Speinshart
21.08.2019 - 12:55 Uhr

Abend der Solo-Könige

Genug der orchestralen Glanzlichter. Nun bestimmen die Solisten des Sinfonieorchesters der Ukraine das Programm der Speinsharter Sommerkonzerte. 13 junge Leute dürfen ihre überragenden Talente wortwörtlich ausspielen.

Eine Truppe des Sinfonieorchesters der Ukraine tritt am Dienstagabend in Speinshart als Solisten auf. Bild: do
Eine Truppe des Sinfonieorchesters der Ukraine tritt am Dienstagabend in Speinshart als Solisten auf.

Frische und Klangschönheit waren am Dienstagabend in der wiederum vollbesetzten Klosterkirche zu hören. Nach dem entfesselnden orchestralen Ereignis am Sonntag bewiesen junge Solisten mit viel „Divertimento“, so der Konzerttitel, besondere Feinheiten aus ihrem Repertoire. Thomas Englberger, Leiter der Internationalen Begegnungsstätte, nannte die Künstler eine „Demokratie der Könige“ und zitierte mit eigenen Worten die Wiener Philharmoniker: „Weil jeder Einzelne ein Solo-König ist.“ Moderatorin Isabell von Bredow-Klaus von der Festival-Leitung ergänzte diese Feststellung mit Hinweisen zum deutsch-ukrainischen Musikprojekt und verwies an die Teilnahme von fast 90 jungen Leuten beim Festival junger Künstler aus 16 Städten der Ukraine.

Zur glänzenden Visitenkarte aus ihrer ukrainischen Heimat gehörte eine Mischung aus Folklore und Pathos. Vom Solo bis zum Quartett wurde der Abend zum heiteren Festival-Spezial, ein Divertimento eben. Es muss ja nicht nur Mozart, Brahms oder Beethoven sein. Besonders die elegischen und tänzerischen Partien von Kompositionen aus der Ukraine wurden von den Zuhörern mit viel Beifall aufgenommen. Bemerkenswert schon der erste Beitrag: Mit „Metamorphosen“ bezauberte Daniil Honobolin, Fileus des Komponisten Oleksandr Honobolin. Auch Geschwisterpaare trumpften auf, wie zum Beispiel beim „Choros Nr. 2“ von Heitor Villa Lobos. Es machte einfach Spaß, den Konzerttitel auf sich wirken zu lassen.

Die relativ kurzen und prägnanten, technisch wie poetisch anmutenden Stücke klangen in der Klosterkirche zärtlich und heiter, wenn auch in einem Werk auf das „Brand-Thema“ der Umweltzerstörung hingewiesen wurde. So kam im Violine-Solo „Ode to Birds“ des Komponisten Sergeii Havrylyuk musikalisch die Bewahrung der Schöpfung zum Ausdruck. Harfe und Fagott gingen derweil in „The way ahead“ ein Bündnis ein. Diesen „Weg voraus“ bahnten sich schließlich die drei feschen Damen Oleksandra Vaylieva, Alina Sapunkova und Yana Sapunkova mit dem Fagott. Das Fagott-Trio trumpfte danach mit einem musikalischen Klassiker auf. In Speinshart bezauberten die Drei in einer Jazzbearbeitung mit Auszügen aus „Der Nussknacker“ von Pjotr Tschaikowski.

Felix Mendelssohn Bartholdy war ein reiselustiger Mensch. Ein Reise in die Heimat der Maria Stuart, der blutigen Balladen und des Whisky, inspirierte den Komponisten zur unbekümmerten Ouvertüre zu Shakespeares „Sommernachtstraum“. Dieser Shakespeare-Vertonung nahm sich in Speinshart das Flöten-Quartett der Ukrainer an. Die Schauspielmusik gehörte zu den Höhepunkten des Konzerts. Die malerische Tonsprache entführte direkt in Oberons Zauberwald. Außerordentliches Empfinden für die Klangbalance fand zum Konzertschluss ein Klarinetten-Duo mit der „Sonate“ von Francis Poulenc. Starker Beifall begleitet den Abgang der Akteure. Eine Begegnung im Kreuzgang des Klosters schloss sich an.

Lustvoll und zukunftsweisend ist der Auftritt des Fagott-Damen-Trios, gehört doch das Fagott in der Ukraine zur Männerdomäne Bild: do
Lustvoll und zukunftsweisend ist der Auftritt des Fagott-Damen-Trios, gehört doch das Fagott in der Ukraine zur Männerdomäne
Technisch und poetisch anspruchsvoll brillieren Harfinistin Dariia Ahapova und Klarinettist Vitalii Lysdhko. Bild: do
Technisch und poetisch anspruchsvoll brillieren Harfinistin Dariia Ahapova und Klarinettist Vitalii Lysdhko.
 
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