Das Thema Hochwasser war der zentrale Punkt in der Gemeinderatssitzung in Speichersdorf. Diplom-Ingenieur Markus Münchmeier und Geograf Luca Melzner vom Büro Münchmeier & Eigner aus Erbendorf stellten dem Gremium die Studienergebnisse zum Hochwasserschutzkonzept für Speichersdorf und Zeulenreuth vor. Basis der Betrachtung war ein100-jähriges Hochwasser.
Der Aubach, der Zeulenreuth besonders gefährdet, und der Lohgraben oberhalb der B 22 sind Gewässer dritter Ordnung und können zu Hochwasserereignissen bis nach der Bahnlinie führen. Das Büro ermittelte die Einzugsbereiche und Fließwege für Niederschläge oberhalb der beiden Orte.
Grundlage für die Hochwasserberechnungen waren die Daten zu den Abflussmengen, die das Wasserwirtschaftsamt Hof geliefert hatte. Bei einem 100-jährigem Hochwasser fließen 3,8 Kubikmeter im Aubach und 2,8 Kubikmeter Regenwasser ab. Für die Planung wird ein Klimasicherheitsaufschlag von 15 Prozent eingerechnet, sodass beide Fließgewässer einen Gesamtabfluss von 7,1 Kubikmetern aufweisen.
Um die Überschwemmungsbereiche festzulegen, war eine Vermessung vor Ort notwendig. Das Büro erstellte daraus ein Geländemodell mit den Überschwemmungsgebieten.
Einzelne Gebäude betroffen
In Zeulenreuth sind einzelne Gebäude vor und nach der Bachbrücke sowie am östlichen Ortsende betroffen. In Speichersdorf handelt es sich um Einzelgebäude. „Auf dieser Grundlage ermittelten wir das Schadenspotenzial für Wohnhäuser und Nebengebäude“, erläuterte Melzner. Die durchschnittlichen Schäden würden sich für Zeulenreuth auf rund 312.000 Euro und für Speichersdorf auf 1,48 Millionen Euro belaufen.
Für ein betroffenes Wohnhaus wird etwa eine Schadenhöhe von 50.000 Euro angenommen. Variante I sieht je ein Becken für beide Fließgewässer vor. Das Rückstaubecken oberhalb der B 22 würde eine Fläche von 3,7 Hektar benötigen, um rund 48.000 Kubikmeter Abflussmenge zurückhalten zu können. Der Abfluss des Aubaches würde damit auf 2 und der des Lohgrabens auf 1,6 Kubikmeter gedrosselt werden. Das für den Lohgraben geplante Becken würde 2,3 Hektar Fläche für 26.000 Kubikmeter benötigen.
Für Zeulenreuth sind nur Einzelmaßnahmen geplant. Dazu gehören lineare Erdwälle und Schutzmauern sowie die Verringerung des Hochwasserdrucks durch Ausuferung im unbebauten Bereich südlich des Wasserlaufs. Die Untervariante Straßendämme der B 22 ist wegen Bauform, Neigung und Dichtheit nicht grundsätzlich für den Hochwasserschutz geeignet.
Ein Becken vor Zeulenreuth mit einer Dammhöhe von sechs Metern müsste rund 60.000 Kubikmeter fassen. Damit würde sich die Größe des Beckens vor Speichersdorf auf rund 10.000 Kubikmeter verringern. Das Wasserwirtschaftsamt Hof prüft das Ergebnis noch.
Trockenbecken für Landwirtschaft
Alle Hochwasserbecken sind Trockenbecken, die weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden können. Sie benötigen jedoch Pflege, Wartung und personellen Einsatz. „Lieber ein großes als viele kleine Becken. Aber alle Maßnahmen erfordern die Verständigung und Mitwirkung der Betroffenen und Grundstücksbesitzer“, sagte Münchmeier. In anderen Gemeinden wie Lessau habe die Gemeinde den Staubereich erworben.
In der Variante III sind mehrere Becken vor Zeulenreuth denkbar. Diese würden jedoch auch kleinere Becken vor der B 22 erfordern. „Alle Maßnahmen müssen finanzierbar sein. Wir brauchen dazu aber auch die Mitwirkung der betroffenen Ortsbewohner und Grundstückseigentümer“, erklärte der Rathauschef.
Ziel aller Maßnahmen sind Abflusswerte von 1,6 Kubikmetern für den Lohgraben und 2,0 Kubikmetern für den Aubach. Bei der Betrachtung des Schadenspotenzials könnten die möglichen Varianten die Gesamtsumme im Bereich Zeulenreuth von 312.000 auf 175.000 Euro und für Speichersdorf von 1,4 Millionen auf 0 Euro senken.
Kosten-Nutzen-Faktor
Generell fördert man Hochwasserschutzmaßnahmen, wenn der Kosten-Nutzen-Faktor kleiner als null ist. Bei einer vollständigen Umsetzung rechnet man mit Gesamtkosten von drei bis vier Millionen Euro. Dadurch würden die Förderchancen voraussichtlich sinken. Das Wasserwirtschaftsamt beurteilt die Hochwasserförderung und legt einen Fördersatz von etwa 60 Prozent fest. Bei kleineren, begrenzten Maßnahmen wäre auch eine höhere Förderung über das ALE-Programm „bodenständig“ möglich.
Die nächsten Schritte sind die Besprechung der Varianten mit dem Wasserwirtschaftsamt. Dabei wird die Kaskadierung der geplanten Anlagen im 2,5 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet berücksichtigt. Außerdem ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen. Das Wasserwirtschaftsamt Hof prüft das Ergebnis der Studie noch und veröffentlicht es im Bayern-Atlas.
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