Von Manfred Gleißner
Rückblende: Dampfend und fauchend zieht der kohlschwarze Bockl die angehängten Personenwagen in den Bahnhof unterhalb des bayerisch-böhmischen Grenzkamms in Flossenbürg, der bis 1918 offiziell als Böhmerwald bezeichnet wurde. Wintersportler, bis aus Nürnberg angereist, stürmen aus den Abteilen. Sie schultern lange Holzlatten und greifen hüfthohe Bambusstecken.
Dem Sonderzug enteilt, geht es zu Fuß oder auf Skiern hinauf zu den dick eingeschneiten Höhen des auf rund 900 Metern gelegenen Entenbühls und hinein ins damals böhmische Goldbach. Hier zeigt sich die lange Tradition des Skilanglaufs in der Oberpfalz. Denn bereits in den 1930er Jahren hatte der Skisport von Skandinavien aus auch Nordostbayern erreicht.
„Langläufer leben länger“
Der Zweite Weltkrieg bremste abrupt die Begeisterung. Erst in den 1950er Jahren zog der Winterwald wieder Skisportler in seinen Bann. Allerdings hatte mittlerweile das alpine Skifahren den viel mühsameren Skilanglauf überholt. Trotz einfacher Aufstiegshilfen, wie Fellstreifen, präparierten ambitionierte Langläufer immer noch mit Lötlampe und übelriechenden Wachsen die Laufflächen ihrer Skier. In der Wachsbude dampfte und stank es mitunter fürchterlich, zumal damals noch stramme Knoblauch-Portionen zur Leistungssteigerung im Spiel waren.
Die 1970er Jahre markierten die Trendwende. Der Nowax-Ski verhalf dem Skilanglauf zu neuer Popularität. Mit dem Schuppenski und dem Slogan „LLL – Langläufer leben länger“ fanden viele den mühelosen Einstieg in diesen Freizeitsport. Ähnlich wie in den 1930er Jahren setzte am Grenzkamm wieder ein Ansturm von Skilauf-Begeisterten ein. Allerdings gefiel winterliches Herumtreibern auf zwei Brettln in den Wäldern weder der Oberforstdirektion in Regensburg noch den heimischen Jägern. Sie plädierten deshalb für den Bau von Loipen in viel besuchten Höhenlagen, um dadurch das Sporttreiben einzugrenzen und das Wild zu schonen.
Hohenthan übernimmt Trägerschaft
Am 15. Januar 1976, vor 46 Jahren also, fiel der Startschuss für die Verwirklichung des organisierten Skilanglaufs im Bereich Entenbühl/Schellenberg. Forst, Landkreis und umliegende Gemeinden handelten mit Hilfe der Politik aus Bund und Land schnell. Noch im gleichen Jahr übernahm die Gemeinde Hohenthan die Trägerschaft für das Skilanglaufzentrum Silberhütte, beschloss den Grundankauf für die Parkplätze sowie den Ankauf eines Spurgerätes und übertrug die Organisation der Anlage dem Skiclub Altglashütte.
Schon im Dezember 1977 wurde bei der Einweihung der Anlage auf eine erfolgreiche Zukunft des Wintersportzentrums angestoßen. Danach ging es während kalter Winter heiß her auf der Silberhütte. Hier presste jetzt ein bei den Olympischen Spielen in Innsbruck 1976 eingesetzter Pistenbully Loipen in den Schnee. Die berüchtigte und damit legendäre Steilwandkurve auf der 15-Kilometer-Loipe, auch Preußen-Falle genannt, löste bei eisigem Geläuf mitunter Massenstürze aus.
Scharf geschossen wurde auf der in die Natur implantierte Biathlonanlage. Weithin war der Knall von Kleinkaliber-Gewehren zu hören. Zum Sommertraining reiste sogar die Nationalmannschaft mit dem späteren Olympiasieger Peter Angerer, Herbert Fritzenwenger (heute ARD-Experte), Walter Pichler und dem unvergessenen Fritz Fischer, ebenfalls sportlich hoch dekoriert und die Stimmungskanone im Team, an. Zahlreiche bayerische und deutsche Meisterschaften und die Weltmeisterschaft der Senioren 1985 zeugen heute noch von der damaligen Attraktivität des Skilanglaufzentrums.
Gründung des Fördervereins
Hoher Arbeitsaufwand durch Loipenpflege und Organisation führte dann 1982 zur Gründung des Fördervereins Skilanglaufzentrum Silberhütte (SLZ) unter seinem dann langjährigen Vorsitzenden Rudi Pannrucker. Mit dem Bau einer Langlaufhütte, der Nachtloipe und Errichtung eines Start- und Zielturms wurde die Silberhütte zunehmend attraktiver. Mittelpunkt war das mächtige Schutzhaus des Oberpfälzer Waldvereins, von Touristen auch gerne zur Einkehr und als Herberge genutzt.
Pannruckers Verdienst ist auch die Gründung einer Partnerschaft mit tschechischen Skikameraden und der Bau der Skihütte in Goldbach. Mit der grenzüberschreitenden 10-Kilometer-Loipe hatte der Förderverein schnell gute nachbarschaftliche Beziehungen organisiert. Die Winter-Olympiade mit Schulen beider Nationen aus dem grenznahen Bereich wurde von der Politik als beispielhaft gerühmt. Viel Zuspruch und Lob ernteten legendäre Veranstaltungen, wie der vom „Neuen Tag“ veranstaltete Event „Er- und Sie-Faschingsgaudi auf Langlaufski“ oder unterhaltsame Volksskiläufe, humorvoll und musikalisch begleitet von den berühmt-berüchtigten „Hohlweglauerern“.
Seit Jahren ist der Skiverleih ein regelrechter Langlauf-Beschleuniger. Komplette Ausrüstungen stehen hier auch Schulen aus der gesamten Region beim Wintersport auf der Silberhütte zur Verfügung. Auch Gelegenheitssportler ersparen sich dadurch eine teure Ausrüstung. Mit Millionen-Investitionen des Fördervereins wurde das grenzüberschreitende Wintersportzentrum zur Attraktion weit über die Region hinaus. Darüber aber mehr im zweiten Teil.
Förderverein SLZ Silberhütte
- Gründung: 26. November 1982
- Gründungsvorsitzender: Rudi Pannrucker
- Ziel: Finanzielle und organisatorische Unterstützung der Sport- und Freizeitanlage Skilanglaufzentrum Silberhütte
- Bisherige Leistungen: Neben unzählbaren ehrenamtlichen Arbeitsstunden hat der Förderverein für die Anlage insgesamt schon rund 3,5 Millionen Euro organisiert.
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