast vergessene Jugendsünden thematisiert, die nicht zuletzt im neu erschienen Gedichtband "Kanapee", einem unterhaltsamen Büchlein mit Kurzgedichten, Raum einnehmen. Bleibt zu hoffen, dass Hubert Treml zu weiteren Lesungen "sogar mit Musik" nach Schwarzenfeld kommt.
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