Offensichtlich nahm ihm keiner etwas krumm. Dabei las Bruder Barnabas alias Norbert Riha den amtierenden Bürgermeister Hans-Martin Schertl und seinem Herausforderer Markus Graf sowie den vier konkurrierenden politischen Gruppen ordentlich die Leviten. Und doch stimmten alle Besucher des Bockbierfests der Vereinsgemeinschaft darin überein, dass seine launische, hintergründige Rede den Nagel auf den Kopf getroffen hat.
Wortgewandt führten der Sprecher der Vereinsgemeinschaft, Manuel Plößner, und sein Kompagnon Alexander Irlbacher durch das abendfüllende Programm. Los ging's mit kleinen Hindernissen beim Bockbieranstich. Doch letztendlich gelang es dem stellvertretenden US-Garnisonskommandeur Howard Johnston mit Unterstützung von Braumeister Max Winkler sowie Landrat Richard Reisinger und Bürgermeister Hans-Martin Schertl, den Zapfhahn in das Fass einzuschlagen und das „Ozapft is!“ zu verkünden.
Auch der Corona-Virus konnte den Zuspruch der Freunde des derben Humors kaum bremsen: Rappelvoll war das Wolfgangsheim. Ein deutliches Zeichen dafür, wie beliebt das Derblecken der örtlichen Prominenz durch den nicht ganz waschechten Geistlichen Bruder Barnabas ist. Nachdem sich die Roten aus dem Stadtrat verabschiedet hätten, seien nun die Sorghofer Indianer die einzigen Roten im Stadtgebiet. „Wir könnten es, wie 1970, noch einmal mit dem Sorg-Exit versuchen und eine Freihandelszone mit den befreundeten Amerikanern gründen“, riet Bruder Barnabas den Sorghofern.
Der Mönch ließ kein Fettnäpfchen aus und streifte in 45 Minuten die gesamte Themenpalette der Kommunalpolitik. CSU, die Arbeitnehmer-Eigenheimer, die Junge Union und der Einheitsblock-FW, alle nahm Barnabas kräftig in die Mangel. Mit Hohn überzog der Starkbierredner die „angeblichen Kunstwerke in den Vilsauen“, wo er bei seinen Rundgängen über verrostete Schrottteile und zerfallene Ziegelhaufen gestolpert sei. In Anspielung auf unrühmliche Vorfälle am Pavillon riet der Fastenprediger der Stadt, anstelle eines Leerstandsmanagers einen „Radaumanager“ einzustellen.
Im Gegensatz dazu tummeln sich nach seinen Angaben in den Schmalnoh-Auen zur Freude des grünen Naturvolks 30 bis 40 Biber im meterhohen Gras. Zig-Tausende Insekten belästigten die vor dem Wigwam grillenden Indianer. Der Fastenprediger frotzelte: „Und der Landrat schickt uns dann den Biberbeauftragten, aber ohne Gewehr.“ Für den ersten Farbtupfer sorgten die Gardemädels des FV Vilseck mit ihrer Trainerin Stefanie Gradl. Sie hatten kurzfristig ihren Gardetanz auf eine Bockbierversion umgestellt und ernteten dafür viel Beifall.
Die Sorghofer Dorfratschn Kuni alias Ilona Weiß knüpfte nahtlos an ihren Vorredner an. Sie knüpfte zur Überraschung vieler die von ihr gewaschenen und gebügelten Unterhosen der Lokalmatadore an ihre Wäscheleine. Als Problemzone markierte sie bei so manchen Politiker nicht Bauch oder Po, sondern den Kopf. Hier müsse man dem Spiegel dankbar sein, dass dieser nur das Äußere zeigt und nicht den Inhalt, meinte die Hobby-Kabarettistin.
Glatt gebügelt wurde auch die übrige Männerwelt, einige seien hier zu Monstern mutiert. Die Kuni nahm allerlei Geschehnisse aus dem täglichen Leben, wie den Diätwahn der Frauen und den Kampf mit Kalorien und Kohlehydraten, zeitkritisch aus Sicht der selbstbewussten Frau unter die Lupe. Sie riet dem Publikum dazu, immer schön sauber zu bleiben und nie den Humor zu verlieren.
Eine Bereicherung war die achtköpfige Stimmungs-Combo Jedsmalanerschd aus dem Raum Sulzbach/Edelsfeld. Mit ihrer lautsprecherlosen Wirtshausmusik, gepaart mit Witz und Humor, sorgten die drei Musikantinnen und fünf Musikanten für beste Stimmung. Gut in Szene setzte sich die Herrenrunde Daniel Ritz, Martin Wölker und Emanuel Gonzales von den Theaterfreunden Sorghof mit einem gewagten Sketch auf einem Männer-WC.
Wer jetzt noch nicht genug hatte, der kam spätestens beim Maßkrug-Wettstemmen auf seine Kosten. Acht Männer und eine Frau (Christine Graf) kämpften mit dem vollen Einsatz ihres Muskelschmalzes um den Titel. Langsam trennte sich hier die Spreu vom Weizen. Nachdem der heimliche Favorit Sepp Finster auf Platz vier und Julian Götz auf Platz drei das Handtuch warfen, gab es ein spannendes Finale zwischen Christian Trummer und den von seinen Landsleuten frenetisch angefeuerten Stryker-Soldaten Benjamin Napoli. Nach 15 Minuten wurden beide zum Sieger gekürt.
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