Noch beim Lichtmessempfang des Klosters und der Gemeinde am 10. Februar war Pater Hermann Wolf ein herzlicher Gesprächspartner, auf den man gerne zuging, weil sein frohes Naturell jedwede Distanz und Fremdheit verbannte und stattdessen Zuneigung schuf für alle und jeden. So war er bis in seine fast 90 Jahre hinein jung geblieben, bereit, Menschen anzunehmen und sie zu verstehen. Ein Optimist, der aus der Kraft der Hoffnung lebte, die ihm sein Glauben gab. Unerwartet bleibt seine Lebensuhr jedoch am Dienstagnachmittag im Kemnather Krankenhaus stehen.
Schon seit längerem war der Senior des Klosters an den Rollstuhl "gefesselt". Doch Lebensmut und sein sonniges Gemüt versprühten stete Zuversicht und Gottvertrauen. Doch der ehemalige Prior der Prämonstratenser-Abtei Speinshart wusste wie jedermann, wie viel Uhr es ist, aber nicht, wie spät. Nur der Herr allein wusste es, als er die Jahresringe des Paters wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag am 19. Februar beendete. Das Leben hat Pater Hermann nichts geschenkt. Aber gerade deshalb wuchsen in ihm die Charakterzüge Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. An diesem Manne war kein Falsch. Sein Bekenntnis zum Glauben und zu einem besseren Menschsein ließ ihn, das sudetendeutsche Gewächs, zu den großen Persönlichkeiten des Klosters Speinshart heranwachsen.
Geboren wurde er am 19. Juli 1929 als Josef Robert Wolf im tschechischen Klattau (Klatovy). Speinshart kannte er schon seit seiner Kindheit. In den Ferien besuchte der Bub regelmäßig seinen Onkel Prälat Gereon Motyka. Nach familiären Schicksalsschlägen während des Zweiten Weltkrieges kam "Josef Robert" ganz nach Speinshart.
Es folgte das Abitur am Augustinus-Gymnasium in Weiden und am 29. August 1949 der Eintritt in die Abtei Speinshart. Mit der Einkleidung wechselte Josef Robert Wolf seinen Namen in Hermann Wolf. 1955 in Speinshart zum Priester geweiht, folgten Kaplanjahre in Pressath. Nach dem Tod von Prälat Motyka wurde Wolf 1969 Nachfolger des Prälaten als Prior-Administrator der Abtei Speinshart. Von 1982 bis 1992 amtierte er als Regierender Prior. Pater Hermann wirkte zudem 35 Jahre als Religionslehrer an der Berufsschule in Eschenbach und als Pfarrer in Schlammersdorf. 1972 wählten die Speinsharter den Ordensmann mit der höchsten Stimmenzahl aller Kandidaten in den Gemeinderat. Dieses Amt gab er nach einer Wahlperiode 1978 wieder auf.
Zum 80. Geburtstag skizzierten zahlreiche Gratulanten den ehemaligen Prior als humorvollen, leutseligen, hilfsbereiten und tatkräftigen "Jünger Jesu". Beim 60-jährigen Priesterjubiläum 2015 zeigte der Jubilar wie so oft sein gütiges Geschick, seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute und den tiefsinnigen Humor, der den Chorherrn sein ganzes Leben lang begleitete.
Pater Hermann Wolf liebte seine Gemeinde und seine Abtei. Mit wachem Herzen nahm er bis zuletzt zum Teil als Konzelebrant an den Gottesdiensten in der Klosterkirche teil und freute sich über alle pastoralen Entwicklungen und Initiativen. Der Trauergottesdienst findet am Montag, 25. Februar, um 15 Uhr in der Klosterkirche statt. Danach wird Pater Hermann Wolf im Konventgrab des Friedhofs in Speinshart bestattet.













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