Besinnlichem lauschen, gemütlich plauschen und heiter unterhalten werden - das bot die Gemeinde allen Bürgern der Jahrgänge 1948 und älter am Sonntagnachmittag. Mit Kaffee und Kuchen sowie Abendessen wurden sie wieder im weihnachtlichen Ambiente dank des Nachlasses einer Speichersdorferin unentgeltlich verwöhnt.
Gut 200 Akteure bescherten ihnen ein dreistündiges Programm mit Aufführungen, Tänzen und Musikstücken. Speichersdorfer Chöre, Ensembles und Kinder- und Jugendgruppen begeisterten mit Liedern und Texten. Auch ihre Leiter traten ans Rednerpult und wüschten Gesundheit sowie eine besinnliche Weihnachtszeit. Die Rathausverwaltung hatte für festliche Tischdeko, Edmund Bruckner für einen mächtigen Weihnachtsbaum gesorgt. Das 40-köpfige ASV-Haidenaab-Team um Stephan und Daniel Veigl sorgte für eine reibungslose Bewirtung, die Feuerwehr für die Sicherheit der Gäste.
Den Nachmittag eröffneten die Speichersdorfer Fichtenhornbläser. Das siebenköpfige Ensemble unter Leitung von Heinz Schmidt stimmte das "Gloria" aus der Alpenmesse von Herbert Bitschnau, "Am Dorfrand" von Hans-Jörg Sommer und die Alpenweise "Abend in den Bergen" an. Für eine Überraschung sorgten das Speichersdorfer Christkind (Anna Hoppert), begleitet von seinem Engel (Ana Verhovsek). Mit "Herren und Frauen, die ihr einst Kinder ward, ein jeder der sich heute freut und morgen wieder plagt", überbrachten sie in einem Prolog den "Gruß des Christkinds" von Meta Heusser-Schweizer. Als Hoppert auch noch auf der Gitarre "Ihr Kinderlein kommet" spielte, stimmten die Senioren in den Text mit ein oder summten die Melodie mit.
Bewegt lauschten sie dem Weihnachtswunschzettel der neunjährigen Inge aus dem Jahr 1947, den Seniorenbeauftragte Margit Kaiser mitgebracht hatte. Darin wünschte sich das Mädchen für die Mama, für sich und die Geschwister nur, dass Gott den "lieben Vater gesund aus der Kriegsgefangenschaft" zurückbringen möge. "Ich wünsche mir einen langen Tag ganz ohne alle Uhren, und auch Erwachsene, die nicht stets auf Termine luren", rief die siebenjährige Leyla Abdulla in die Runde. Mit den zehn- bis 15-jährigen Falken Zuhal Yasar, Katharina Wolf, Emely Zettlmeisel, Hasal Yasar und Tom Zettlmeisel um Organisationsleiterin Claudia Fischer und Karin Gillich mahnte sie mit Geschichten und Gedichten an, nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern auch das Jahr über der Hoffnung ein Zuhause zu geben und dem die Hand zu reichen, der am Boden liege.
Mit einem beschwingten Jazz-Tanz brachten neun elf- bis zwölfjährige Landjugendmädels aus Plössen Schwung in die Halle. Betreut von Reinhold Schmid, präsentierten sie sich mit einer eigenen Choreographie zu "Slow down" von Selena Gomez" von ihrer besten Seite. Der Thomas-Chor unter Leitung von Lucia Stelzer sang "Es wird scho glei dumpa" und das "Benedictus aus der Waldler Messe". Der Männergesangverein 1854 Wirbenz um Iris Meier bot "Kyrie" und das "Gloria" aus der Waldler-Messe dar. Der gemischte Chor der Musikfreunde, dirigiert von Heinz Schmidt, trug "Leise rieselt der Schnee" und "Süßer die Glocken nie klingen" nach Sätzen von Manfred Bühler vor. Das Bläserensemble Speichersdorf, Frankenberg und Wirbenz unter Leitung von Monika Klausfelder ließ den Siegesmarsch aus Judas Makkabäus erklingen. Bei ihren Weihnachtsweisen "Wir sagen Euch an den lieben Advent", "Tochter Zion" und "O du fröhliche" sangen viele mit.
Dazwischen stimmten die Senioren immer wieder ein in die vom Akkordeonvirtuosen Karl Bäuml begleiteten Weihnachtslieder. Den Gästen war auch vorbehalten, mit dem Lied "Lasst uns froh und munter sein" den krönenden Abschluss zu setzen.
In seiner Weihnachtsbotschaft zur Seniorenweihnacht erinnerte Bürgermeister Manfred Porsch an alle, die keine Heimat und kein Zuhause haben. Die Advents- und Weihnachtstage seien auch Tage des Wunsches nach Frieden auf Erden. Die Sorge um Kranke und der Verlust eines nahe stehenden Menschen werde stärker empfunden als das Jahr über. Rückblickend dankte er für ein gutes 2018. In Speichersdorf sei man von Not, Unglück und Katastrophen verschont geblieben. Konflikte weltweit, Hungersnöte und Menschen auf der Flucht trübten jedoch die Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft.
Auch sei der wirtschaftliche Aufschwung bei vielen Menschen nicht angekommen. Dies sei eine der Herausforderungen der Zukunft, betonte Porsch. Jeder sei gefordert, seiner gesellschaftlichen Verantwortung mit aktiven bürgerschaftlichen Engagement gerecht zu werden. Das Weihnachtsfest sei Gelegenheit, sich darauf verstärkt zu besinnen.
Ob die stade Zeit früher wirklich so stad war, bezweifelte Pfarrer Dirk Grafe. Damals wie heute habe es in der Zeit vor Weihnachten viel zu tun gegeben. Es sei nur Wunschdenken, dass es ruhig, ohne Hektik und ohne Stress sowie eine Zeit des Durchschnaufens und Nachdenkens sein möge. Es habe jeder selbst in der Hand, sich die Zeit zu nehmen. Pfarrer Micha Boerschmann riet dazu, in sich rein zu fühlen und zu hören, was die wirklichen Sehnsüchte in der staden Zeit seien. Dazu gehörten auch, die Schönheit und das Reizvolle des Unerfüllten. Pfarrer Sven Grillmeier sah im Adventskalender eine Zählmaschine, um zu wissen, wann das Christkind komme. Als Kindheit habe er den Adventskalender immer gleich leer gegessen, weil er glaubte, wenn alle Türchen offen seien, komme das Christkind früher. Der Adventskalender und -kranz sollten dazu dienen, das Warten zu lernen, dabei ruhig zu werden und über sich nachzudenken, um dann die Geburt Jesu Christi zu begehen.

















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