Schwarzenfeld
29.10.2020 - 10:02 Uhr

Puppenspieler stranden in Schwarzenfeld

Zwar gibt es bei ihren Aufführungen immer ein Happy End. Aber für die Puppenspieler von "Tränklers Märchenwelt" ist die Pandemie eine Katastrophe. Sie versuchen, die schwere Zeit in ihren Wohnwägen in Schwarzenfeld zu meistern.

Maria und Eugen Tränkler mit ihren Kindern Jesse und Melina (von links): Die Familie lebt mit Duldung der Marktverwaltung mit insgesamt neun Personen am Rande des Schlossparks in ihren Wohnwägen, weil durch die Pandemie Aufführungen ihrer beliebten Puppenbühne komplett gestrichen werden mussten. Bild: Thomas Dobler
Maria und Eugen Tränkler mit ihren Kindern Jesse und Melina (von links): Die Familie lebt mit Duldung der Marktverwaltung mit insgesamt neun Personen am Rande des Schlossparks in ihren Wohnwägen, weil durch die Pandemie Aufführungen ihrer beliebten Puppenbühne komplett gestrichen werden mussten.

So lange, wie es jetzt geworden ist, wollten die Tränklers gar nicht im Landkreis Schwandorf bleiben. Normalerweise sind sie für ihre regelmäßigen Auftritte in der Region, wo man sie unter anderem in Teublitz, Schwarzenfeld und Nabburg als Puppenspieler kennt und schätzt, nur einige Tage am jeweiligen Ort. Die Folgen der Corona-Pandemie aber haben Leben und Arbeiten der kleinen Truppe gehörig durcheinandergewirbelt.

Im März hatte "Tränklers Märchenwelt" noch eine Aufführung in Teublitz, wo die Puppenbühne immer am Naturbad bei der Höllohe gastiert. Dann kamen Corona und die staatlichen Gegen-Maßnahmen - und unversehens wurde aus dem Beginn der Tournee etwas anderes, nämlich ihr abruptes Ende für dieses Jahr. Zurück "nach Hause" konnte der Tross, der aus neun Personen besteht, nicht. Der 40-jährige Chef des Unternehmens, Eugen Tränkler, hat zwar seit etwa sechs Jahren einen Wohnsitz in Neumarkt, aber den nur pro forma. Er tourt mit seiner Familie eigentlich das ganze Jahr durch Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und ab und an durch Nordrhein-Westfalen und Österreich. Wohin also in dieser Notlage?

Viele negative Anfragen

Hier half zunächst Franz Härtl, der Geschäftsleiter der Stadt Teublitz. "Er hat sich sehr eingesetzt, dass wir bleiben durften," sagt Eugen Tränkler. Doch nichts währt ewig. Im Juli zog "Tränklers Märchenwelt" weiter. Bis dahin wurden viele Anfragen in Rathäusern negativ bescheiden. Niemand wollte der Wohnwagen-Kolonne länger Quartier bieten. "Ich war schon ganz verzweifelt, aber ich habe immer ehrlich gesagt, dass wir nicht nur eine Woche oder zwei bleiben würden, sondern viel länger," erinnert er sich. Das schreckte so manche Gemeindeverwaltung ab.

In Schwarzenfeld stießen die Suchenden schließlich auf offene Ohren. "Ich bin Bürgermeister Peter Neumeier und Ordnungsamtsleiterin Melanie Kasowski so dankbar, dass wir kommen und bleiben durften." Für die Tränklers ist Schwarzenfeld bekanntes Terrain. Schon oft hat man dort Vorstellungen gegeben. Und so zog die kleine Gemeinschaft an den Rand des Schlossparks, wo die Fahrzeuge, die Wohnwagen und die Transportanhänger abgestellt werden konnten. Seit Ende Juli ist man dort heimisch und darf mit Billigung des Rathauses bis Februar nächsten Jahres dort leben. Das eine schulpflichtige Kind der Familie geht derweil in Schwarzenfeld in den Unterricht.

Dass "Der verzauberte König" im März das letzte Stück für dieses Jahr sein würde, war nicht abzusehen. Laut Tränkler "sind unser Problem die Aerosole im Theaterzelt, denn wir veranstalten Mitmach-Aufführungen." Will heißen, dass die zusehenden Kinder nicht nur gucken, sondern lachen, rufen oder sogar schreien während der Vorstellung. Auch die eingeschränkte Höchstzahl von Zusehern ist für die Puppenspieler wirtschaftlich unattraktiv: "Es wären nur neun Personen im Zelt erlaubt, das hätte sich wegen der Nebenkosten nicht gerechnet." In guten Zeiten können über hundert Kinder im Zelt Platz nehmen. Was die Puppenspieler-Familie ebenfalls schmerzt, sind die Absagen für geplante Vorstellungen im November in Schulen und Kindergärten. "Das bricht jetzt alles weg. Auch unser jährliches Gastspiel bei Schweinfurt auf dem Weihnachtsmarkt fällt aus."

"Zerrt an den Nerven"

Wäre hingegen heuer alles normal gelaufen, wäre "Tränklers Märchenwelt" auf 80 bis 200 Aufführungen gekommen, wie in den anderen Jahren. "Open-Air-Aufführungen", etwa im benachbarten Schlosspark, gehen auch nicht. "Dazu fehlt uns die entsprechende Bühne. Sie würde 2000 Euro kosten und für so eine Summe kann ich mit meiner Familie eine ganze Zeit lang leben." Natürlich hoffen alle, dass die Pandemie bald vorüber geht und man weiterziehen kann. "Denn das alles", versichert Eugen Tränkler, "zerrt schon ziemlich an den Nerven". Bis zu einem Happy End müssen die "Hohensteiner Handpuppen" jedenfalls noch im Anhänger bleiben.

Schwandorf10.05.2019
Das Puppenbühnen-Unternehmen "Tränklers Märchenwelt" besteht aus einer Reihe von Fahrzeugen, Wohnwägen und Anhängern, die seit geraumer Zeit in Schwarzenfeld Quartier bezogen haben. Bild: Thomas Dobler
Das Puppenbühnen-Unternehmen "Tränklers Märchenwelt" besteht aus einer Reihe von Fahrzeugen, Wohnwägen und Anhängern, die seit geraumer Zeit in Schwarzenfeld Quartier bezogen haben.
 
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