"Hexeneier, Schopftintlinge und Krause Glucken: Das sind Delikatessen aus dem Wald", versichert Julian Hunzinger und erntet bei seinen Begleitern erst einmal ungläubiges Staunen. Der 22-jährige BWL-Student aus Schwarzenfeld, der sich schon seit längeren als veritabler Pilzexperte erweist, teilt sein Wissen gern und hat eine größere Gruppe mit zum Entdecken und Sammeln in den Wald genommen. Insgesamt 40 Pilzbegeisterte trafen sich unter seiner Leitung in einem Waldstück in der Nähe von Schwarzenfeld zur ausgebuchten Pilzexkursion 2023, die der Markt Schwarzenfeld organisiert hat. Seit 2017 führt der junge Mann Pilzinteressente durch den Forst.
40 verschiedene Pilzarten
Gemeinsam mit dem Markt Schwarzenfeld veranstaltet Julian Hunzinger immer wieder Veranstaltungen rund ums Thema Pilze. ,,Es macht mir einfach sehr viel Spaß, in der Natur unterwegs zu sein und Interessenten in Vorträgen und Exkursionen das spannende Hobby des Pilzesammelns näherzubringen“, versichert er. Dieses Jahr fanden die Sammler mehr als 40 verschiedene Pilzarten. Den wenigsten Teilnehmern war bekannt, dass beispielsweise die Tinte des essbaren Schopftintlings früher zum Schreiben verwendet wurde.
Julian Hunzinger zeigte den Teilnehmern aber nicht nur Pilze mit ihren gefährlichen Verwechslungspartnern, wie den Perlpilz und den Pantherpilz, sondern berichtete auch über die Verwendung von Vitalpilzen, wie den Birkenporling. Den trug bereits Ötzi – die Eis-Mumie aus den Ötztaler Alpen – bei sich.
Riecht nach Aas
Höhepunkt der Exkursion war die Gemeine Stinkmorchel und das Hexenei. Kaum einer konnte glauben, dass das Hexenei, aus dem die nach Aas riechende Stinkmorchel wächst, eine leckere Delikatesse ist. Denn die meisten Sammler halten Ausschau nach Maronenröhrlingen, Steinpilzen, Pfifferlingen und anderen Kleinoden für die Pfanne.
Ist eine Stinkmorchel in der Nähe, biegen die meisten Sammler direkt ab. Ein Fehler, denn die Knolle des Pilzes ist ein Leckerbissen. Das Hexenei ist im jungen Stadium sogar essbar. ,,Gebraten in der Pfanne schmeckt es wie nach Bratkartoffeln“, erklärte Julian Hunzinger den überraschten Teilnehmern. Er selbst habe nach der Exkursion noch ein paar Hexeneier mitgenommen.
"Pilz des Jahres 2020"
Abgesehen von dem penetranten Geruch, den sie verströmt, sieht die Stinkmorchel auch recht einprägsam aus. Der Pilz erinnert optisch an einen erigierten Penis. So wurde ihm auch der lateinische Name "Phallus impudicus" zugedacht, was so viel bedeutet wie schamloser oder unzüchtiger Penis. Im Jahr 2020 hat die Deutsche Gesellschaft für Mykologie die Stinkmorchel aus der Schmuddelecke geholt und sie zum Pilz des Jahres gekürt.
Insgesamt war es nach Meinung der Teilnehmer "wieder eine beeindruckende Tour mit vielen Erinnerungen und schönen Momenten". Ähnlich sieht es der 22-Jährige: ,,Als BWL-Student verstehe ich die Sprache der Finanzen, aber wenn ich im Wald bin und nach Pilzen suche, höre ich die Sprache der Natur – eine willkommene Pause von den Quartalsberichten.“
Ungewöhnliche Speisepilze
- Hexenei: Das Fleisch kann roh gegessen werden, wird üblicherweise aber angebraten. Dafür wird das es in dünne Scheiben geschnitten und in Butter kross angebraten. Abgeschmeckt wird mit einer Prise Salz. Für die gemischte Pilzpfanne eignet sich das Hexenei allerdings nicht.
- Schopftintling: Der Schopf-Tintling ist eine Pilzart aus der Familie der Champignonverwandten. Er ist in Europa heimisch, häufig und jung ein ausgezeichneter, wenngleich nicht sehr haltbarer Speisepilz, denn alte Exemplare zerfließen zu einer tintenartigen Flüssigkeit.
- Krause Glucke: Die Krause Glucke oder Fette Henne ist ein hervorragender Speisepilz. Sein Geruch ist mild süßlich und erinnert an Morcheln. Die Textur ist im Rohzustand knorpelartig fest, was sich allerdings beim Kochen ändert. Unter Hitzeeinwirkung verliert sich die feste Struktur und die Krause Glucke entwickelt eine fast pasta-artige Konsistent,
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