Das Thema Missbrauch treibt die katholische Kirche schon seit zehn Jahren um. Im Bistum Regensburg gibt es seit Herbst 2012 die Stelle der Präventionsbeauftragten, die im Sommer 2016 zur Stabsstelle Kinder- und Jugendschutz ausgebaut wurde. Die Leitung hat die promovierte Juristin Judith Helmig. Sie hat ein "Institutionelles Schutzkonzept" erarbeitet, das in den Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen bearbeitet und umgesetzt werden soll. Einige Pfarreien sind schon ganz fleißig dabei. Bis 1. November müssen alle ihre Hausaufgaben gemacht haben.
"Wir werden bereits zu den Sommerferien fertig", zeigt sich Pfarrer Heinrich Rosner zuversichtlich, der für die Pfarreiengemeinschaft Schwarzenfeld und Stulln spricht. Dort beschäftigt sich seit einigen Monaten die zwölfköpfige Arbeitsgruppe "Achtsamkeit - Vorbeugung von Missbrauch" mit dem Thema, die zwar den Begriff des sexuellen Missbrauchs im Titel führt, darüber hinaus aber auch noch weitere Konfliktthemen in den Blick nimmt. "Achtsamkeit" ist laut Rosner der entscheidende Begriff, der das Handeln aller Verantwortlichen und Ehrenamtlichen in der Pfarrei zunehmend prägen soll.
"Mitarbeitende, die eine Kultur der Achtsamkeit üben, erkennen Krisen, Abweichungen und Unregelmäßigkeiten bereits in einem frühen Stadium, so dass noch reagiert und korrigiert werden kann," heißt es in der Handreichung aus Regensburg, und diesem Credo fühlt man sich auch in der Pfarreiengemeinschaft verpflichtet. Gefördert werden soll ein Umdenken im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Schutzbefohlenen. Ziel ist ein "anderes Handeln": Hinsehen und nicht wegschauen, handlungsfähig sein, Zivilcourage zeigen und fördern.
Wie Pfarrer Rosner im Gespräch mit Oberpfalz-Medien mitteilte, wurden von der Arbeitsgruppe Ministranten und Kinder in Chören befragt, was sie brauchen, so dass sie sich wohlfühlen und aufgehoben. Wichtig sei auch, was sie "voneinander brauchen, wie sie einander zuhören und nicht schubsen, dass sie fragen, wenn sie etwas wollen, und achten, dass keiner alleine bleibt". Überdies wurden die Räume der Pfarrei untersucht, so dass es keine dunklen und unbeleuchteten Ecken mehr gibt, und es wurden einzelne Leuchten installiert.
Als nächster Schritt in einem transparenten Verfahren steht laut dem Pfarrer an, dass geklärt wird, "an wen wende ich mich, wenn ich Hilfe brauche oder einfach unsicher bin und Fragen habe?" So dass am Ende geklärt sei, wo die Informationen zu bekommen sind, wenn man plötzlich betroffen sei und nicht wisse, was man tun soll.
Wir haben auch die Räume der Pfarrei untersucht, so dass es keine dunklen und unbeleuchteten Ecken mehr gibt.
Offener Umgang mit Beschwerden
Der offene Umgang mit Beschwerden sollte ein fest integrierter Bestandteil der kirchlichen Kultur und des Miteinanders sein, heißt es im "Institutionellen Schutzkonzept", das derzeit in den Pfarreien erarbeitet wird. Es geht dabei nicht nur um sexuellen Missbrauch, sondern jegliche Form von Missständen, Mängeln, Beschwerden und Problemen. Eingehende Beschwerden sollen als Anliegen begriffen werden, die Beachtung und Antwort verdienen.
Die dringliche Vorgabe aus dem Bistum für die Verantwortlichen in den Pfarreien lautet dabei auch: "Überlegen Sie, wie Sie eine Atmosphäre schaffen können, in der Kinder und Jugendliche über Situationen und ungute Gefühle nachdenken können. Wie können Sie den Kinder und Jugendlichen das Mitteilen erleichtern? Wie gehen Sie mit Wünschen nach Vertraulichkeit um?" (td)
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