Speinshart
18.09.2019 - 12:17 Uhr

"Was das Auge nicht sieht, will das Herz nicht haben“

Die mit Preisen ausgezeichnete Münchner Künstlerin Gabriele Stolz stellt in Speinshart ihre markanten Werke aus. Zur Einführung gehört ein Dialog zwischen der Künstlerin und Thomas Englberger.

Alte Architekturpläne mit rätselhaften Linien bilden die Grundlage für die Collagen der Münchner Künstlerin Gabriele Stolz, die sie aus Zeichnungen und Malerei kombiniert. Für ihre Arbeiten hat Gabriele Stolz schon viele Auszeichnungen erhalten. Bild: do
Alte Architekturpläne mit rätselhaften Linien bilden die Grundlage für die Collagen der Münchner Künstlerin Gabriele Stolz, die sie aus Zeichnungen und Malerei kombiniert. Für ihre Arbeiten hat Gabriele Stolz schon viele Auszeichnungen erhalten.

Das Gespräch zwischen dem Leiter der Begegnungsstätte und Gabriele Stolz schaffte eine erste Annäherung an die ausgestellten Werke. Die examinierte Kunsterzieherin schilderte dabei ihre verblüffend realistischen Vexierbilder aus dem Alltagsleben in Form von Kombinationen aus Zeichnung, Collage und malerischen Elementen. In ihre Werke untrennbar eingeschrieben ist die kalte Logik architektonischer Baupläne. Trotz dieser Logik entwickeln sich die Bilder zu kleinen Schatzkammern möglicher Geschichten, die vielschichtig und rätselhaft bleiben.

Die freiberufliche Künstlerin aus Höchstädt/Donau mit Wahlheimat München erklärte bei der Ausstellungseröffnung im Oberen Konventgang des Klosters: „Meine Arbeiten lassen viel Raum für Beobachtungen, Träume und phantasievolle Sinnverbindungen.“ Seit 1996 benutzt sie Radierungen aus ihrem künstlerischen Anfangsschaffen, um sie zu „überarbeiten“. Ihre Bilderserien sind deshalb nicht abgeschlossen. Ihr Schaffensprinzip ist das immerwährende Recycling. Stolz baut Zeichnungen, Gemaltes, Textteile und andere Versatzstücke in immer dieselben Vorlagen ein, als wäre es ein genetischer Code, den sie variiert.

Diese Handschrift der stetigen Veränderung ist in den Werken unverkennbar. „Ein Bild zu gestalten ist viel interessanter, wenn schon etwas da ist“, sagte Stolz, und „es geht um die Erforschung des eigenen Vorstellungsvermögens“, erläuterte die Künstlerin den staunenden Besuchern. Immer das gleiche Ausgangsprodukt nicht als Beschränkung zu sehen, sondern als Aufforderung, neue Wege für Bearbeitung und Aussage zu finden, sei ihr besonders wichtig, so Gabriele Stolz.

Deshalb heißt es bei den Bildbetrachtungen: „Augen auf. Was das Auge nicht sieht, will das Herz nicht haben.“ Die Licht- und Schattenspiele geben zwar immer wieder Rätsel auf. Wer sich den Bildern nähert, entdeckt schließlich den Grenzbereich zwischen Traum und Alltag. „Fern – Nähe“ heißt deshalb auch der treffende Titel der Ausstellung. Zudem besitzt Gabriele Stolz eine riesige Sammlung an Sprüchen und Zeitungsausschnitten, die sie in die Zeichnungen integriert. Klingelköpfe wecken das Interesse, Textzeilen reizen zum Lesen, zum Entschlüsseln. Daraus entstehen reale Dinge, Bruchstücke aus Lebensgeschichten.

Lange bevor die Scherzfrage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ auftaucht, entscheidet sich Gabriele Stolz für deren Umkehrung. Denn sie macht aus allem, was normalerweise weg kann, Kunst. Die faszinierenden Ergebnisse ihrer Leidenschaft sind seit Sonntag im Oberen Konventgang des Klosters zu besichtigen. Bilder wie zum Beispiel „Die innere Stimme“ oder die Zeichnung „Zeitkurven“ bedürfen der intensiven Auseinandersetzung mit den Kunstwerken von Gabriele Stolz. Auch mit ihrer mährischen Herkunft beschäftigt sich die Künstlerin, wie etwa in der Bildmontage „Fremde Heimat“.

Die Liste ihrer Kunstausstellungen und Auszeichnungen ist beeindruckend. Seit mehr als 30 Jahren macht Gabriele Stolz ihre „Schätze“ von Hamburg bis Florenz bekannt. 2018 erhält sie den Sudetendeutschen Kulturpreis für Bildende Kunst und Architektur.

Die Ausstellung in Speinshart ist bis 3. November zu sehen. Öffnungszeiten sind jeweils die Sonn- und Feiertage zwischen 13.30 und 17 Uhr.

 
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