Tief- und hintersinnig wurde es eher selten, auch nach der roten Linie brauchten die Zuschauer im Programm nicht lange suchen. Aber es war lustig und höchst amüsant, was Chris Boettcher da auf der Bühne in der Sportarena ablieferte. Auf Einladung der Bürgerstiftung gastierte er mit seinem aktuellen Programm "Freischwimmer" und sorgte für eine exzellente Unterhaltung der Besucher.
Das ging schon mit einem gelungen "Lied für Speichersdorf" los, in dem Boettcher allerlei Lokales und Regionales verarbeitete und das Publikum zum Refrain "Speichersdorf yeah! Speichersdorf wow!" animierte. Im Schlepptau hatte Boettcher zahlreiche Berühmtheiten: Trump, Merkel und Erdogan waren ebenso vertreten wie Seehofer und Stoiber, Kahn und Loddar, Maffay und Lindenberg. Es waren dann Lieder und Geschichten über das nächste Treffen der Macho-Staatschefs, das auf dem Oktoberfest in München über die Bühne geht - mit den absoluten Wiesenhits wie "Sex-Trump", "Er, er, Erdogan", "Ein Zaun, der meinen Namen trägt" für Orban und "Und ich schieß, schieß, schieß zu dir rüber" für den Nordkoreaner Kim.
Boettcher gingen die Ideen nicht aus, immer wieder fielen ihm Opfer des Spotts ein, die er dann genüsslich eine Rolle in Lied oder Gedicht gab: So sinnierte er über Donald Trumps Hirn, über die schönen Landschaften und Silikonendlager bei "Adam sucht Eva", über den Menschen ohne Smartphone oder über die Partei "Asozial-Fremdenfeindlich-Dämlich", kurz AFD.
Zartbesaitet bedarf man bei Boettchers Humor nicht sein - Texte über trombosestrumpf-unterstützten Sex gehören genauso dazu wie Angela Merkels Geburtserinnerungen, die sich noch heute in der "Raute" niederschlagen. Die Zuhörer nahm der Comedian mit in die Senioren-Rocker-WG, wo es sich Peter Maffay, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer gemütlich gemacht haben.
Besonders die Grönemeyer-Parodien, die sich durch den ganzen Abend zogen, gehörten zu den Höhepunkten des Programms. So richtig schön durch den Kakao zog Boettcher auch Andreas Gabalier mit einer vorzüglichen "Exegese" des sinnfreien Hits "Hulapalu". Dabei hatte der Comedian natürlich auch seine Erfolgshits der vergangenen Jahre, die das Publikum auch kräftig mitsang: "10 Meter geh'", "Pubertät" und die Ode an die Mamas. Zum Schluss gab es viel Applaus für einen kurzweiligen und unterhaltsamen Abend.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.