Speichersdorf
28.06.2022 - 11:31 Uhr

Spatenstich bei Speichersdorf für bayernweit einzigartigen Solarpark

Die Gemeinde Speichersdorf nimmt die Energiewende selbst in die Hand. Mit dem Spatenstich startete das Großprojekt zum Ausbau der regenerativen Energien als Vorzeigemodell eines Bürgersolarparks.

"Viel Sonnenschein brauchen wir künftig für unsere Photovoltaikanlage, der Regen heute soll uns Glück bringen. Wir nehmen die Energiewende selbst in die Hand. Zusammen mit regionalen Partnern und unseren Bürgern errichten wir einen Bürgersolarpark als spezielles Speichersdorfer Modell", erklärte Bürgermeister Christian Porsch. Am Bauort, an den beiden bestehenden Windrädern südlich des Weilers Teufelhammer, hieß er unter anderem Landrat Florian Wiedemann willkommen.

Ganze Kommune versorgen

An der Umsetzung des Solarparks wirkten die Gemeinde maßgeblich und die Bürgerbeteiligung in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro mit, erläuterte Porsch. Zusammen mit der angestrebten Vollversorgung der Kommune mit Strom seien dies bayernweit Alleinstellungsmerkmale. Die Wertschöpfung bleibe damit zum Großteil in der Region. Die Bürgersolarpark Speichersdorf GmbH & Co.KG übernehme den Betrieb des Solarparks. Die Gemeinde sei mit 51 Prozent Hauptgesellschafter, die Raiffeisenbank am Kulm und die regionale Bürgerenergiegesellschaft Inkas+Solar GmbH & Co.KG übernähmen jeweils zur Hälfte die restlichen Kommanditisten-Anteile.

Die Finanzierung des mit rund 13 Millionen Euro veranschlagten Parks erfolgt über die Sparkasse Oberpfalz-Nord und die KfW-Bank. Porsch hob heraus, dass sich die Bürger über ein Crowd-Founding-Modell der DKB-Bank mit festverzinsten Anteilen bis zu einer Höhe von 25 000 Euro und 2,6 Millionen Euro Gesamtvolumen mit 10 Jahren Laufzeit beteiligen können. "Dieses Konstrukt ist einmalig und wurde in allen Stadien einstimmig durch den Gemeinderat in gutem Miteinander und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit regionalen Partnern auf den Weg gebracht", so Porsch.

Module aus Rotterdam

Die ersten Zaunreihen stehen bereits, mit dem Einrammen der Trägerposten wurde ebenfalls begonnen. Die Voltaikmodule werden derzeit in Rotterdam entladen, so dass absehbar keine Verzögerungen des Baufortschritts eintreten werden.

Der Bürgersolarpark Speichersdorf entsteht auf zwei Teilflächen im Bereich der Bahnlinie Speichersdorf-Weiden westlich des Bahnüberganges bei Guttenthau und im Bereich der bestehenden beiden Windräder südlich des Weilers Teufelhammer. Die Anlage mit einer Leistung von 18,9 Megawattpeak erzeugt im Jahr rund 20 Millionen Kilowattstunden Strom aus der Sonne. Damit können über 5800 Haushalte oder 23 000 Menschen mit regenerativem Strom versorgt werden.

Der dazu gegründeten GmbH & Co.KG wurde durch die Bundesnetzagentur eine Stromeinspeisungsvergütung von 5,14 Cent/Kilowatt auf 20 Jahre Laufzeit zugesichert. Der Bebauungsplan ist bereits seit März 2022 rechtskräftig und es besteht Baurecht. "Sogar die Einführung eines eigenen Stromtarifes für alle Speichersdorfer Verbraucher ist denkbar, aber noch Zukunftsmusik", meinte Porsch. Die beiden Vertreter der Firmen Primus und Fronteris-Gruppe aus Regensburg informierten über die Rahmenbedingungen zur Planung und technischen Umsetzung.

"Eine Gemeinde, die in Sachen erneuerbarer Energien derart forsch vorangeht, haben wir selten erlebt. Der Bürgersolarpark ist eine Chance für alle, unabhängig von fossiler Energie zu werden", so die beiden Vertreter. Primus sorge für die planerische Umsetzung und die Fronteres-Gruppe für die schlüsselfertige Herstellung der Photovoltaikanlagen. Es werden 35 300 Solarmodule des Herstellers Suntec in drei übereinander angelegten Reihen verbaut. Durch die Streulichtnutzung wird ein Mehrertrag von drei bis fünf Prozent erzielt. Die aufnehmende Stahlkonstruktion ist zur besseren Pflege durch Beweidung der darunter liegenden Rasenfläche einen Meter hoch. Die Anlage erhält 77 Wechselrichter und 7 Trafos. Eingespeist wird in das Umspannwerk bei Plössen. Die Fertigstellung ist zum Jahresende 2022 geplant.

"Es wird ein wichtiger Schritt gemacht, der fatalen Abhängigkeit von einem Energielieferanten wie Russland entgegenzutreten", verdeutlichte Landrat Florian Wiedemann in seinem Grußwort. Die Möglichkeit, dass sich auch Bürger daran finanziell beteiligen können, habe die Akzeptanz der bereits mit zwei Windrädern vorbelasteten Teilfläche erhöht.

Hintergrund:

Bürgersolarpark in Zahlen

  • Anzahl der Module: 35 300
  • Leistung: 18,9 Megawattpeak
  • erzeugter Strom: jährlich etwa 20 Millionen Kilowattstunden
  • Kosten: rund 13 Millionen Euro
  • Fertigstellung: Ende 2022
 
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