Dem Gemeinderat lag der Entwurf eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes zur Erweiterung der Freiflächenphotovoltaik auf Gemeindegebiet vor. Der Entwurf trägt den bezeichnenden Namen "Bürgersolarpark Speichersdorf". Dieser soll nach Antrag der sich in Gründung befindlichen Gesellschaft Bürgersolarpark mbH & Co.KG auf Flächen entlang der Bahnlinie Speichersdorf-Weiden und nahe Teufelhammer errichtet werden.
"Das Speichersdorfer Modell mit Kommune, örtlichen Organisationen, Banken und Bürgern als Gesellschaftskonstrukt ist neu. Wenn wir schon die Möglichkeit haben, unsere Bürger an solchen Projekten zu beteiligen, dann sollten wir das tun. Damit können wir die Wertschöpfung möglichst in der Region behalten und alle interessierten Institutionen und Bürger daran beteiligen", erklärte Bürgermeister Christian Porsch.
Auf drei zusammenhängenden Einzelflächen südlich von Roslas und südwestlich des Weilers Teufelhammer sollen auf einer Gesamtfläche von 17,5 Hektar zwei Freiflächenphotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 19,5 Megawatt/Peak ausgewiesen, von der Firma Primus aus Regensburg projektiert und von der Bürgersolarpark GmbH & Co.KG gebaut werden. Es wird ein Gesamtstromertrag von 20 767 500 Kilowattstunden pro Jahr prognostiziert. Dies entspricht dem Energieverbrauch von über 5000 Haushalten.
Finanzierung per Crowdfunding
An der Gesellschaft sollen sich die Gemeinde mit 50 Prozent sowie die örtliche Raiffeisenbank am Kulm, die 2008 als Bürgerinitiative gegründete Inkas-Solar GmbH & Co KG aus Speichersdorf und die kommunale Gesellschaft Bioenergie Speichersdorf als Kommanditisten sowie Bürger beteiligen. Die Finanzierung sollen die Sparkasse Oberpfalz-Nord und die DKB-Bank mit ihrem Crowdfunding-Modell übernehmen. Die Bioenergie Speichersdorf könnte die Geschäftsbesorgung übernehmen.
"Wenn wir schon die Möglichkeit haben, unsere Bürger an solchen Projekten zu beteiligen, dann sollten wir das tun."
Eine eventuelle Zeichnungsphase soll regional gestaffelt geöffnet werden. Bei einem nicht ausgeschöpften Volumen wird dann der Kreis der Investoren größer gefasst. Die Gewerbesteuer und Erlöse würden bei diesem Modell in der Kommune bleiben.
Ein Vertreter der Firma Primus erläuterte, dass dieses Unternehmen bereits Projekte in der Gemeinde verwirklicht habe. Die an der Bahnstrecke gelegene Fläche umfasst rund 8 Hektar und die bei Teufelhammer etwa 10 Hektar. Diese befindet sich nach dem novellierten Gesetz für Erneuerbare Energien (EEG) im baurechtlich bevorzugten 200-Meter-Streifen entlang der Bahnstrecke. Bei der zweiten Fläche handelt es sich um einen landwirtschaftlich benachteiligten Bereich, der nach dem EEG förderfähig ist. Darauf befinden sich auch zwei alte Windkraftanlagen. Eingespeist wird mittels einer gemeinsamen Kabeltrasse im Werk Speichersdorf.
Wegezustand dokumentieren
Porsch ergänzte, dass für die Fläche bei Teufelhammer bereits 2010 ein Aufstellungsbeschluss gefasst wurde. Die Durchführung scheiterte am zu schließenden Vertrag mit dem Betreiber der Windkraftanlagen. Das Verfahren ruhte bis heute. Klärungsbedarf sah Bernhard Stahl (CSU) zur Belastbarkeit der Zufahrten für Baufahrzeuge. Diese sollen nach Meinung des Gemeindeoberhaupts über Plössen die künftige Baustelle an der Bahn anfahren. Der Wegezustand wird vor und nach der Baumaßnahme dokumentiert und der Erhalt damit gewährleistet.
Rudi Kirchberger (UBV) regte an, die preisgünstigere Nutzung des erzeugten Stromes durch Speichersdorfer Bürger zu prüfen. Dies wird nach Feststellung des Bürgermeisters ins Auge gefasst. Ortssprecher Heiko Adelhardt wünschte sich wegen des großen Flächenverbrauches, ein besonderes Augenmerk auf die ökologische Ausgestaltung des mit Photovoltaikmodulen bebauten Geländes zu legen. Damit ließe sich der Eingriff in die Natur möglichst gering halten. Der Primus-Vertreter wies darauf hin, dass dieser Wunsch in die naturschutzrechtliche Wertung einfließen soll.
Für die in Anspruch genommene Fläche müssen zudem bis zu 20 Prozent Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden. Den Einleitungsbeschluss für das Aufstellungsverfahren für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan fasste der Gemeinderat einstimmig.
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