Weihnachten auf dem Miesberg: Trotz Abstand zu Menschen "von Gott gehalten"

Schwarzenfeld
23.12.2020 - 19:40 Uhr

Der Miesberg in Schwarzenfeld ist mit seiner Dreifaltigkeitskirche und dem Passionisten-Kloster ein Glaubenszentrum. Gerade zu Weihnachten zieht es zahlreiche Gläubige "auf den Berg". Wie gestaltet sich das im Coronajahr?

Die Passionisten des Klosters am Miesberg beim Chorgebet mit Corona-Abstand.

Am Miesberg versammeln sich zu Weihnachten zahlreiche Gläubige aus der Region, um gemeinsam die Geburt Christi zu feiern - normalerweise. Doch wegen der Coronapandemie ist heuer auch das anders. Für die Christmette und die Weihnachtsgottesdienste in der Dreifaltigkeitskirche muss man sich nun vorher Tickets reservieren, teilweise auch mit Warteliste. In der Kirche heißt es Abstand halten. Es gibt Platzanweiser und Sitzmarkierungen. Statt eines Händedrucks schenkt man sich ein Lächeln oder nickt sich zu. "Da müssen wir durch, durch die ganzen Vorschriften", sagt Pater Lukas Temme, der Provinzial des Miesberg-Klosters, nüchtern. Es gehe hier ja nicht um Befindlichkeiten, sondern um den Schutz der Mitmenschen.

Neuer Zeitplan, kein Live-Stream

Auch die traditionelle Christmette um Mitternacht wird wie überall vorverlegt auf 19 Uhr. Manchen passe das dann nicht mehr in den Weihnachts-Zeitplan, doch die Ausgangssperre ab 21 Uhr macht dies nötig. Vielerorts wird die Christmette per Live-Stream im Internet übertragen. Die Passionisten haben zwar Erfahrung mit Online-Gottesdiensten, verzichten aber dieses Mal darauf, da der Aufwand für die wenigen Zuschauer zu hoch sei. Diejenigen, die aber darauf zurückgreifen möchten, haben die Möglichkeit, zum Beispiel die Christmette in Regensburg oder Schwarzenfeld per Live-Stream zu gucken.

Es gibt zusätzliche Gottesdienste an den Sonntagen und vor allem an den Weihnachtsfeiertagen, damit möglichst viele Menschen die Möglichkeit haben, teilzunehmen - nur eben alle nacheinander. Circa 50 Personen dürfen mit Abstand gleichzeitig in der Miesbergkirche Platz nehmen. Die musikalische Begleitung des Bergchors war in den vergangenen Jahren immer ein Highlight. Doch Corona verbietet das Singen, da dabei immer etwas Speichel ausgestoßen wird. Zu gefährlich - und außerdem singt es sich mit Maske einfach nicht so gut. Auch die Gottesdienstbesucher dürften nicht singen, sondern hören den Mitbrüdern - die laut Pater Lukas bereits fleißig üben - dabei zu. Die Bergchor-Mitglieder bringen sich zum Beispiel als Platzanweiser ein und sind somit trotzdem Teil der Messe.

"Gehalten von der Liebe Gottes"

Auch im Alltag der Glaubensgemeinschaft spielt Corona eine Rolle. "Corona zwingt uns dazu, Abstand zu halten", erzählt Pater Lukas. Es herrschen die bekannten Hygienevorschriften. Pater Lukas und seine Mitbrüder verzichten darauf, sich die Hände zu reichen. Die Gemeinschaft der Passionisten besteht aus zwölf Männern im Alter von 21 bis 83 Jahren. "Wir gelten als Familie, halten uns aber trotzdem an die Hygieneregeln", erklärt Pater Lukas. An die Menschen hat er in dieser schwierigen Zeit - in der auf Körperkontakt und Nähe zu Verwandten und Freunden verzichtet werden muss - eine Botschaft: "Trotz allem sind wir gehalten von der Liebe Gottes. Und vielleicht ist es auch eine Erfahrung, die wir machen müssen, um manche Dinge wieder mehr zu schätzen."

"Trotz allem sind wir gehalten von der Liebe Gottes. Und vielleicht ist es auch eine Erfahrung, die wir machen müssen, um manche Dinge wieder mehr zu schätzen."

Pater Lukas Temme

Pater Lukas Temme

Schwarzenfeld09.04.2020
 
 

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