Speichersdorf
05.05.2023 - 12:21 Uhr

10-Millionen-Euro-Brücke in Speichersdorf auf der Zielgeraden

Nach über zwei Jahren Bauzeit neigt sich die größte Tief- und Brückenbaumaßnahme in der Gemeinde Speichersdorf dem Ende zu. Die Verkehrsfreigabe wird in Kürze gefeiert

Die Asphaltfräse legt die mit einer Asphalttragschicht überdeckten Schächte frei, ein Bagger humusiert die Böschungen. In den nächsten Tagen werden die Asphaltdeckschichten im Bereich der neugebauten Straßenunterführung zwischen der Bahnhof- und Neustädter Straße, in der Erfurter und Kreuzstraße aufgebracht. Die letzten Arbeiten am und rund um den Brückenneubau laufen termingemäß.

Das 1906 errichtete Bauwerk befand sich in einem schlechten baulichen Zustand. Die Bauarbeiten begannen im August 2021. Als erstes wurden westlich der Bahnüberführung alle Ver- und Entsorgungsleitungen wie Kanal, Wasser, Gas, Strom, Glasfaser in einer neuen Spartendurchführung unter dem Bahnkörper hindurchgeführt. Eine Tunnelbohrmaschine arbeitete sich auf 35 Metern Länge durch den Untergrund des Bahnkörpers. Mit dem Mikro-Tunneling-Verfahren schaffte es die österreichische Bohrfirma VT-Vortriebstechnik aus Antiesenhofen, die Rohrquerung herzustellen.

Gesamtgewicht 1500 Tonnen

Auf der Nordseite der Brücke entstand anschließend das neue Brückenbauwerk aus Stahlbeton mit einem Gesamtgewicht von 1500 Tonnen außerhalb des Gleiskörpers. Zwischen 28. Oktober und 4. November 2022 riss die Firma Porr die Bestandsbrücke vollständig ab und schob die neue Brücke ein. Vorher war die Baugrube mittels Grundwasserwannen und Abpumpen des Grundwassers trockengelegt worden. Das anfallende Wasser aus dem Unterführungsbereich muss auch künftig mittels eines neuen Kanals und eines neu errichteten Pumpwerks zum Kirrlohbach abgeleitet werden. Zusammen mit dem Brückenbauwerk wurden auch die Einmündungsbereiche der umliegenden Straßen tiefergelegt und an die bestehenden Straßenverläufe angepasst. Die Gleise des westlichen Bahnhofsteils mussten im vorgenannten Zeitraum komplett gesperrt und im Bereich der Eisenbahnüberführung zurückgebaut werden.

Das Bauwerk war verbreitert und auch in der Höhe den heutigen Anforderungen an eine Staatsstraße angepasst worden. Durch die Aufweitung schuf man Platz für einen barrierefreien Gehsteig. Der höhenmäßig abgestufte Gehweg hat Verweilflächen für Rollstuhlfahrer. Darüber hinaus konnte die Durchfahrtslänge verkürzt werden. Die neue Unterführung wirkt jetzt wesentlich heller, übersichtlicher und der Ein- und Durchblick beeindrucken im Vergleich zur über ein Jahrhundert alten, engen und beklemmenden "Dunkelkammer". Durch die Aufweitung im Kurvenbereich auch mittels der Stützmauern konnten die Durchfahrtsbreite der Brücke erhöht und die Verkehrssicherheit durch längere Blickachsen verbessert werden.

Im Kostenrahmen

Die Arbeiten an der Bahnbrücke West sind auf der Zielgeraden und im vorgesehenen Bauzeitenplan. Zur Besprechung der Restarbeiten besprochen und letzten Bautermine traf sich nun Bürgermeister Christian Porsch mit der Projektleiterin der DB-Netz AG Nürnberg, Johanna Franziska Schmidt, dem Bauleiter der Firma Porr, Bastian Heislbetz, und Marco Hauptmann von der DB-Netz Bauüberwachung auf der Großbaustelle. "Mit fast 10 Millionen Euro liegen wir im geplanten Kostenrahmen", erklärte die Projektleiterin. Das Gros der Kosten trägt die Deutsche Bahn AG. Der Freistaat finanziert die Ausbauten für die Staatsstraße. Die Gemeinde trägt die Kosten des Gehweges und die verkehrstechnischen Anbindungen der eigenen Wegeinfrastruktur, Beleuchtung und Leitungsquerung.

90-prozentige Förderung

Die Arbeiten an den Böschungen, die Asphaltierungs- und Markierungsarbeiten sowie die Beschilderung werden voraussichtlich bis in die Kalenderwoche 21 hinein andauern. Dann kann die Straße für den Verkehr offiziell frei gegeben werden. Nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz tragen alle Beteiligten anteilsmäßig die Kosten. Der Anteil der Gemeinde wird auf rund 2 Millionen Euro mit 90-prozentiger Förderung geschätzt. Die Verkehrssicherungspflicht des Gehweges und der Straßen obliegt dem Freistaat und der Gemeinde.

"Die Deutsche Bahn und die Gemeinde bedanken sich bei allen Anwohnern und Verkehrsteilnehmern für das bisher entgegengebrachte Verständnis für die Maßnahme und die damit verbundenen Beeinträchtigungen durch Lärm und Verkehrserschwernissen. Es war ein gutes Miteinander", war die Feststellung der drei Vertreter von DB-Netz, Baufirma und Gemeinde.

"Die Baustelle lief reibungslos, die Abstimmung zwischen Deutsche Bahn AG, Baufirma und Gemeinde klappte hervorragend. Die Anwohner und Verkehrsteilnehmer zeigten großes Verständnis für die Einschränkungen. Wir sind schon froh, wieder diese wichtige Nord-Süd-Verbindung in Speichersdorf zur Verfügung zu haben", meinte Bürgermeister Porsch. Die Gemeinde plant auch die stark in Mitleidenschaft gezogenen Straßen im Umfeld, speziell Danziger und Ganghofer Straße, oberflächenmäßig zu sanieren.

Freigabe am 9. Juni

Derzeit ist die Neustädter und Erfurter Straße erneut wegen der Asphaltierungs- und Restarbeiten voraussichtlich bis zur Kalenderwoche 21 gesperrt. Am Freitag, 9. Juni, findet ab 16 Uhr die offizielle Verkehrsfreigabe statt, zu der die Bevölkerung eingeladen ist. Der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter, und Klaus Dieter Josel als Konzernbevollmächtigter der DB in Bayern haben sich dafür angekündigt.

Hintergrund:

Die neue Bahnbrücke

  • Länge: zwischen 14,03 und 16,4 Meter (alte Brücke 28,8 Meter)
  • lichte Weite: 10,4 Meter
  • Höhe: 4,5 Meter
  • rund 900 Quadratmeter große „Weiße Wanne“, da im Grundwasserbereich
 
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