Schwarzenfeld
22.12.2019 - 11:30 Uhr

Schwarzenfeld statt München: "Die gleiche Strecke in der halben Zeit"

Vier Jahre München waren einfach genug: Warum es Andreas Graf wieder in seine Oberpfälzer Heimat gezogen hat.

Andreas Graf pendelt. In der Oberpfalz ist das kein Problem für ihn, in München hingegen war das Autofahren ein Zeitfresser. Bild: Gerhard Franz
Andreas Graf pendelt. In der Oberpfalz ist das kein Problem für ihn, in München hingegen war das Autofahren ein Zeitfresser.

Andreas Graf erwartet den Zeitungsfotografen auf dem Parkplatz der Amberger Firma "PIA Automation". Seit gut 15 Monaten ist der 36-jährige Elektrotechnik-Experte dort im Sondermaschinenbau als Projektleiter beschäftigt. Graf ist verheiratet und hat eine kleine Tochter. Mit seiner Familie wohnt er in Schwarzenfeld (Kreis Schwandorf), davor hatte er vier Jahre als Hardwareprojektierer in München gearbeitet.

Für das Shooting setzt sich Graf ins Auto, mit dem er zwischen Schwarzenfeld und Amberg pendelt. "Pendeln musste ich in München auch", sagt er, "mit dem einen Unterschied: In München war ich für 23 Kilometer 50 Minuten unterwegs - wenn kein Stau war. Hier in der Oberpfalz fahre ich die gleiche Strecke in der halben Zeit."

Für Graf ein entscheidender Unterschied. "In der Großstadt kann man sehr viel Zeit auf der Straße verbringen. Aus meiner Sicht ist das verlorene Zeit."

Work-Life-Balance

Die durch den Umzug gewonnenen Stunden kann er mit seiner Familie viel besser verbringen. So ziemlich alles ist in der Oberpfalz leichter und schneller erreichbar, ein Zugewinn an Lebensqualität.

"Das macht sich in der Freizeit genauso bemerkbar. In München wird ja gerne mit der Nähe der Alpen geworben. Aber die Realität ist, dass man durch das hohe Verkehrsaufkommen ewig braucht, bis man mal aus der Stadt draußen ist. Am Wochenende kommen dann alle wie die Heuschrecken aus ihren 50-Quadratmeter-Nestern und blockieren den Mittleren Ring." Trotzdem, die Jahre in München seien spannend gewesen, "beruflich konnte ich viele Erfahrungen sammeln". Aber generell sei die Art, wie miteinander umgegangen werde, in München anders.

"Man wird oft gesiezt, spricht in der Arbeit hochdeutsch oder englisch, denn viele Kollegen kommen aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland. Mein Dialekt ist natürlich gelegentlich durchgedrungen", gesteht er. "Dann wurden von den Nicht-Bayern Lederhosenwitze gemacht." Das sei aber freilich scherzhaft und nicht böse gemeint gewesen. Tatsächlich habe er im Kollegenkreis viel Wertschätzung und Anerkennung für seine Arbeit erfahren.

"Dennoch war mir klar: Früher oder später geht es wieder in die Heimat zurück." Entweder man liebe die Großstadt oder nicht. "Ich jedenfalls bin glücklich, wieder in der Oberpfalz zu sein. Daheim ist daheim." Wenn überhaupt, dann sei München eher was für junge Singles. Auch für die kann es schwer werden, denn das Leben in Großstädten ist teuer. "Ein Beispiel: In München zahlen Sie für eine Breze 1,50 Euro, in der Oberpfalz liegen sie bei 60 oder 70 Cent."

800 Euro für Kita

Die Gehälter seien im Schnitt besser, aber die Lebenshaltungskosten weitaus höher. "Für Familien ist die Großstadt ungeeignet. Zu viel Verkehr, zu wenig Grün. Ein Kita-Platz kostet in München schnell mal 800 Euro im Monat. Große Wohnungen sind praktisch unbezahlbar, allein für meine 53-Quadratmeter-Wohnung, mit Kellerabteil und Tiefgaragenstellplatz, habe ich 900 Euro warm bezahlt. In der Oberpfalz bekommt man 90 Quadratmeter für 500 Euro warm." Seine Vermieterin hatte das Appartement für 250 000 Euro gekauft, habe sie ihm einmal erzählt. "Dafür kriegst du hier ein schönes Haus mit Garten." Graf ist jemand, der weiß, wo er hingehört: in die Oberpfalz. Jetzt, mit eigener Familie, erst recht. "Aus der Ferne betrachtet", sagt der Heimgekehrte, "wissen manche Oberpfälzer gar nicht, wie schön sie es hier haben."

Andreas Graf verabschiedet sich vom Zeitungsfotografen, steigt ins Auto und fährt los. Es sind nur ein paar Minuten nach Hause.

Andreas Graf arbeitete in der Großstadt und ist in die Oberpfalz zurückgekehrt. Bild: Gerhard Franz
Andreas Graf arbeitete in der Großstadt und ist in die Oberpfalz zurückgekehrt.
 
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